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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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ihn beinahe völlig, aber Blaze konnte seine Mütze sehen, ein Stück nach links gedreht – auf die Glücksseite.
    »Komm schon, Blaze! Komm schon, du Scheißtransuse! Zeig denen deine Fersen! Zeig denen, wie’s bei uns läuft, gottverdammt!«
    Blaze lief schneller. Die erste Kugel erwischte ihn in der rechten Wade. Sie schossen niedrig, um das Baby zu schützen. Es bremste ihn aber nicht; er spürte es nicht einmal. Die zweite erwischte ihn von hinten in seinem Knie und jagte ihm die Kniescheibe in einem Sprühregen aus Blut und Knochenfragmenten weg. Blaze spürte nichts. Er lief weiter. Später würde Sterling sagen, er hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Bastard wäre einfach weitergelaufen. Wie ein Elch mit Bauchschuss.
    »Hilf mir, George! Ich stecke in Schwierigkeiten!«
    George war fort, aber Blaze konnte seine raue, krächzende Stimme hören – der Wind trug sie ihm zu. »Jep, aber du hast es fast hinter dir. Gib Gas, Baby.«
    Blaze gab Gas. Der Abstand wurde größer. Er hatte den toten Punkt überwunden, legte noch mal richtig zu. Er und Joe würden also doch noch entkommen. Es war verdammt knapp gewesen, aber am Ende würde doch noch alles gut. Er schaute zum Fluss hinaus, strengte seine Augen an, versuchte, George zu erspähen. Oder einen Vogel. Nur einen Vogel.
    Die dritte Kugel erwischte ihn in die rechte Arschbacke, wurde nach oben abgelenkt, zerschmetterte ihm die Hüfte. Die Kugel selbst löste sich in Einzelteile auf. Das größte Stück bog nach links ab und zerfetze seinen Dickdarm. Blaze schwankte, stürzte beinahe, lief dann jedoch weiter.
    Sterling hatte sich inzwischen auf ein Knie heruntergelassen, hielt die Kanone mit beiden Händen. Er zielte schnell,
beinahe schon lässig. Der Trick bestand darin, nicht zu viel zu denken. Man musste nur auf seine Hand-Augen-Koordination vertrauen und es einfach geschehen lassen. »Herr, tu Dein Werk«, sagte er.
    Die vierte Kugel – Sterlings erste – erwischte Blaze im Kreuz, durchtrennte sein Rückenmark. Es fühlte sich an, wie von einer großen Hand in einem Boxhandschuh unmittelbar oberhalb der Nieren getroffen zu werden. Er ging zu Boden, und Joe flog aus seinen Armen.
    »Joe!«, schrie er und versuchte sofort, sich auf den Ellbogen vorzurobben. Joes Augen waren offen; er sah ihn an.
    »Er geht auf das Kind los!«, brüllte einer der Deputies.
    Blaze griff mit einer großen Hand nach Joe. Joes eigene Hand, die auf der Suche nach irgendwas in der Luft ruderte, kam seiner entgegen, berührte sie. Die winzigen Finger wickelten sich um Blazes Daumen.
    Sterling stand schwer atmend hinter Blaze. Er sprach leise, sodass die Deputies ihn nicht hören konnten. »Das ist für Bruce, Sweetheart!«
    »George?«, sagte Blaze, und dann drückte Sterling ab.

24
    Auszug aus einer Pressekonferenz vom 10. Februar:
    FRAGE: Wie geht’s Joe, Mr. Gerard?
    GERARD: Die Ärzte sagen, er wird wieder völlig gesund werden, Gott sei Dank. Eine Zeit lang stand es wirklich auf der Kippe, aber die Lungenentzündung ist jetzt auskuriert. Er ist eine echte Kämpfernatur, daran besteht gar kein Zweifel.
    F: Irgendeinen Kommentar zur Art und Weise, wie das FBI den Fall angepackt hat?
    GERARD: Allerdings. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.
    F: Was werden Sie und Ihre Frau jetzt tun?
    GERARD: Wir fahren ins Disneyland!
    [Lachen]
    F: Im Ernst.
    GERARD: Es war beinahe mein Ernst! Wenn die Ärzte für Joey grünes Licht geben, fahren wir alle zusammen in Urlaub. Irgendwohin, wo es warm ist, wo es Strände gibt. Und dann, wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir uns daran machen, diesen Albtraum zu vergessen.
    Blaze wurde in South Cumberland beerdigt, keine zehn Meilen vom Hetton House entfernt und ungefähr gleich weit
von dort, wo sein Vater ihn eine Treppe in einem Mietshaus hinuntergeworfen hatte. Wie die meisten Armen in Maine erhielt er ein Begräbnis auf Kosten der Stadt. An diesem Tag war die Sonne nicht da, und auch keine Trauergäste. Außer den Vögeln. Hauptsächlich Krähen. Auf dem Land gibt es in der Nähe von Friedhöfen immer Krähen. Sie kamen, sie ließen sich auf den Ästen nieder, und dann flogen sie fort, wohin auch immer Vögel fliegen.
     
    Joe Gerard IV. lag hinter einer Glasscheibe in einem Krankenhausbettchen. Ihm ging es wieder gut. Seine Mutter und sein Vater würden noch an diesem Tag kommen, um ihn wieder nach Hause zu holen, doch das wusste er nicht.
    Er hatte einen neuen Zahn, das wusste er; es tat weh. Er lag auf dem Rücken und

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