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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Lust
zum Gaffen hatten, mussten sich mühsam durch die Schaulustigen drängen. Dabei kam
es zu allerlei Rempeleien, ein dicker deutscher Tourist und ein bunt tätowierter
Brite wurden handgreiflich. Der Brite hieb dem Dicken die Faust ins Gesicht. Dieser
wankte kurz und schlug dann wie ein wildes Tier um sich. Er traf den Briten, seine
eigene Frau sowie andere Unbeteiligte. Glücklicherweise wurde er von seinem Sohn
und einigen Umstehenden gepackt und an weiteren Rundumschlägen gehindert. Der kurz
geschorene Brite nutzte diese Schwäche des Gegners, spuckte ihm ins Gesicht und
verschwand blitzartig in der Menschenmenge.
     
    Inzwischen näherte sich vom Rialto
ein Polizeiboot dem Ponte dell’Accademia. Die Gondel mit den beiden Gondolieri kam
unter der Brücke ebenfalls wieder zum Vorschein. In ihr lag ein Bündel nacktes Fleisch.
Sie fuhr zum Anlegesteg zurück, wo sich bereits die Kellner der angrenzenden Bar
sowie unzählige Schaulustige drängten. Die Gondolieri halfen, das Stück Fleisch,
das nun als Knabenkörper erkennbar war, auf den Steinboden des Kais zu legen. Das
Polizeiboot legte an, drei Polizisten sprangen auf den Bootssteg. Einer gab seinen
Kollegen leise Weisungen, worauf diese entschlossen die Menge zurückdrängten. Er
selbst trat auf den Knabenkörper zu, den die Gondolieri seitlich auf den Boden gelegt
hatten. Er streifte sich Plastikhandschuhe über und drehte die Leiche vorsichtig
in Rückenlage. Ein Raunen ging durch die Menge. Aus dem Munde des Knaben baumelte
schwarzgrüner Seetang, der schleimig glänzte. Algen verklebten sein Haar und Teile
des Gesichts. Das Raunen der Gaffer veranlasste den Polizisten, eine unwillige Kopfbewegung
zu machen. Er gab seinen Kollegen mit einem Handzeichen zu verstehen: Verscheucht
sie endlich! Ein weiterer Polizist, der Fahrer, der das Motorboot an der Mole angebunden
hatte, half nun seinen beiden Kollegen, die sensationslüsterne Menge zurückzudrängen.
Der bei dem Knaben stehende Beamte sprach in sein Handy, dann begann er die beiden
Gondolieri, die den Knabenkörper aus dem Wasser geholt hatten, zu befragen.
     
    Zwei Vaporetti hatten kurz zuvor
bei der Landestelle Accademia angelegt, und der übliche Touristenschwall ergoss
sich auf die schmale Piazza vor der Brücke. Wobei es einen recht beachtlichen Teil
davon ein Stück weiter zu der Menschentraube hinzog, die sich gebildet hatte. Die
Neuankömmlinge wollten natürlich sehen, was hier los sei. Sie drängten von hinten
in die Menge. Diese wiederum schob nach vorn, ungeachtet der Bemühungen der drei
Polizisten, sie aufzuhalten. Als der Kreis um den Knabenkörper immer enger wurde,
nahm der Polizist, der die Amtshandlung leitete, das schmale Bündel Mensch in seine
Arme und trug es über den Steg zum Polizeiboot hinaus. Er hatte das Boot noch nicht
erreicht, als ein klagender Aufschrei die mittägliche Schwüle zerriss. Schlagend,
tretend und wie irre brüllend stürzte ein groß gewachsener Mann in langen, grauen
Stoffhosen und weißem Polohemd dem Polizisten nach. Er versuchte, ihm den Knaben
zu entreißen. Der Polizist taumelte, ließ aber nicht los und gab dem Angreifer schließlich
einen Tritt. Dieser rutschte aus und fiel rücklings mit einem lauten Platscher ins
schmutzige Wasser. Die anderen Polizisten eilten herbei, zwei halfen ihrem Vorgesetzten,
die Leiche auf dem Polizeiboot zu verstauen. Der dritte bückte sich und reichte
dem im Wasser wild um sich Schlagenden die Hand. Mühsam zog er ihn auf den Steg,
ein Polizist kam vom Boot zurück, trat hinter den Mann und verpasste ihm mit routinierten
Griffen Handschellen. Der völlig durchnässte Angreifer hatte aufgehört zu schreien.
Er rang nach Luft, hustete, spuckte und würgte Wasser. Die Polizisten zogen ihn
aufs Boot und zwangen ihn, sich zu setzen. Mit aufheulendem Motor legte das Polizeiboot
ab. Plötzlich schrie der Gefesselte, den Lärm des Motors übertönend:
    »Mein Sohn!
Was habt ihr mit meinem Sohn getan?«

Zwei
     
    » No,
no, no, Signori! Nicht diese enormi Spotlights. Enormi Spotlights nicht gut. Niente Spotlights. Im Palazzo genug luce. Luce naturale,
capito? Mit luce naturale Film drehen. Enormi Spotlights machen Fresken kaputt.
Damage Fresken, das sehr teuer. Wenn Fresken kaputt, ich kaputt, du kaputt, tutto
kaputto. Niente Spotlights! Solo luce naturale! Capite?« Es folgte eine heftige
waagerechte Bewegung mit der flachen Hand, und dann zog er den zentralen Stecker
heraus. Die riesigen Scheinwerfer verloschen mit einem

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