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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Warum konnte ich das nicht verhindern?«
    Er schüttelt ärgerlich den Kopf. »Warum weiß ich nicht. Es betrifft zu viele Leute. Das Warum ist nicht wichtig, es ist nun mal passiert.«
    »Was soll das heißen, zu viele Leute?«
    »Man hat eine Bombe im Haus gefunden, vor zwanzig Minuten.«
    »Verdammt. Die Kinder. Was ist mit Po-kwai?«
    »Keine Sorge. Die Bombe ist entschärft, niemand ist zu Schaden gekommen – aber Sie wissen, was jetzt los ist. Alarmzustand, alles ist auf den Beinen, kein Winkel, der nicht genauestens untersucht wurde. Sie haben noch drei andere Sprengsätze gefunden und natürlich bemerkt, daß Sie verschwunden sind. Vielleicht war das einfach zuviel für Sie… vielleicht konnten Sie die Bomben nicht gleichzeitig unentdeckt und unschädlich sein lassen. Ich weiß es nicht… Jedenfalls müssen Sie die Stadt verlassen.«
    »Und Sie? Und die andern?«
    »Ich werde bleiben. Die Liga wird ihre Arbeit noch mehr als bisher im Verborgenen tun – immerhin wissen sie noch immer nichts von unserer Existenz. Bei ASR wird man wohl denken, daß die Kinder sich auf irgendeine Weise Ihrer bedient haben, ein Marionetten-Modul vielleicht…«
    »Wenn sie mir ein Marionetten-Modul verpaßt hätten, dann wäre ich in dem verdammten Gebäude geblieben und hätte dafür gesorgt, daß die Bomben auch hochgehen!«
    Er verzieht ungeduldig das Gesicht. »Okay. Ich weiß nicht, was man bei ASR denkt oder denken wird. Ganz gleich was, Sie müssen verschwinden. Der Rest der Liga ist nicht in die Sache verwickelt, wir werden schon für uns selber sorgen.« Er gibt die Fahrbahn frei, und das Auto verschwindet in der Nacht. Er nimmt eine Kreditkarte aus seiner Hemdtasche und reicht sie mir. »Fünfhunderttausend Dollar auf einem anonymen, internationalen Konto. Gehen Sie zum Hafen, nicht zum Flughafen – dort wird ASR weniger ausrichten können. Aber mit dem, was Sie in der Tasche haben, können Sie allemal die besseren Schmiergelder zahlen.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich darf nicht gehen.«
    »Seien Sie nicht dumm. Wenn Sie bleiben, sind Sie ein toter Mann. Aber mit dem Eigenzustandsgenerator ist die Liga den anderen immer einen Schritt voraus. Sie haben doch den Chip?«
    Ich nicke. »Ja. Aber Sie dürfen das Modul nicht benutzen, es ist zu riskant.«
    »Was soll das heißen?«
    Ich berichte ihm von meinem Erlebnis im Tresor. Er läßt die Geschichte mit bemerkenswerter Gelassenheit über sich ergehen; ich frage mich, ob er überhaupt ein Wort davon glaubt. Am Ende sagt er: »Wir werden vorsichtig sein – wir werden den Eigenzustandsgenerator nur für kurze Zeitabschnitte benutzen. Sie waren doch über vier Stunden verschmiert, ohne daß es Probleme gab, oder?«
    Ich starre ihn an. »Ihnen ist doch klar, wovon wir reden? Es geht um…« Ich finde nicht die richtigen Worte. Um den ganzen Planeten? Um die Menschheit? Es ist nicht gesagt, daß unsere Welt Schaden nehmen würde – sie würde nur aufgehen in etwas Größerem, Reicherem… Aber darum geht es gar nicht.
    »Sie haben doch bewiesen, daß es ungefährlich ist, Nick. Eine Stunde oder zwei kann nicht schaden. Was wollen Sie denn – die Daten vernichten, unter Verschluß halten? Unmöglich. Die Pseudo-INITIATIVE hat sie ebenfalls. Sie wollen doch nicht, daß sie im Vorteil sind – nach allem, was sie Ihnen angetan haben? So oder so muß jede Frage, die das Modul betrifft, erst einmal erforscht werden. Ich dachte, daß auch Ihnen das am Herzen liegt.«
    Ganz mechanisch sage ich: »Aber natürlich.«
    Und im selben Augenblick weiß ich schon, daß das nicht wahr ist. Das Geheimnis der wahren INITIATIVE ist mir völlig gleichgültig.
    Wie betäubt erwarte ich die Strafe, die mich jetzt unweigerlich treffen muß.
    Nichts. Auch keine innere Stimme meldet sich zu Wort. Das Loyalitätsmodul gibt es nicht mehr. Die Schranken, die es mir auferlegt hat, habe ich schlicht durchtunnelt. Ich schließe die Augen. Ich bin so nutzlos, so leer, daß ich mich eigentlich in Luft auflösen müßte.
    »Nick?«
    Ich schüttle die Betäubung ab, öffne die Augen. »Tut mir leid, ich war etwas benommen – eine Nebenwirkung des Kollapses.« Ich ziehe die Handschuhe aus und greife in der Tasche nach dem Lesegerät, in dem die Kopie von Initiative steckt. Ohne es herauszuholen, aktiviere ich Transmitter und Chiffre und kopiere die Daten in meinen internen Speicher.
    Lui sagt: »Wir haben keine Zeit, nun lange darüber zu diskutieren. Geben Sie mir den Chip und bringen Sie sich in

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