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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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er die Straße gequert hatte. Als wenige Minuten später zwei Wagen der State Police an der Exxon-Tankstelle eintrafen, waren Blazes Fußabdrücke die Böschung hoch zum Reserve nicht mehr als verwischte Vertiefungen. Und während die Trooper mit ihren Taschenlampen die Umgebung um die Telefonzelle absuchten, erledigte der Wind hinter ihnen seine Arbeit.
     
    Fünf Minuten später klingelte Sterlings Telefon. »Er war hier«, sagte der Trooper am anderen Ende. Sterling hörte den Wind im Hintergrund wehen. Nein, kreischen. »Er war hier, aber er ist weg.«
    »Wie, weg?«, fragte Sterling. »Per Auto oder zu Fuß?«
    »Wer weiß? Der Pflug kam durch, unmittelbar bevor wir hier eintrafen. Aber wenn ich raten sollte, dann würde ich sagen, er ist gefahren.«
    »Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie raten. Tankstelle? Hat irgendwer ihn gesehen?«
    »Wegen des Sturms ist hier geschlossen. Selbst wenn sie offen gewesen wäre … Das Telefon befindet sich an einer Wand um die Ecke.«
    »Verdammter Glückspilz«, sagte Sterling. »Gottverdammter Glückspilz. Wir umstellen diese beschissene kleine Hütte in Apex und verhaften vier Herrenmagazine und ein Glas abgegossene Erbsen. Spuren? Oder hat der Wind sie mitgenommen? «
    »Da waren noch Spuren«, sagte der Trooper. »Der Wind hat die Abdrücke zwar verweht, aber er war’s.«
    »Raten wir wieder?«
    »Nein. Es waren große Abdrücke.«
    »Okay. Straßensperren, richtig?«
    »Jede Straße, groß oder klein«, sagte der Trooper. »Das läuft bereits, während wir hier telefonieren.«
    »Forstwege auch.«
    »Ja, auch die Forstwege«, sagte der Trooper. Er klang beleidigt.
    Sterling war’s egal. »Dann sitzt er also in der Falle, ja? Können wir das so sagen, Trooper?«
    »Ja.«
    »Gut. Sobald sich das Wetter morgen ändert, werden wir mit dreihundert Mann dort reingehen. Das dauert jetzt alles schon viel zu lange.«
    »Ja, Sir.«
    »Schneepflug«, sagte Sterling. »Ich glaub’s einfach nicht.« Er legte auf.
     
    Als Blaze wieder am HH ankam, war er völlig erschöpft. Er kletterte über den Maschendrahtzaun und fiel mit dem Gesicht voran auf der anderen Seite in den Schnee. Seine Nase war blutig. Er hatte den Rückweg in gerade mal fünfunddreißig Minuten geschafft. Er rappelte sich auf, schwankte um das Gebäude und ging hinein.
    Joes wütende, gequälte Schreie empfingen ihn.
    »Mein Gott!«
    Er nahm zwei Stufen auf einmal und stürmte die Treppe hoch, stieß die Tür zu Coslaws Büro auf. Das Feuer war aus. Die Wiege war umgekippt. Joe lag auf dem Boden. Sein Kopf war blutverschmiert. Sein Gesicht war hochrot, seine Augen waren zugekniffen, seine kleinen Hände waren mit weißem Staub überzogen.
    »Joe!«, schrie Blaze. »Joe! Joe!«
    Er hob das Baby in seine Arme und rannte in die Ecke, wo er die Windeln aufgestapelt hatte. Er schnappte sich eine und tupfte die Platzwunde auf Joes Stirn ab. Das Blut schien in Strömen zu fließen. Ein Splitter ragte aus der Wunde hervor. Blaze zog ihn heraus und warf ihn auf den Boden.
    Das Baby strampelte in seinen Armen und schrie nur noch lauter. Blaze wischte wieder Blut fort, hielt Joe ganz fest und beugte sich vor, um sich die Stelle genauer anzusehen. Die Wunde war etwas schartig, aber nachdem der große Splitter jetzt raus war, sah es nicht mehr so schlimm aus. Gott sei
Dank hatte es nicht sein Auge erwischt. Es hätte ihn auch am Auge erwischen können.
    Er fand ein Fläschchen und gab es Joe kalt. Joe umklammerte es mit beiden Händen und begann sofort, gierig zu saugen. Keuchend holte Blaze eine Decke und wickelte das Baby darin ein. Dann legte er sich auf seine Decken, das gut eingepackte Baby auf seiner Brust. Blaze schloss die Augen und wurde sofort von einem schrecklichen Strudel erfasst. Die ganze Welt schien wegzukippen: Joe, George, Johnny, Toe-Jam, Harry Bluenote, Anne Bradstay, Vögel auf Telefondrähten und Nächte unterwegs.
    Dann fühlte er sich wieder besser.
    »Von jetzt an, Joey, heißt es nur noch: wir«, sagte er. »Du hast mich, und ich hab dich. Alles wird gut. Okay?«
    Schnee peitschte in heftigen, rüttelnden Wellen gegen die Fenster. Joe drehte sein Gesicht von dem Gumminippel fort und hustete schwer. Unter der Anstrengung seiner Brust, sich freizuhusten, tauchte seine kleine Zunge auf. Dann nahm er den Nippel wieder in den Mund.
    Unter seiner Hand spürte Blaze das kleine Herz heftig schlagen.
    »So läuft’s bei uns«, sagte Blaze und drückte einen Kuss auf die blutige Stirn des Babys.
    Zusammen

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