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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Boston.
    Neonreklamen reihten sich viele Meilen lang aneinander, Tausende Autos und Busse waren auf den Straßen, und Gebäude erhoben sich in allen vier Himmelsrichtungen. Und trotzdem fuhr der Bus noch immer weiter. Sie kamen an einem orange leuchtenden Dinosaurier vorbei, der einen Parkplatz bewachte. Sie kamen an einem riesigen Segelschiff vorbei. Sie kamen an einer Herde Plastikkühe vor irgendeinem Restaurant vorbei. Überall waren Menschen. Sie machten ihm Angst. Gleichzeitig liebte er sie, weil sie ihm fremd waren. John schlief neben ihm weiter, schnarchte ein wenig, weit hinten in seinem Hals.
    Dann fuhren sie über einen Berg, und er sah eine noch größere Brücke mit noch größeren Gebäuden dahinter, Wolkenkratzer, die wie silberne und goldene Pfeile in den blauen Himmel schossen. Blaze wandte schnell seinen Blick ab, als wäre es eine Atombombenexplosion gewesen.
    »Johnny«, sagte er, stöhnte dabei fast. »Johnny, aufwachen. Das musst du dir ansehen!«
    »Hä? Was?« John kam langsam zu sich, rieb sich die Augen mit den Knöcheln. Dann sah er, was Blaze durch das große Panoramafenster erblickt hatte, und er bekam Stielaugen. »Muttergottes!«
    »Weißt du, wohin wir wollen?«, flüsterte Blaze.
    »Ja, ich denke schon. Mein Gott, fahren wir über diese Brücke da? Müssen wir wohl, oder?«
    Es war die Mystic, und sie fuhren darüber. Zuerst nahm sie sie mit hoch in den Himmel und dann wieder hinab bis tief unter die Erde, wie eine gigantische Ausgabe der Devil-Coaster-Achterbahn auf der Topsham Fair. Und als sie dann zu guter Letzt wieder ans Licht der Sonne kamen, schien
diese zwischen Gebäuden, die so hoch waren, dass man ihre Giebel durch die Fenster des Big Dog nicht mehr sehen konnte.
    Als Blaze und Johnny schließlich im Busbahnhof Tremont Street ausstiegen, schauten sie sich als Allererstes nach den Bullen um. Was nicht nötig gewesen wäre. Der Busbahnhof war riesig. Durchsagen plärrten wie die Stimme Gottes aus Lautsprechern über ihren Köpfen. Reisende schwärmten wie Fische umher. Blaze und Johnny kauerten sich dicht aneinander, Schulter an Schulter, als hätten sie Angst vor gegnerischen Strömen Reisender, die sie womöglich trennen könnten, damit sie sich nie mehr wiederfanden.
    »Hier drüben«, sagte Johnny. »Komm.«
    Sie gingen zu einer Reihe von Telefonen. Alle waren besetzt. Sie warteten vor einem Münzfernsprecher am Ende, bis der Schwarze, der dort telefonierte, schließlich seinen Anruf beendete und wegging.
    »Was war das für ein Ding, das der da um den Kopf hatte?«, fragte Blaze und starrte dem Schwarzen fasziniert hinterher.
    »Ach, das ist so was, um seine Haare in Ordnung zu halten. So was wie ein Turban. Ich glaub, man nennt die Doo-Rags. So besondere Kopftücher eben. Glotz nicht so, du siehst aus wie ein Landei. Quetsch dich hier rein zu mir.«
    Was Blaze machte.
    »Und jetzt gib mal einen … Heilige Scheiße, das Ding hier frisst nur Quarter !« John schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie die Leute hier klarkommen. Gib mal ’nen Quarter her, Blaze.«
    Blaze gab ihm die Vierteldollarmünze.
    Auf einem Bord in der Zelle lag ein Telefonbuch, geschützt von einem steifen Plastikumschlag. John blätterte darin, warf den Quarter ein und wählte. Als er sprach, machte er seine Stimme bewusst tiefer. Als er auflegte, grinste er breit.
    »Wir haben zwei Nächte im YMCA an der Huntington Avenue. Zwanzig Mäuse für zwei Nächte! Hey, nenn mich einen Christen!« Er hob die Hand.
    Blaze schlug ein, sagte dann: »Aber wir können doch nicht fast zweihundert Mäuse in zwei Tagen ausgeben, oder?«
    »In einer Stadt, wo schon ein Telefonanruf einen Vierteldollar kostet? Willst du mich verarschen, ey?« John schaute sich mit leuchtenden Augen um. Es war, als gehörte ihm der Busbahnhof und alles, was sich darin befand. Es würde noch sehr viel Zeit vergehen, bis Blaze wieder jemandem begegnete, der genau diesen Ausdruck in den Augen hatte – erst wieder, als er George begegnete.
    »Hör zu, Blaze, lass uns jetzt ein Spiel ansehen. Was sagst du dazu?«
    Blaze kratzte sich am Kopf. Ihm ging das alles viel zu schnell. »Wie denn? Wir wissen doch nicht mal, wie wir da hinkommen.«
    »Jeder Taxifahrer in Boston weiß doch, wie’s zum Fenway Park geht.«
    »Taxis kosten aber Geld. Wir haben nicht …«
    Er sah Johnny lächeln, und auch er begann zu lächeln. Die herrliche Wahrheit stand da wie ein Sonnenaufgang: Doch, sie hatten . Sie hatten das Geld. Und genau dafür war

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