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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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draußen im Hof umher und holten sich Appetit aufs Abendessen. Blaze ging zu Martin Coslaws Büro. Der Richter hockte hinter seinem Schreibtisch.
Er hatte sich Hausschuhe angezogen, saß entspannt auf seinem Stuhl und las den Evening Express . Er schaute auf und sagte: »Was ist?«
    »Hier, du Scheißkerl«, sagte Blaze und schlug ihn bewusstlos.
     
    Er machte sich zu Fuß auf den Weg Richtung New-Hampshire-Grenze, denn er dachte, es würde durch den geklauten Wagen, mit dem er unterwegs war, keine vier Stunden dauern, bis sie ihn schnappten. Stattdessen wurde er keine zwei Stunden später geschnappt. Er vergaß immer, wie groß er war, aber Martin Coslaw vergaß es nicht, und die Maine State Police brauchte nicht lange, um einen zwei Meter großen männlichen weißen Jugendlichen mit eingedrückter Stirn ausfindig zu machen.
    Es kam zu einer kurzen Verhandlung vor dem Bezirksgericht von Cumberland County. Martin Coslaw erschien mit einem Arm in einer Schlinge und einem riesigen weißen Verband um den Kopf, der auf einer Seite ein Auge bedeckte. Er ging auf Krücken in den Zeugenstand.
    Der Staatsanwalt fragte, wie groß er sei. Coslaw erwiderte, er sei eins siebenundsechzig. Der Staatsanwalt fragte, wie schwer er sei. Coslaw sagte, er wiege dreiundsiebzig Kilo. Der Staatsanwalt fragte Coslaw, ob er den Angeklagten Clayton Blaisdell junior in irgendeiner Form provoziert oder ihn ungerecht bestraft habe. Coslaw verneinte. Der Staatsanwalt überließ den Zeugen dann Blazes Anwalt, einer frischen Brise Jura, direkt von der Uni. Die frische Brise stellte eine Reihe flammender, wirrer Fragen, die Coslaw ruhig und gelassen beantwortete, während sein Gips, die Krücken und
der Kopfverband weiterhin für sich selbst sprachen. Als der schicke junge Mann sagte, er habe keine weiteren Fragen, schickte der Staatsanwalt Coslaw zurück auf die Zeugenbank.
    Blazes Pflichtverteidiger rief ihn in den Zeugenstand und fragte, warum er den Rektor des Hetton House zusammengeschlagen habe. Blaze erzählte stockend seine Geschichte. Ein guter Freund von ihm sei gestorben. Er fand, Coslaw sei dafür verantwortlich. Johnny hätte nicht zur Kürbisernte geschickt werden dürfen, besonders nicht, wo es doch so kalt war. Johnny hatte ein schwaches Herz. Es war einfach nicht fair, und Mr. Coslaw wisse genau, dass es nicht fair war. Es musste so kommen.
    Bei diesen Worten setzte sich der junge Anwalt mit einem Ausdruck der Verzweiflung in den Augen wieder hin.
    Der Staatsanwalt erhob sich und trat vor. Er fragte, wie groß Blaze sei. So ungefähr zwei Meter, meinte Blaze. Der Staatsanwalt fragte, wie schwer er sei. Blaze sagte, das wisse er nicht so genau, aber bestimmt »keine hunnertvierzich«. Was für einiges Gelächter bei den Presseleuten sorgte. Blaze starrte verdutzt zu ihnen hinüber. Dann lächelte er leicht, wollte sie wissen lassen, dass er einen Witz wegstecken konnte wie jeder andere. Der Staatsanwalt hatte keine weiteren Fragen und setzte sich.
    Blazes Pflichtverteidiger hielt ein flammendes, wirres Schlussplädoyer. Der Richter hatte sein Kinn auf eine Hand gestützt und schaute aus einem Fenster. Dann erhob sich der Staatsanwalt. Er nannte Blaze einen jungen Schläger. Er sagte, der Staat Maine sei dafür verantwortlich, »ihn schnell und hart in seine Schranken zu verweisen«. Blaze hatte keine
Ahnung, was das bedeutete, aber er wusste, dass es nichts Gutes war.
    Der Richter fragte Blaze, ob er etwas zu sagen habe.
    »Jawohl, Sir«, sagte Blaze, »aber ich weiß nicht, wie.«
    Der Richter nickte und verurteilte ihn zu zwei Jahren in der South Portland Correctional.
     
    Es war für ihn nicht so schlimm wie für manch andere, aber doch schlimm genug, dass er nie wieder dorthin zurückwollte. Er war groß und stark genug, um nicht zusammengeschlagen und vergewaltigt zu werden, und er hielt sich von all den Untergrund-Cliquen mit ihren Westentaschen-Anführern fern. Aber für lange Zeitabschnitte in einer winzigen, vergitterten Zelle eingesperrt zu sein war hart. Und traurig. Zweimal in den ersten sechs Monaten bekam er einen »Knastkoller«, verlangte brüllend, rausgelassen zu werden, und schlug gegen das Gitter seiner Zelle, bis die Wärter angerannt kamen. Beim ersten Mal kamen vier Wärter, dann mussten sie zunächst weitere vier dazurufen und schließlich noch ein halbes Dutzend, um ihn zu überwältigen. Beim zweiten Mal verpassten sie ihm eine Injektion, die ihn für sechzehn Stunden aus dem Verkehr zog.
    Einzelhaft war

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