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Quellcode

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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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zum Tisch. Ihr Handy klingelte und auf der schwarzen Oberfläche des Scramblers begannen verschiedene LED-Lichter aufgeregt zu tanzen.
    »Hallo?«
    »Hubertus. Oliver sagte, Sie sind aufgestanden.«
    »Bin ich. Werden wir ›gescrambelt‹?«
    »Ja.«
    »Sie haben auch einen?«
    »Ja, so funktioniert das.«
    »Aber er ist zu groß für die Hosentasche.«
    »Ich weiß«, meinte Bigend. »Aber mich beschäftigt immer mehr, ob Gespräche auch wirklich privat bleiben. Was natürlich immer relativ ist.«
    »Das ist aber nicht wirklich ein privates Gespräch?«
    »Es ist eher privat als … nicht. Ollie hat so einen Linux-Kasten, der dreihundert drahtlose Netzwerke auf einmal aufspüren kann.«
    »Warum sollte er das tun wollen?«
    Bigend dachte einen Moment darüber nach. »Weil er es kann, nehme ich an.«
    »Ich möchte mit Ihnen über Ollie sprechen.«
    »Ja?«
    »Er kam in das Restaurant im Standard , als ich mich dort mit Odile und Alberto getroffen habe. Hat ein Päckchen Zigaretten gekauft.«
    »Ja und?«
    »Hat er mir nachspioniert? In Ihrem Auftrag?«
    »Natürlich. Was glauben Sie denn, was er gemacht hat?«
    »Ich wollte nur mal nachfragen«, sagte Hollis. »Ich meine, ich wollte mich nur vergewissern.«
    »Wir wollten ein Gefühl dafür bekommen, wie Sie mit ihnen zurechtkommen. Wir waren ja noch am Überlegen, zu diesem Zeitpunkt.«
    Das Blue-Ant-Wir, dachte Hollis. »Aber was mich noch mehr interessiert: Wo ist Bobby?«
    »Dort droben«, sagte Bigend. »Irgendwo.«
    »Ich dachte, Sie könnten seine Spur verfolgen.«
    »Die Spur des Trucks. Der Truck steht im Hof eines Autovermieters, in einer Stadt nahe Vancouver, die sich Burnaby nennt. Bobby und seine Ausrüstung wurden neben einem Lagerhaus abgeladen, direkt nördlich der Grenze, ganz früh am Morgen. Oliver ist die ganze Nacht deswegen für mich wachgeblieben. Er ist zu den GPS-Koordinaten gefahren, wo sie angehalten haben.«
    »Und?«
    »Nichts natürlich. Wir nehmen an, sie haben den Truck gewechselt. Wie geht's mit Odile?«
    »Sie macht einen Spaziergang. Wenn sie zurückkommt, versuche ich herauszufinden, welche Verbindungen sie hier hat, zu Bobby. Ich habe das nicht angesprochen, auf dem Flug hierher. Es schien mir zu früh.«
    »Gut«, sagte Bigend. »Wenn Sie mich brauchen, wählen Sie einfach über die Rückruffunktion.«
    Hollis beobachtete den Scrambler bei seinem LED-Tanz, als die Verbindung unterbrochen wurde.

61. PELICAN-CASE
    Sie übernahmen den schwarzen Plastikkoffer in Montana. Es war kein Tankstopp, obwohl Tito das Gefühl hatte, dass bald einer nötig war. Der Pilot landete in der Morgendämmerung auf einem verlassenen Stück Landstraße. Tito sah einen alten verbeulten Station Wagon neben dem Flugzeug anhalten, mit zwei Männern, die auf dem Dach standen, aber dann ermahnte Garreth ihn, von den Fenstern wegzubleiben. »Sie wollen niemanden sehen, den sie nicht kennen.«
    Garreth öffnete die Kabinentür und ein schwarzer Koffer wurde hereingereicht. Er schien sehr schwer zu sein. Garreth versuchte nicht, ihn hochzuheben. Er zerrte ihn mühsam herein, während jemand, den Tito nicht sehen konnte, von außen schob. Der Koffer sah für Tito wie ein Pelican-Case aus, aus Plastik und wasserdicht, von der Sorte, die Alejandro manchmal verwendet hatte, um Dokumente und Material zu vergraben. Dann wurde die Tür geschlossen, Tito hörte den Motor des Station Wagon, und der Pilot ließ das Flugzeug anrollen. Beim Abheben kam es Tito vor, als könnte er das zusätzliche Gewicht spüren.
    Als sie ihre Flughöhe erreicht hatten, hielt der Alte ein gelbes Plastikinstrument dicht an den schwarzen Koffer und zeigte dann Garreth die Anzeige auf dem Display.
    Nach einer Stunde landeten sie wieder in einer ländlichen Gegend, wo ein weiterer Avgas-Tankwagen wartete.
    Sie tranken Kaffee aus Pappbechern, den der Avgas-Mann ihnen in einer Thermoskanne gebracht hatte. Jetzt betankte er mit dem Piloten das Flugzeug.
    »Das ist nun wirklich die letzte Handladung, die er gebastelt hat, oder?«, sagte Garreth zu dem Alten.
    »Er hat mir erzählt, dass er die Patronenspitzen mit JB Weld zugeklebt hat«, meinte der Alte.
    »Nur damit?«, fragte Garreth.
    »Als ich ein Junge war, haben wir sogar Löcher in Motorblöcken mit JB Weld geflickt.«
    »Die waren aber wahrscheinlich nicht ganz so radioaktiv«, erwiderte Garreth.

62. SCHWESTER
    »Das ist Sarah«, sagte Odile, als Hollis auf der belebten Caféterrasse einer städtischen Kunstgalerie zu ihnen stieß. Der

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