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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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gingen, sah Mariah, wie Jack mit Hut und Mantel aus seinem Zimmer kam und sich offensichtlich unauffällig davonschleichen wollte.
    „Wo gehen Sie denn um diese Zeit noch hin?“ Sie stellte sich ihm in den Weg.
    Er starrte auf seine Hutkrempe und wich ihrem Blick aus.
    „Sie gehen in dieses Quill and Scroll, stimmt’s?“ Sie deutete sein Schweigen als eine Bejahung ihrer Frage. „Nicht ohne mich!“
    „Hören Sie, ich kenne diesen Ort“, sagte er verärgert. „Es ist dort laut, derb und für Damen völlig ungeeignet.“
    Bezeichnete er sie nun plötzlich als eine ‚Dame‘, da sie in seiner Achtung gestiegen war oder weil er ihre Begleitung unbedingt verhindern wollte?
    „Umso mehr Grund, Sie zu begleiten. Ich muss meine eventuellen Ehemänner in ihrer natürlichen Umgebung sehen, auch wenn diese unschicklich für eine Dame ist.“ Sie drehte sich zu Mercy. „Lass ihn nicht ohne mich weg.“
    Die treue Magd stellte sich zwischen Jack und die Treppenstufen, verschränkte ihre beleibten Arme und setzte einen bedrohlichen Blick auf. Kurz darauf kam Mariah mit Hut und Mantel zurück und legte einen Arm um die alte Frau.
    „Warte nicht auf mich, Mercy. Du musst nach diesem langen Tag todmüde sein.“
    Mercy nickte dankbar.
    „Und passen Sie auf sich auf, Miss. Diesen Studenten kann man nicht vertrauen.“

11. KAPITEL
    Und so kam es, dass sie und Jack um zehn Uhr abends den lauten Schankraum des Quill and Scroll betraten. Die Luft war rauchgeschwängert, es roch nach verschüttetem Bier und der Raum war vollgestellt mit Tischen und einem Sammelsurium von Stühlen und Bänken, die offensichtlich aus Vorlesesälen stammten. Generationen von aufstrebenden Akademikern hatten ihre Studienjahre auf diesen abgesessenen Bänken vertrödelt und ihre Namen darin eingeritzt.
    Man führte sie in die Nähe eines riesigen Kamins, vor dem zwei Gruppen junger Männer in schwarzen Talaren eine lautstarke und wirre Debatte führten. Als sie und Jack näherkamen, sahen sie, dass die Diskussion von einem behäbigen und rotgesichtigen Professor in Talar und Doktorhut moderiert wurde. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Abakus, dessen hölzerne Kugeln er mit dicken Wurstfingern mal nach der einen, mal nach der anderen Seite schob, je nachdem, welcher Seite er einen Punkt zusprach. Martindale .
    Dieser Anblick ließ nichts Gutes verheißen.
    Sie sahen dem Treiben einige Minuten lang zu und versuchten, etwas von dem Wortwechsel zu verstehen. Abgesehen von gelegentlichen zustimmenden Zwischenrufen und der Punkteverteilung konzentrierte der rundliche Professor sich ganz darauf, ein gebratenes Putenbein abzunagen und Bier aus einem riesigen Krug zu trinken. Doch dann bemerkte er, dass Mariah ihn beobachtete.
    „He, seht nur – wir haben Gesellschaft, Jungss!“, brüllte er. „Benehmt euch manierlich und macht der Dame Platz!“ Er stand mühsam auf und winkte sie zu sich hinüber. „Kommen Sie zu unss, meine Liebe. Und Sie auch“, er zeigte mit seinem Stock auf Jack, „wer auch immer Sie ssein mögen. Bier – bringt unseren Besuchern Bier!“
    „Jack St. Lawrence, Professor Martindale. Und dies ist Mrs. Eller.“ Jack hielt seinen Hut in der einen, Mariahs Ellbogen mit der anderen Hand. Er sah hinüber zu den Stühlen, die die Studenten für sie geräumt hatten, und schob Mariah nach vorne. „Wir hatten gehofft, eine vertrauliche Unterhaltung mit Ihnen führen zu können.“
    Von Seiten der Studenten ertönten nun Rufe von „Hört, hört!“ und „Winnie hat was Privates mit einer Dame zu besprechen?“, gemischt mit spöttischem Lachen und betrunkenem Männergegröle. Winston trieb die Studenten beiseite, wobei er sie als undankbare Tölpel und dumme Schuljungen beschimpfte. Als die drei endlich an dem klebrigen Tisch Platz genommen hatten, wischte Martindale sich die fettigen Hände an seinem Talar ab und unterzog Mariah einer etwas zu ausführlichen Untersuchung.
    „Was ist denn sso dringend, dass ich dafür meine Stunde unterbrechen muss?“
    Da bemerkte Mariah, dass irgendetwas mit seinen Zähnen nicht stimmte. Sie waren riesig und unnatürlich weiß, und alle so völlig identisch wie die Latten eines Holzzauns. Als er lächelte, sah sie sein graues Zahnfleisch und erkannte, dass es genau wie seine seltsamen Zähne künstlich sein musste. Was sein Nuscheln erklärte.
    „Doch ich habe nichtss dagegen, wenn die Unterbrechung von einer der drei Grazien kommt“, sagte er und griff mit anbiedernder Vertraulichkeit nach

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