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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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angenehm. »Paul, du bist ein Genie.«
    »Dann bereust du es nicht, dass du mich unter deine Fittiche
genommen hast?«
    Bathilde lächelt. Ringsum kommt die Party in Fahrt. Sie freut sich,
dass die Öffentlichkeitskampagne erfolgreich war; man verbreitete virale
Mit-Erinnerungen an die eindrucksvollen Momente in der Halle der Geburt und des
Todes. Und es war eine hübsche symbolische Geste, das Fest vor dem Wall
abzuhalten; das verleiht dem Ganzen einen Hauch von Abenteuer.
    »Nicht im Mindesten. Wir müssen die STIMME überzeugen, etwas dergleichen auf Dauer in die Stadt zu integrieren. Das täte
uns richtig gut. Wie bist du nur auf die Idee gekommen?«
    Paul zieht die schwarzen Augenbrauen hoch. »Du weißt, wie sehr ich
diese Frage hasse.«
    »O bitte«, sagt Bathilde. »Du redest doch so gern über dich selbst.«
    »Nun, wenn es unbedingt sein muss – die Inspiration lieferte mir
Noguchis Hiroshima-Denkmal. Ein Schoß, aber weder Geburt noch Tod. Wir haben
verlernt, uns diesen Dingen zu stellen.«
    »Merkwürdig«, sagt Bathilde. »Das Projekt hat ziemlich viel
Ähnlichkeit mit einem Vorschlag, den Marcel« – sie zeigt auf einen jungen
schwarzen Mann, der mit verächtlicher Miene den gähnenden schwarzen Ausgang der
Halle betrachtet – »der STIMME erst vor ein paar
Monaten unterbreitet hat.«
    »Ideen sind wohlfeil«, sagt Paul. »Auf die Umsetzung kommt es an.«
    »Ganz richtig.« Bathilde zögert nicht, ihm zuzustimmen. »Vielleicht
hat auch deine neue Muse mitgeholfen.« Ein paar Schritte entfernt steht eine
rothaarige Frau in einem schwarzen Quicksuit neben der Halle und streicht mit
der Hand über die raue Oberfläche.
    »Schon möglich«, sagt Paul und schaut zu Boden.
    »Du solltest deine Zeit nicht länger mit einer alten Frau
verschwenden«, sagt Bathilde. »Geh feiern.«
    Wieder strahlt Paul sie an, und sie bedauert schon fast, die
Beziehung aufs Professionelle beschränkt zu haben. »Wir sehen uns später«, sagt
er, verneigt sich knapp und verschwindet in der Menge von Quicksuits, wo er
sofort im Mittelpunkt steht.
    Bathilde mustert noch einmal die Halle. Von außen sieht sie so
harmlos aus, aber die Winkel, die Lichter und die Formen im Inneren versetzen
jedes Gehirn, das nach menschlichem Vorbild gestaltet ist, in Schwingungen und
lösen im Kortex Mechanismen aus, die eine Nahtoderfahrung simulieren. Ein
architektonischer Zaubertrick. Sie selbst ist so oft gestorben und
wiedergeboren worden, aber wenn sie zurückdenkt, wird ihr klar, dass sie diese
Erfahrung nie gemacht hat. Eine ganz und gar neue Erfahrung. Sie lächelt in
sich hinein: Wie lange war das jetzt her? Sie berührt
die UHR mit dem Armband, die Paul ihr gegeben
hat, und fährt das eingravierte Wort Sapientia nach.
    »Hallo«, sagt das rothaarige Mädchen. Ihre Jugend ist wenigstens
echt, unberührt vom Tod, sei er nun befristet oder endgültig.
    »Hallo, Raymonde«, sagt Bathilde. »Du bist wohl sehr stolz auf
deinen neuen Freund?«
    Das Mädchen lächelt schüchtern und antwortet: »Sie ahnen nicht, wie
sehr.«
    »O doch, durchaus«, widerspricht Bathilde. »Man hat es nicht leicht,
wenn man sieht, wie sie so etwas vollbringen. Danach
fragt man sich, ob man gut genug für sie ist. Habe ich recht?«
    Das Mädchen starrt sie nur stumm an. Bathilde schüttelt den Kopf.
»Verzeih mir. Ich bin eine verbitterte alte Frau. Natürlich freue ich mich für
dich.« Sie berührt die behandschuhte Hand der jungen Frau. »Was wolltest du
sagen? Wir alten Leute fallen den anderen ständig ins Wort, weil wir glauben, wir
hätten alles schon oft genug gehört. Ich bin froh, dass ich bald wieder ins
Schweigen eintrete. Dann werde ich zuhören müssen.«
    Raymonde beißt sich auf die Unterlippe. »Ich wollte Sie um … Rat
fragen.«
    Bathilde lacht. »Wenn du bittere Wahrheiten über das Leben hören
willst, gefiltert durch die Erfahrungen einiger Jahrhunderte, dann bist du bei
mir an der richtigen Stelle. Was willst du denn wissen?«
    »Es geht um Kinder.«
    »Was gibt es da zu fragen? Ich hatte selbst welche: machen viel
Ärger, aber wenn man sich in Acht nimmt, können sie es wert sein. Der
Exospeicher sagt dir alles, was du wissen musst. Lass dir von einem
Wiedererwecker beim Genspleißen helfen oder besorge dir auf dem Schwarzmarkt
ein Genom von außerhalb, wenn du ehrgeizig bist. Gib Wasser dazu. Und paff !« Bathilde holt mit beiden Armen weit aus und tadelt
sich selbst, weil sie Raymondes verdutzten Gesichtsausdruck genießt.
    »Das war nicht

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