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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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darin ist, warum haben sie sich dann diese Mühe gemacht? Nicht, um sie zu verstecken. Dieses provisorische Gefängnis – wenn es das war – konnte gar nicht auffälliger sein.
    Ich gehe um das Quadrat herum. Es gibt nur eine einzige Tür. Das Schloß kann man vergessen. Ein wenig Probieren, dann ein einziger, präzis ausgerichteter Magnetpuls, der den Schließmechanismus betätigt, und es ist entriegelt. Ich ziehe meine Pistole, öffne die Tür – und sehe wieder eine Wand vor mir, zwei oder drei Meter entfernt.
    Vorsichtig trete ich ein. Der Raum zwischen den beiden Mauern ist leer, aber die zweite, parallele Mauer läßt auf beiden Seiten eine Lücke. Bevor ich weitergehe, schließe ich die Tür und befestige oben am Rahmen einen kleinen Sender, der mich bei jedem Öffnen alarmieren wird. Als ich das rechte Ende der Mauer erreiche, ist mir klar, daß die zweite Mauer ein weiteres, etwas kleineres Quadrat umschreibt. Ich gehe weiter, und gleich nach der nächsten Ecke finde ich auch in dieser Mauer eine Tür. Wieder eines dieser billigen Schlösser. Wenn ich nur wüßte, was hier vorgeht, aber darüber kann ich später nachdenken; im Augenblick zählt, ob Laura hier ist oder nicht.
    Ich öffne die zweite Tür, und die Antwort heißt nein, aber…
    Es gibt ein Bett, ein ungemachtes Bett, und das Bettzeug ist nach der Seite zurückgeschlagen. Wer immer dort geschlafen hat, ist aufgestanden. Eine Toilette, ein Waschbecken, ein kleiner Tisch und Stühle. An einer Wand ein Poster mit Blumen und Vögeln, ähnlich jenem Motiv, das Lauras Zimmer im Hilgemann schmückte.
    Das Bett ist noch leicht warm. Wo haben sie sie mitten in der Nacht hingebracht? Vielleicht gab es Komplikationen, sie mußte in ein Krankenhaus. Ich bleibe noch eine halbe Minute, um den Raum zu durchsuchen, aber was gibt es hier schon zu sehen… Doch das Bild an der Wand sagt alles: Laura war hier, noch vor wenigen Minuten, das ist sicher. Ich habe sie wirklich nur um Haaresbreite verpaßt.
    Und möglicherweise ist sie noch hier im Gebäude. Irgendwo da oben bei den Meßinstrumenten und Tomographen, weil man einfach zu begierig ist, das Geheimnis ihres Gehirns zu entschlüsseln. Vielleicht möchte BDI diesen Auftrag so rasch wie möglich erledigen, so daß rund um die Uhr daran gearbeitet wird.
    Ich verlasse das Zimmer und will mich schon nach rechts wenden – das wäre der kürzeste Weg, den ich auch gekommen bin –, doch ich entscheide mich anders: Ich will diesen Korridor zwischen den Mauern einmal ganz umrundet haben.
    Die junge Frau hinter der nächsten Ecke, die sich mühsam auf ein Schiebegestell stützt, ist Han Hsiu-lien wie aus dem Gesicht geschnitten. Als sie aufblickt und mich sieht, bricht sie in Tränen aus. Ich stürze auf sie zu und sprühe ihr ein Betäubungsmittel in die Nase. Sie sackt zusammen, ich packe sie an den Hüften und lege mir den schlaffen Körper über die Schulter. Das ist sicher nicht sehr bequem für sie, doch ich muß mir die Hände freihalten. Das Schiebegestell ist ein gutes Zeichen; auch wenn sie noch nicht völlig wiederhergestellt ist, so kann man sie wohl ohne größeres Risiko transportieren. Wenn wir erst draußen sind, kann ich ja einen Krankenwagen rufen – während ich ein Loch in den Zaun schneide.
    Es sind noch drei Schritte bis zur Tür in der äußeren Mauer, als eine Männerstimme hinter mir ganz ruhig sagt: »Drehen Sie sich nicht um. Lassen Sie Pistole und Taschenlampe fallen, schieben Sie sie beiseite.« Während er spricht, spüre ich eine gewisse Wärme an meinem Hinterkopf – einen kleinen, scharf umrissenen Fleck. Ein Infrarotlaser bei minimaler Leistung. Es ist mehr als eine körperlich spürbare Warnung, daß man mich im Visier hat; wenn die Laserpistole auf Automatik eingestellt ist, dann wird die Streuung des ausgesandten Strahls gemessen, und jede heftige Bewegung meinerseits würde innerhalb von Mikrosekunden einen tödlichen Laserpuls auslösen.
    Ich tue, was man verlangt.
    »Jetzt legen Sie sie auf den Fußboden, aber vorsichtig, dann falten Sie die Hände über dem Kopf.«
    Ich gehorche. Immer spüre ich den Laserstrahl am Hinterkopf, der mühelos meinen Bewegungen folgt.
    Der Mann sagt etwas auf Kantonesisch; ich lasse es von Déjà-vu übersetzen: >Was werden Sie mit ihm machen?<
    Eine Frauenstimme antwortet: »Ich werde ihn ausschalten.«
    Der Mann sagt, wieder auf Englisch: »Rühren Sie sich nicht.«
    Die Frau aus dem Hintergrund steht plötzlich vor mir. Sie schiebt ihre

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