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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestraft: Er musste der jammernden Courtney seine Jacke leihen und in einem kurzärmligen Baumwollhemd hinterm Steuer sitzen. Die Sonne sank aus einer mächtigen Ballung von grauen aufgewühlten Wolken heraus und warf ein blasses Licht auf die Szenerie. Ein paar Monate noch und diese ganze Prärie würde im Schnee versinken. Es war ein melancholisches Wetter. Diese Art von Wetter hatte ihn schon immer traurig gemacht, ihm ein Gefühl der Verlassenheit beschert, als wäre etwas, das er sehr liebte, vom Wind hinweggetragen worden.
    »Und jetzt bleiben wir hier einfach sitzen, oder was?«
    »Bis das Tor aufgeht«, sagte er.
    »Wie kommst du darauf, dass sie uns durchlassen?«
    »Du wirst sehen.«
    »Was sehen?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    »Huh«, sagte Courtney.
    Sie war eingedöst – schön warm, konnte er sich denken, die Arme fast verschwindend in seinen übergroßen Jackenärmeln und das Kinn tief in den Kragen vergraben –, als der riesige schwarze Laster seinen Kriechgang nicht mehr als zehn Meter vom Tor entfernt unterbrach.
    Die Menschenmenge war beträchtlich angewachsen. Kurz bevor Courtney einschlief, waren ein paar Fahrzeuge der internen Sicherheitskräfte mit Sirenengeheul eingetroffen. Jetzt drängten Männer in Uniformen, die irgendwie nach Karneval aussahen, die Leute zurück. Courtney rührte sich nicht und Bob ließ sich tief in den Fahrersitz sinken, sodass das Auto inmitten all des Auftriebs und der Dunkelheit für leer gelten konnte, vom Besitzer abgestellt und zurückgelassen. Im Handumdrehen, bemerkte Bob zu seiner Genugtuung, befand sich die Menge weitgehend hinter ihm.
    Und das Tor begann sich zu öffnen. Auf ein Signal aus dem Laster hin, vermutete er. Aber es war ein wunderbarer Anblick. Die drei Meter hohe massive Barriere schwang mit geölter Leichtigkeit nach außen, so glatt und geschmeidig, dass es wie ein digital bearbeiteter Film aussah. Jackpot, dachte Bob. »Leg den Gurt an«, sagte er zu Courtney.
    Ihre Augen öffneten sich blinzelnd. »Was?« Er schätzte die Breite der Öffnung ab, die vor ihm lag. »Nichts.« Er ließ den Motor an und stieg aufs Gaspedal.
     
    Pocketdrohnen, erläuterte Elaine, waren selbstlenkende fliegende Waffen etwa von der Größe einer floridianischen Grapefruit. Sie hatte sie während der türkischen Krise in Gebrauch gesehen, wo ihre Funktion darin bestanden hatte, Sperrgebiete und umkämpfte Grenzen zu patrouillieren. Aber noch nie hatte sie davon gehört, dass sie außerhalb von Kampfgebieten eingesetzt wurden.
    »Sie sind primitiv und ziemlich dumm«, erklärte sie Chris, »aber billig, man kann ganz viele davon verwenden, und sie stecken nicht ewig in der Erde wie Landminen, die Kindern die Beine abreißen.«
    »Was machen sie denn?«
    »Hauptsächlich liegen sie einfach da, sparen Energie. Sie reagieren auf Bewegung, sehr empfindlich, und sie haben ein paar logische Muster installiert bekommen, um plausible Ziele zu identifizieren. Wenn Sie in ein Sperrgebiet spazieren, fliegen sie auf wie Heuschrecken, nehmen Sie aufs Korn und spucken kleine, aber tödliche Explosivmunition aus.«
    Chris blickte in die Richtung, in die Elaine gezeigt hatte, aber in der zunehmenden Dunkelheit konnte er nichts Verdächtiges ausmachen. Man musste schon gut aufpassen, um sie zu bemerken, sagte Elaine. Sie waren getarnt, und wenn sie loshüpften, ohne ein zulässiges Ziel zu finden – irritiert zum Beispiel von den Vibrationen dieses riesigen automatisierten Lasters auf dem Asphalt –, gingen sie schnell wieder in den Ruhezustand über.
    Chris dachte darüber nach, während der Laster sich näherte und die immer nervöser werdenden Sicherheitsleute die Gaffer noch weiter von der Straße wegscheuchten. Es ergab keinen Sinn, war er der Ansicht. Der innerste Zaun um Blind Lake war nur eine von Dutzenden von bereits ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen. Welche Bedrohung konnte derart schwerwiegend sein, dass dagegen Kriegsgeschütze in Stellung gebracht werden mussten?
    Es sei denn, dass es darum ging, die Leute nicht heraus zulassen. Aber das ergab auch keinen Sinn. Was nicht bedeuten musste, dass die Pocketdrohnen nicht installiert worden waren. Sondern nur, dass er sich nicht denken konnte, warum.
    Die Menge wurde ruhiger, als die Dunkelheit einsetzte und der Laster in den Bereich des Tores vorkroch, um dann einen Moment im Leerlauf zu verharren. Einige wenige begannen sich zu entfernen, offenbar konnte ihre Neugier sich nicht mehr gegen das Unbehagen und die

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