Quellen Der Lust
Boden ausgeführt? Sie haben ihr nachspioniert, oder?“
„Nein, ich bin meinem schlecht erzogenen Welpen nachgelaufen, dessen rasiermesserscharfe Zähne die Leine durchgebissen hatten. Ich hatte noch Glück, dass ich dem Biest nicht bis Schottland folgen musste. Seien Sie wenigstens für heute froh, dass Genevieve nicht hier war. Sie könnte bewusstlos geschlagen worden sein, genau wie Sie. Oder noch Schlimmeres.“ Bei dem Gedanken erschauerte er.
Sie betraten den Salon, und Baxter ließ sich schwer auf dem Sofa vor dem Kamin nieder. Gleich darauf erschien Genevieve mit einer Schüssel Wasser und einem Stapel sauberen Leinens. Während sie direkt zu Baxter ging, sagte sie zu Simon: „Ich werde mich um ihn kümmern. In der unteren Schublade der Kommode ist eine Flasche Whisky. Könntest du bitte etwas davon für Baxter einschenken? Und bitte bediene dich auch gleich selbst.“
Simon ging zu dem Schreibtisch. Es gab zwei untere Schubladen, je eine auf jeder Seite des Stuhls. Da er das Haus früher schon durchsucht hatte, wusste er, in welcher sich der Whisky befand. Er schenkte für Baxter großzügig ein und für sich selbst einen Fingerbreit, dabei sah er zu, wie Genevieve mit ruhiger Hand behutsam das Blut abwusch. Mit ruhiger, behandschuhter Hand. Offenbar sah nicht einmal Baxter sie ohne Handschuhe, und wieder fragte er sich, welche Art von Verletzung sie verbarg. Er erinnerte sich, wie es sich angefühlt hatte, als sie an der Quelle mit den Fingern durch sein Haar gestrichen hatte, wie sie ihn liebkost hatte, und ihm wurde heiß. Was immer es war, es änderte nichts an der Tatsache, dass ihre Berührung ihn erregte.
Mit den beiden Gläsern ging er zu dem Sofa und reichte Baxter eins davon. Der Riese murmelte einen Dank und leerte dann das Glas mit dem hochprozentigen Getränk in zwei Zügen. „Muss ich genäht werden, Jinnie?“
Genevieve hob die Öllampe, um die Wunde zu untersuchen, und schüttelte dann den Kopf. „Diesmal nicht.“ Sie lächelte ein wenig. „Das ist eine nette Abwechslung.“
Simon wurde neugierig. Gern hätte er gefragt, wie Genevieve und Baxter zueinander gefunden hatten – die elegante Frau und der Grobian –, aber er stellte die Frage zurück. Erst einmal. Er wollte lieber warten, bis er mit Genevieve allein war. Stattdessen fragte er: „Erhält Baxter regelmäßig Schläge auf den Kopf?“
„Nein“, sagte Genevieve und wischte das Blut ab, das von Baxters Gesicht tropfte. Sie tat das mit einer Ruhe, die andeutete, dass sie so etwas nicht zum ersten Mal tat. „Jedenfalls nicht in letzter Zeit. Aber er hatte in seiner Jugend einige Auseinandersetzungen, bei denen er Verletzungen davontrug.“
Baxter verzog das Gesicht. „Die anderen sahen aber immer noch schlimmer aus als ich, oder, Jinnie?“
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Immer.“
Baxter runzelte die Stirn. „Nur nicht diesmal. Das wird dem Kerl noch leidtun, wenn ich ihn erst in die Finger bekomme. Wie gut, dass ich nicht geschlafen habe. So konnte ich den Kerl hören und hab ihn verscheucht – auch wenn mein Kopf dafür zahlen musste.“
Er zuckte zusammen, als Genevieve eine Salbe auftrug, und sie fragte gleich, offensichtlich, um ihn von dem Schmerz abzulenken: „Warum hast du nicht geschlafen? Ging es dir nicht gut?“
Zu Simons Erstaunen schien der Riese zu erröten. „Nun, mein Geist war – äh – beschäftigt.“
Genevieve sah ihn verständnisvoll an. „Ich glaube, ich kann erraten, womit. Oder besser: mit wem. Miss Winslow ist eine reizende junge Frau.“
Baxters Röte breitete sich bis über seinen kahlen Kopf aus. „Viel zu gut für einen wie mich.“
„Das denke ich nicht, und du solltest aufpassen, was du über meinen besten Freund sagst, Baxter“, meinte Genevieve, während sie einen langen Streifen Leinen um seinen Kopf wickelte. „Sonst werde ich gezwungen sein, dir noch einen Klaps zu geben, damit du zu Verstand kommst.“ Sie befestigte das Ende des Leinens und trat dann zurück, um ihr Werk zu begutachten. „Wie fühlst du dich?“
„Wie ein verdammter Idiot, weil man mich so übertölpelt hat.“
Sie lächelte. „Ich meine deinen Kopf.“
„Pocht wie die Hölle, aber ich hatte schon schlimmere Kopfschmerzen nach einer Nacht mit billigem Gin.“
„Ich bin froh, dass es Ihnen gut geht“, mischte sich Simon ein, trotz seines Interesses an dem Wortwechsel der beiden. Selbst ohne das vertrauliche Du wäre klar gewesen, dass sie eher Freunde waren als Dienstherrin
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