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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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noch schlimmer. Blaze ging endlos in der winzigen Zelle auf und ab (sechs Schritt in jede Richtung), während die Zeit ins Stocken geriet und dann ganz stehen blieb. Wenn die Tür schließlich geöffnet und er wieder zurück in die Gesellschaft der anderen Jungs gelassen wurde – und frei war, auf den Hof zu gehen oder große Bündel von den Lastern zu werfen, die zur Laderampe kamen –, war er fast verrückt vor Erleichterung und Dankbarkeit. Er umarmte
den Wärter, der ihn beim zweiten Mal rausließ, was ihm diese Aktennotiz einbrachte: Zeigt gelegentlich homosexuelle Tendenzen.
    Aber Einzelhaft war noch nicht das Schlimmste. Er war vergesslich, aber die Erinnerung an das absolut Furchtbarste verließ ihn nie. Das war, wie sie einen kriegten. Sie brachten dich in einen kleinen weißen Raum und versammelten sich im Kreis um dich, wie Schaulustige um das Opfer eines Verkehrsunfalls. Dann fingen sie an, Fragen zu stellen. Und bevor man Zeit hatte, herauszufinden, wie die erste Frage gemeint war – was sie bedeutete –, waren sie schon bei der nächsten und der nächsten und der nächsten. Sie gingen zurück, wechselten zu ähnlichen Themen, griffen voraus und wieder zurück. Es war, als wäre man in einem Spinnennetz gefangen und hätte ein langsam wirkendes Gift verabreicht bekommen. Am Ende gab man alles zu, wofür sie von einem ein Geständnis hören wollten, nur damit sie endlich aufhörten. Dann brachten sie ein Papier und sagten, man solle seinen Namen daruntersetzen, und, Junge, genau das tat man.
    Der Diensthabende bei Blazes Vernehmung war ein stellvertretender Bezirksstaatsanwalt namens Holloway. Holloway betrat den kleinen Raum erst, nachdem die anderen ihn mindestens anderthalb Stunden lang in die Mangel genommen hatten. Blaze hatte die Ärmel hochgekrempelt, und das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht. Er war schweißgebadet und musste mal aufs Klo, dringend . Es war, als wäre er wieder im Zwinger der Bowies, und die Collies um ihn herum schnappten nach ihm. Holloway war cool und schick in seinem blauen Nadelstreifenanzug. Er trug schwarze
Schuhe mit Galaxien winziger Löcher in den Spitzen. Diese Löcher in den Spitzen von Mr. Holloways Schuhen vergaß Blaze nie mehr.
    Mr. Holloway saß auf dem Tisch in der Mitte des Raums, eine Arschbacke drauf, die andere daneben, ein Bein schwang vor und zurück, einer dieser eleganten schwarzen Schuhe bewegte sich wie das Pendel einer Uhr. Er lächelte Blaze breit an und sagte: »Willst du reden, Sohn?«
    Blaze begann zu stammeln. Ja, er wollte reden. Wenn jemand wirklich zuhören wollte und ein kleines bisschen freundlich war, ja, dann wollte er.
    Holloway sagte den anderen, sie sollten hinausgehen.
    Blaze fragte, ob er zur Toilette gehen dürfe.
    Holloway deutete auf die andere Seite des Raumes auf eine Tür, die Blaze bislang nicht bemerkt hatte, und sagte: »Worauf wartest du?« Bei diesen Worten hatte er noch immer das gleiche freundliche Lächeln im Gesicht.
    Als Blaze herauskam, standen ein Krug Eiswasser und ein leeres Glas auf dem Tisch. Blaze sah Holloway an, und Holloway nickte. Blaze trank drei Gläser hintereinander und setzte sich dann zurück mit dem Gefühl, einen Eispickel genau mitten in seiner Stirn zu haben.
    »Gut?«, fragte Holloway.
    Blaze nickte.
    »Jau. Fragen beantworten macht Durst. Zigarette?«
    »Rauch nich’.«
    »Guter Junge, das bringt dich nie in Schwierigkeiten«, sagte Holloway und steckte sich selbst eine an. »Wer bist du für deine Freunde, Sohn? Wie nennen sie dich?«
    »Blaze.«
    »Okay, Blaze, ich bin Frank Holloway.« Er gab Blaze die Hand, zuckte zusammen und biss auf das Ende der Zigarette, als Blaze sie ihm schüttelte. »Jetzt erzähl mir doch bitte mal genau, was du getan hast, um hier zu landen.«
    Blaze begann, sich die Geschichte von der Seele zu reden, angefangen mit Coslaws Ankunft im Hetton House und Blazes Problemen beim Rechnen.
    Holloway hob eine Hand. »Was dagegen, wenn ich eine Stenografin dazuhole, Blaze? Das ist so was wie eine Sekretärin. Dann musst du das alles später nicht noch mal wiederholen. «
    Nein, er hatte nichts dagegen.
    Später, als sie fertig waren, kamen die anderen zurück. Als sie reinkamen, bemerkte Blaze, dass Holloways Augen ihr freundliches Funkeln verloren hatten. Er glitt vom Tisch, klopfte sich den Hintern mit zwei raschen Schlägen ab und sagte: »Tippen Sie’s ab, und lassen Sie’s den Trottel unterschreiben. « Er ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    Nicht ganz

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