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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pessimismus als kurzsichtig und kleinlich erscheinen, aber Ray Scutter hatte diese Wende durch geschicktes Zurückrudern überlebt und dadurch, dass er fortan die Begeisterung eines Konvertiten an den Tag legte. Die wirklich fundierten Beiträge, die er in der ersten Welle geologischer und atmosphärischer Studien geleistet hatte, hatten nicht nur seine Karriere gerettet, sondern ihm sogar den Weg freigemacht, in der Bürokratie aufzusteigen und sich wichtige administrative Positionen zuerst in Crossbank und jetzt in Blind Lake zu sichern. Ray Scutter wäre ein interessantes Thema für eine Reportage, dachte Chris, aber es hieß, er sei ein unzugänglicher Typ, und seine öffentlichen Verlautbarungen waren von einer so zuverlässigen Banalität, dass auch bessere Journalisten als Chris ihn längst als hoffnungslosen Fall abgeschrieben hatten.
    Momentan schien er stinksauer zu sein und stritt sich offenbar mit dem Sicherheitschef. Chris konnte den Wortwechsel nicht verstehen, aber er betätigte den Zoom seines Pocketrekorders und dokumentierte den Vorgang auf ein paar Sekunden Video. Nur einige wenige allerdings. Den größeren Teil des Speichers wollte er für die offenbar unvermeidliche Kollision des Roboterlasters mit dem Tor aufsparen.
    Der Schwertransporter war nur noch wenige hundert Meter vom Wachhäuschen entfernt. Er sah gewaltig aus – nicht aufzuhalten.
    Elaine beschirmte ihre Augen und spähte aufmerksam, dem Verlauf des Zauns folgend, nach draußen. Die untergehende Sonne war unter einer Wolkendecke hervorgekrochen und goss ein streifendes Licht über die Prärie. Sie legte den Mund an Chris’ Ohr: »Habe ich Halluzinationen oder sind das Pocketdrohnen da draußen?«
    Erschrocken folgte Chris ihrem Blick.
     
    Bob Krafft, ein Unternehmer, der mit einem Team von Ingenieuren nach Blind Lake gekommen war, um das hoch gelegene Gelände östlich der Alley für eine geplante neue Bebauung zu vermessen, hatte den Laster kurz nach Mittag entdeckt, als er noch nicht mehr als ein erbsengroßer Punkt am weiten südlichen Horizont gewesen war.
    Er hatte einige Zeit in den türkischen Kriegen gedient und erkannte in ihm ein führerloses Versorgungsfahrzeug von der Art, wie sie eigentlich eher in Kampfgebieten zum Einsatz kommen. Aber der Laster beunruhigte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Schließlich war er, so unpassend und unwahrscheinlich das erscheinen mochte, hereinkommender Verkehr. Und das hieß, dass das Südtor sich würde öffnen müssen, um ihn hereinzulassen. Und das wiederum war eine goldene Gelegenheit. Er wusste sofort, was er zu tun hatte.
    Er fand seine Frau Courtney bei den Feldbetten, die man in der Sporthalle aufgeschlagen hatte, wo sie, mit vielen anderen zusammen, seit einer Woche schmachteten. Er sagte ihr, sie solle hier warten, sich aber zum Abreisen bereit halten. Sie sah ihn unruhig an – Courtney war fast immer unruhig –, hielt aber den Mund und nickte nur angespannt.
    Bob ging (zügig, aber nicht so schnell, dass er Aufmerksamkeit erregt hätte) zwei Blocks weit zu seinem Auto, das auf dem Besucherparkplatz zu Füßen der Hubble Plaza stand. Er stieg ein, überprüfte den Ladezustand der Batterie, ließ den Motor an und fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit zum Freizeitcenter zurück. Sein Puls ging schnell, aber die Hände waren trocken. Courtney, die durch die große Eingangstür spaziert kam, obwohl er sie angewiesen hatte, sich nicht zu rühren, sah ihn und stieg auf den Beifahrersitz. »Wollen wir wo hin?«, fragte sie.
    Seit jeher hatte er das an ihr gehasst, diese Sprache, die wie sie selbst aus einer Wohnwagen-Siedlung in Missouri stammte. Es gab Tage, da liebte er Courtney mehr als alles andere auf der Welt, aber es gab auch solche, an denen er sich fragte, was ihn geritten hatte, eine Frau zu heiraten, die nicht mehr Kultur besaß als die Waschbären, die einst ihren Müll zu durchwühlen pflegten. »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, Court.«
    »Na ja, ich seh nicht, was die Eile soll.«
    Mit ein bisschen Glück würde sie nie drauf kommen. Bob besaß einen Viertelanteil an einem rechtschaffen erfolgreichen Unternehmen für Landschaftsgestaltung und Fundamentlegung mit Sitz in Constance. Am Donnerstagmorgen – also morgen Früh – war er mit Ella Raeburn verabredet, einer neunzehnjährigen Schulabbrecherin, die in der Rezeption tätig war, um sie zum Zwecke einer Abtreibung zur Frauenklinik in Bixby zu fahren. Obwohl es nicht Bobs Schuld war, dass die hirnlose Ella es

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