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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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E5 registriert peinlich genau den Weg, den wir gehen, wozu auch immer das gut sein mag. Als wir endlich Halt machen, werde ich auf einen Stuhl niedergedrückt, und der Laserstrahl wandert an meine Schläfe.
    Man kommt gleich zur Sache. Eine Frau sagt: »Wer ist Ihr Auftraggeber?« Sie ist einige Meter vor mir, genau gegenüber.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie seufzt. »Was versprechen Sie sich davon? Glauben Sie, daß wir uns die Mühe machen werden, alle die gängigen Methoden bei Ihnen durchzuprobieren? Wahrheitsdrogen, Module, Dechiffrierung von Hirnmechanismen? Und alles nur, um Gedächtnisinhalte aufzuspüren, die vielleicht gefälscht oder längst gelöscht sind? Wenn es darum geht, Zeit zu gewinnen – sparen Sie sich die Mühe. Ich habe keine Lust, einige hunderttausend Dollar auszugeben, um in Ihrem verdammten Gehirn herumzuwühlen. Wenn Sie uns die Wahrheit sagen und wenn sich bestätigt, was Sie sagen, dann werden wir uns erkenntlich zeigen. Wenn Sie nicht mitarbeiten, dann wird es Ihr Tod sein. Noch in dieser Minute.«
    Sie ist völlig ruhig, aber das kommt nicht von einem Modul. Und dieser Ton gequälter Herablassung hört sich an wie der vergebliche Versuch, so teilnahmslos wie möglich zu drohen. Was nicht unbedingt heißt, daß sie blufft.
    »Ich sage die Wahrheit. Ich weiß nicht, wer mein Auftraggeber ist. Er hat sich nicht zu erkennen gegeben.«
    »Und Sie konnten ihn nicht identifizieren?«
    »Es gehört nicht zu meiner Arbeit, das zu tun.«
    »Nun gut. Aber Sie haben doch eine Theorie, wer es sein könnte? Was vermuten Sie?«
    »Jemand, der glaubt, daß Laura irrtümlich aus dem Hilgemann entführt wurde. Jemand, der befürchtet, daß ein Familienangehöriger in der Anstalt das Opfer sein sollte.«
    »Und wer genau?«
    »Ich habe nie einen geeigneten Kandidaten gefunden. Wer immer es ist, man würde alles versucht haben, seine wahre Identität zu verschleiern. Die Idee einer irrtümlichen Entführung ergibt doch nur für jemanden einen Sinn, der alles versucht hat, um Hinweise auf die Familienzugehörigkeit zu tilgen. Ich bin der Sache nicht weiter nachgegangen, ich hatte Besseres zu tun.«
    Sie zögert, dann läßt sie es gelten. »Wie haben Sie Laura hier aufgespürt?«
    Nichts leichter als das; ausführlich referiere ich über die Röntgenkontrolle des Frachtguts sowie über die Schlüsse, die man aus den Lieferlisten von Pharmahändlern ziehen kann.
    »Und wer sonst noch weiß davon?«
    Irgendeinen Mitwisser zu erfinden würde sich in Kürze als Unsinn erweisen. Ich könnte vielleicht vorgeben, ich hätte die Information in ein öffentliches Datennetz eingespeist, verschlüsselt und vor jedem Zugriff geschützt, doch von dem Augenblick an für die Polizei verfügbar, an dem ich von der Bildfläche verschwinde… Was für eine schreckliche Drohung! Hätte ich etwas in der Hand gehabt, was die Polizei interessierte, dann hätte ich sie wohl gleich informiert, anstatt mich auf dieses Abenteuer einzulassen.
    »Niemand.«
    »Wie sind Sie in das Gebäude gelangt?«
    Auch diesmal kann ich durch Lügen nichts gewinnen. Das meiste hatten sie inzwischen selbst herausbekommen, sie brauchten nur ein offensichtliches Detail ans andere zu fügen. Wenn ich das bestätige, was sie schon wissen, dann werden sie mir alles übrige um so leichter glauben.
    »Was wissen Sie über unsere Arbeit hier?«
    »Nur das, was in Ihren Anzeigen steht. Auftragsforschung in der Biomedizin.«
    »Und warum, glauben Sie, interessieren wir uns für Laura Andrews?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, das herauszufinden.«
    »Sicher haben Sie eine Theorie.«
    »Das war einmal.« Für kaltschnäuziges, überzeugendes Lügen gibt es spezielle Module; sie sorgen dafür, daß alle meßbaren Symptome wie Sprachspektrum, Hautfeuchtigkeit, Puls und so weiter genau jenen eines Menschen entsprechen, der die Wahrheit sagt und nichts als die Wahrheit. Aber so etwas brauche ich nicht, weil E3 emotionalen Streß gar nicht zuläßt. »Nichts, was sich mit den Fakten in Einklang bringen läßt.«
    »Tatsächlich?«
    Ich habe eine Menge Unsinn auf Lager, mit der ich meine Unwissenheit belegen kann. Ich zähle jede der Vermutungen auf, die mir in den letzten acht Tagen durch den Kopf gegangen sind, so dürftig sie auch sein mochte. Nur die Sache mit dem Konzern X und der Schadenersatzklage wegen der angeborenen Behinderung lasse ich aus, ebenso die Entfesselungs-Hypothese. Fast wäre ich sogar so weit gegangen, daß ich meine Befürchtung, die Kinder

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