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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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stand Blaze auf.
    »He, das ist ziemlich gut!«, meinte der Bulle anerkennend. »Achtet er immer so auf dich? Weil, ein großer Junge wie er, in einem Bus voller Leute …«
    »Keine Sorge, der passt immer auf. Von ihm geht keine größere Gefahr aus als von einem Papiersack.«
    »Okay, ich nehme dich beim Wort.« Der Bulle stand auf. Er zog seinen Pistolengurt hoch und drückte mit einer Hand auf Blazes Schulter. Blaze setzte sich wieder auf die Bank. »Pass gut auf dich auf, junger Mann. Hast du Tantchens Telefonnummer, falls du in Schwierigkeiten geraten solltest?«
    »Ja, Sir. Habe ich.«
    »Gut. Weiter so.« Er salutierte kurz vor John und verließ dann schlendernd den Busbahnhof.
    Als er fort war, sahen sie sich an und hätten fast laut losgeprustet. Aber der Fahrkartenverkäufer beobachtete sie, und so schauten sie stattdessen auf den Boden. Blaze biss sich innen auf die Lippen.
    »Haben Sie hier irgendwo eine Toilette?«, rief John dem Fahrkartenverkäufer zu.
    »Hier drüben.« Er zeigte in die Richtung.
    »Komm, Marty«, sagte John, und Blaze hätte brüllen können vor Lachen. Als sie auf dem Klo waren, fielen sie sich schließlich lachend in die Arme.
    »Das war echt gut«, sagte Blaze, als er wieder normal sprechen konnte, ohne in Gelächter auszubrechen. »Woher hast du diesen Namen?«
    »Als ich ihn sah, konnte ich an nichts anderes denken als daran, dass der Richter uns wieder in die Finger bekommt. Und Griffin, das ist der Name eines mythischen Vogels – du erinnerst dich, ich habe dir bei dieser Geschichte in deinem Englischbuch geholfen …«
    »Ja«, sagte Blaze erfreut und erinnerte sich überhaupt nicht mehr an den Griffin, den Greif. »Ja, klar, super.«
    »Aber sie werden doch wissen, dass wir es waren, wenn sie merken, dass wir aus dem Hass-Haus verschwunden sind«, sagte John. Er war völlig ernst geworden. »Der Bulle wird sich todsicher erinnern. Wahrscheinlich wird er auch wütend sein. Mein Gott, und wie wütend!«
    »Wir werden erwischt, stimmt’s?«
    »Nee.« John sah immer noch müde aus, aber der Wortwechsel mit dem Bullen hatte das Funkeln in seine Augen zurückgeholt. »Sobald wir in Boston sind, werden wir von der Bildfläche verschwinden. Nach zwei Kids werden sie nicht besonders gründlich suchen.«
    »Oh. Gut.«
    »Aber jetzt besorg ich uns besser die Tickets. Und du bleibst ein Stummie, bis wir in Boston sind. Ist sicherer so.«
    »Klar.«
    Also kaufte Johnny die Fahrkarten, und sie stiegen in den Bus, der fast ausschließlich mit Typen in Uniform und jungen Frauen mit kleinen Kindern gefüllt zu sein schien. Der Fahrer hatte einen Spitzbauch und einen Breitarsch, aber die Hose seiner grauen Uniform hatte Bügelfalten, und das fand Blaze richtig todschick. Er dachte, es würde ihm gefallen, Greyhound-Busfahrer zu sein, wenn er erwachsen war.
    Die Türen schlossen sich mit einem Zischen. Das leise Grummeln der schweren Maschine schraubte sich zu einem Brüllen hoch. Der Bus setzte zurück und bog auf die Congress Street ein. Sie waren in Bewegung. Sie waren unterwegs nach irgendwo. Blaze konnte gar nicht genug zu sehen kriegen.
    Sie fuhren über eine Brücke und kamen dann auf die Route 1. Ihr Tempo nahm zu. Sie fuhren vorbei an Öltanks und Reklametafeln, auf denen für Motels und PROUTY’S, DAS BESTE HUMMER-RESTAURANT IN GANZ MAINE geworben wurde. Sie fuhren an Wohnhäusern vorbei, und Blaze sah einen Mann, der seinen Rasen sprengte. Der Mann trug Bermudashorts. Der fuhr nirgendwohin. Er tat Blaze leid. Sie kamen an flachen Stränden vorbei, über denen die Möwen kreisten. Was John das »Hass-Haus« nannte, das lag jetzt so weit hinter ihnen. Es war Sommer, und es wurde ein strahlender Tag.
    Schließlich drehte er sich zu John um. Wenn er nicht jemandem sagte, wie gut er sich fühlte, glaubte er, platzen zu müssen. Doch John war mit dem Kopf auf der Schulter eingeschlafen. Im Schlaf sah er alt und müde aus.
    Blaze dachte einen Moment – mit einem beklommenen Gefühl im Bauch – darüber nach, dann drehte er sich wieder zum Fenster des Überlandbusses um. Das Panorama zog ihn an wie ein Magnet. Er genoss den Ausblick und vergaß John für eine Weile, während er den geschmacklosen und irgendwie billig wirkenden Seacoast Strip zwischen Portland und Kittery draußen vorbeigleiten sah. In New Hampshire fuhren sie auf die Autobahn, und dann waren sie in Massachusetts. Kurze Zeit darauf überquerten sie eine große Brücke und waren, so vermutete er, in

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