Quellen Der Lust
versuchte, die Fassung wiederzugewinnen.
„Aber ich glaube, er sagte, es handele sich um eine Empfehlung seines Sohns.“ Er sah zurück auf die Tür des Quill and Scroll. „Dieser kleine Mistkerl. Hat sich wohl einen Spaß daraus gemacht, den Namen seines zahnlosen alten Tutors weiterzureichen.“
„Nun, ich habe mich gut amüsiert, also werde ich es ihm nicht übel nehmen. Und Ihnen auch nicht. Obwohl ich gestehen muss, dass ich allmählich jeglichen Glauben an Ihre Liste verliere.“
„Ich hatte keine Ahnung, Mariah. Mir wurde gesagt, ich solle die engen Freunde des Prinzen um Namen möglicher Kandidaten bitten und ich … ich habe ihnen vertraut.“
Feierlich sah sie ihn an. „So wahr mir Gott helfe, ich glaube Ihnen.“
Er bot ihr seinen Arm, und sie machten sich auf den Weg zurück zum Hotel. In vertrautem Schweigen gingen sie die kopfsteingepflasterten Gassen entlang.
„Das waren drei von vier“, sagte sie und brachte ihn somit zurück in die Wirklichkeit.
„Drei von vieren“, echote er.
„Und was passiert, wenn ich in elf Tagen nicht verheiratet bin?“
Unwillkürlich wurde er sich seines trockenen Mundes und des Ziehens in seinem Magen bewusst.
„Es bleibt noch ein Kandidat auf unserer Liste“, sagte er. Doch er machte sich keine großen Hoffnungen, dass dieser besser geeignet sei. Und wollte nicht, dass er es war. Ihm war, als laste ein schweres Gewicht auf seiner Brust, und er steckte eine Hand in seine Innentasche, um nach dem Umschlag zu greifen. Die verdammte Heiratserlaubnis ließ ihn auch nicht eine Sekunde lang vergessen, dass sie für einen anderen Mann bestimmt war.
„Wieso sollte ich daran glauben, dass der vierte Mann bessere Qualitäten zu bieten hat? Der Erste war schon vergeben. Der Nächste war ein gemeiner, unangenehmer Tyrann“, zählte sie an ihren Fingern ab, „und der Dritte war ein jämmerlicher kleiner Fettkloß mit Mundgeruch. Ich hätte bessere Chancen, jemanden zu finden, wenn ich auf einem Marktplatz nach Freiwilligen schreien würde.“
„Sie können jetzt keinen Rückzieher mehr machen – ich habe schon Ihre Schulden abbezahlt.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich einen Rückzieher machen will. Ich glaube bloß, dass es jetzt an der Zeit ist, eine andere Taktik auszuprobieren. Wenn ich in elf Tagen verheiratet sein soll, muss ich mehr geeignete Kandidaten finden. Und das heißt, ich muss dort suchen, wo sich Männer mit Charakter und Ehrgeiz aufhalten.“ Sie blieb abrupt stehen, als sei ihr gerade ein Geistesblitz gekommen. „Am besten reise ich sofort nach London und suche mir dort selbst einen Ehemann.“
London. Er seufzte. Er hatte gehofft, ihr zukünftiger Mann werde es auf sich nehmen müssen, mit ihr in die Hauptstadt zu reisen und sie zu Terminen bei Schneidern, Hutmachern, Stoff- und Kurzwarenhändlern zu begleiten. Jetzt würde er ihr nicht nur dabei helfen müssen, Handschuhe, Korsetts und Strümpfe einzukaufen, sondern auch sich dort einen Mann zu angeln!
„Und wie genau stellen Sie sich das vor?“, fragte er verärgert.
„Ich werde einfach völlig logisch und organisiert vorgehen.“ Mit erhobenem Kinn ging sie rasch weiter in Richtung des Hotels. „Ich werde eine Liste erstellen.“
12. KAPITEL
„Was zum Teufel tun Sie da?“, flüsterte Jack, als Mariah ihn den Flur entlangzog – vorbei an seinem eigenen und in Richtung ihres Zimmers. „Es ist fast Mitternacht. Und Sie haben doch gesehen, wie der Nachtportier uns angesehen hat, als ich nach unseren Zimmerschlüsseln fragte.“
„ Sein Problem, wenn er eine schmutzige Fantasie hat“, erwiderte sie, schloss ihre Tür auf und zog ihn mit hinein. Stocksteif wie ein Besenstiel stand er vor ihr und umklammerte seinen Zimmerschlüssel, während sie die Tür schloss und die Lampe anzündete.
„Eine Dame lädt um diese Zeit keine Männer mehr in ihr …“
„Ich bin aber keine Dame, oder haben Sie das schon vergessen? Ich bin eine Witwe, die drauf und dran ist, eine Scheinehe einzugehen und die Mätresse eines Prinzen zu werden.“ Sie dämpfte den Schein der Lampe, sodass das Zimmer nur schwach erleuchtet war und kam hüftschwingend auf ihn zu, während sie ihre Handschuhe auszog und ihren Mantel die Schultern hinunter gleiten ließ. „Aber es freut mich, dass Sie mich ‚einladend‘ finden.“
Ganz gegen seinen Willen durchströmte ihn ein erregendes Gefühl. Er unterdrückte einen Fluch.
„Ich glaube nicht, dass ich das gesagt habe.“
„Mir hingegen ist
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