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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Brüstung.
    Einige der Steine lösten sich unter
seinen Füßen, und er preßte sich an die moosbedeckte Wand und holte einen tiefen
Atemzug. Falls die Kleine das Glück hat, diesen Wahnsinn zu überleben, schwor
er sich, bringe ich sie eigenhändig um!
    »Seid vorsichtig«, riet Annie, als
sei er derjenige, der gerettet werden müßte.
    Rafael spürte, wie ihm das Blut in
den Nacken schoß und in die Wangen, als er sich ihr sehr langsam und sehr
vorsichtig näherte. »Ich hatte nicht vor, hier einen Handstand aufzuführen,
Miss Trevarren«, entgegnete er nüchtern, denn es war weder der geeignete Moment
noch der geeignete Ort, um die Beherrschung zu verlieren. Wenn beide das Glück
hatten, zu überleben, würde er sich diesen Luxus später noch leisten können.
    Sobald ich sie drinnen habe, schwor er sich, wird sie eine
Strafpredigt von mir hören, die sie nie vergessen wird. Und danach warf er
sie vielleicht in ein Verlies oder hängte sie an den Daumen auf ...
    Diese Gedanken gaben ihm die Kraft,
Annie zu erreichen und einen Arm um ihre Taille zu schlingen. »Also gut, Miss
Trevarren«, sagte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand, »Sie können das
Mauerwerk jetzt loslassen. Wir werden zurückgehen — sehr langsam und ohne
schnelle Bewegungen natürlich, weil wir sonst beide unten auf dem Hof enden.
Ist das klar?«
    Er spürte, wie sie sich versteifte.
»Glaubt mir, Hoheit«, sagte sie kühl, »Ihr habt Euch deutlich genug
ausgedrückt.«
    Rafael riskierte einen Schritt,
hielt den Atem an und stieß ihn erst wieder aus, als er sah, daß der
Mauervorsprung hielt. Indem er etwas murmelte, das sogar für ihn jeden Sinn
entbehrte, setzte er zu einem zweiten Schritt an. Mauerwerk bröckelte und
stürzte lautlos in die Tiefe; der Regen war stärker geworden, durchnäßte
Annies Kleider und ihr Haar, löschte die Fackeln unten im Hof und ließ den
moosbedeckten schmalen Wehrgang nun auch noch glitschig werden.
    Ein rascher Blick auf Annie verriet
Rafael, daß sie die Tränen zurückhielt, und das rührte ihn irgendwie. Miss Trevarren
mochte närrisch und unvorsichtig sein, aber er bewunderte ihren Mut und ihre
Tapferkeit.
    »Es wird schon gutgehen«, sagte er
um einiges sanfter als zuvor.
    Annie stand wie er mit dem Rücken
dicht an die Wand gedrängt und hielt einen Arm ausgestreckt, um das Gleichgewicht
zu halten. Sie befanden sich jetzt schon viel näher an der Tür. »Ich dachte nur
gerade an mein neues gelbes Kleid«, erwiderte sie ganz ernsthaft. »Es wäre eine
Schande, wenn ich es nie tragen könnte.«
    Einen winzigen Moment lang war
Rafael versucht, sie über den Mauerrand zu schubsen und die Sache zu beenden,
ein für allemal. »Das ist meine geringste Sorge«, erwiderte er knapp. Aus dem
Augenwinkel sah er, daß Barrett in der Tür stand und ein zusammengerolltes Seil
in der Hand hielt.
    »Aber nur, weil Ihr kein gelbes
Kleid besitzt«, versetzte Annie in einem Ton, der sogar eine solch alberne
Bemerkung vernünftig klingen ließ.
    Rafael fühlte einen Muskel an seiner
rechten Wange zucken. Das Seil wurde ihm zugeworfen, und er fing mit der freien
Hand das eine Ende auf, wobei er fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Gelb
war nie meine Farbe«, antwortete er trocken. »Hier. Wir werden das Seil um
Ihre Taille binden. Falls Sie stürzen, wenn Sie die Kluft im Wehrgang überschreiten,
was gut möglich ist, geraten Sie bitte nicht in Panik. Barrett ist durchaus in
der Lage, Ihr Gewicht zu halten und Sie in Sicherheit zu ziehen.«
    Annies Augen weiteten sich, und zum
ersten Mal fiel Rafael auf, daß sie von einem sehr intensiven Blau waren, so
dunkel fast wie Tinte. »Und Ihr, Hoheit?«
    Er erlaubte sich einen tiefen
Seufzer. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn er stürzte; es würde den
Rebellen die Mühe ersparen, ihn gefangenzunehmen, zu verurteilen und zu hängen,
ganz zu schweigen davon, daß es seine Untertanen vor einem langen,
kostspieligen Bürgerkrieg verschonen würde ...
    Während er das Seil um Annies Taille
schlang und verknotete, erwiderte er: »Ja, Miss Trevarren — was ist mit mir?«
    »Fertig?« rief Barrett in der
zunehmenden Dunkelheit.
    »Ja«, antwortete Rafael mit einem
Blick auf Annies regennasses Gesicht, und im nächsten Augenblick, bevor er zu
lange darüber nachdenken konnte, manövrierte er sie um sich herum.
    Sie schrie auf, als ein Stück des
Wehrgangs nachgab und sie abstürzte. Heftig schwankend und mit beiden Händen an
das Seil geklammert, blieb sie hoch über

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