Quellen Der Lust
die Worte aussprach, erkannte er, dass sie begriff, wie wahrscheinlich das war.
„Ich glaube nicht, dass das ausgeschlossen werden kann. Was bedeutet, dass ihr alle – du, Baxter und auch Sophia – mit mir kommen werdet.“
Einen Moment lang sagte sie nichts, sah ihn nur an mit einer Miene, die er ärgerlicherweise nicht deuten konnte. Verdammt, warum konnte sie nicht so sein wie die anderen Frauen, die er kannte? Vorhersehbar und leicht zu durchschauen? Sie leckte sich über die Lippen – eine Geste, die seinen Blick auf ihren Mund lenkte – einen Mund, den er zu gern wieder schmecken wollte.
„Das ist sehr freundlich, aber …“
Er riss den Blick los von ihren Lippen und sah ihr in die Augen. „Kein Aber. In meinem Cottage ist Platz genug für alle, und du wirst dort sicher sein.“ Dafür würde er sorgen. Denn die Vorstellung, dass ihr etwas zustieß, so wie es Baxter ergangen war, fand er unerträglich. „Baxter hat sich noch nicht ganz erholt, und ist – in Anbetracht der Whiskymenge, die er konsumiert hat – sowieso nicht in der Verfassung, irgendetwas für dich zu tun. Er braucht Ruhe. Und du …“ Er streckte den Arm aus und umfasste ihre Schultern. „Du brauchst jemanden, der auf dich aufpasst.“
Unter seiner Berührung stand sie ganz still da. Einen Moment lang glaubte er, sie würde sich ihm entziehen, und er musste den Wunsch unterdrücken, sie fester zu halten. Aber stattdessen hob sie den Kopf. „Zwar bin ich durchaus in der Lage – und auch daran gewöhnt – auf mich selbst aufzupassen, aber ich kann nicht leugnen, dass dieser Einbruch mich beunruhigt. Daher nehme ich dein Angebot dankend an.“ Sie zog eine Braue hoch. „Ich muss sagen, für einen Verwalter bist du mit der Lage ungewöhnlich geschickt umgegangen.“ Ihr Blick fiel auf seinen Stiefel. „Und du bist überraschend geschickt im Umgang mit dem Messer.“
Er zuckte die Achseln. „Wenn du für einen reichen Mann arbeitest, gewöhnst du dich daran, Randalierer, Straßenräuber und dergleichen zu vertreiben.“
„Ich verstehe. Nun, wenn du mich entschuldigst, ich werde mich umziehen, damit wir gehen können. Würde es dir etwas ausmachen, dich solange zu Baxter zu setzen? Ich möchte nicht, dass er ganz allein ist.“
Simon nickte und ließ sie dann los – beunruhigt, dass es ihm so schwerfiel. Er wandte sich zum Gehen, aber anstatt das Zimmer zu verlassen, deutete er mit einer Kopfbewegung auf die Statue. „Das ist ein schönes Stück.“ Hinter dem ich gestanden und von dir geträumt habe .
„Danke. Es war ein Geschenk.“
„Von deinem Ehemann?“
„Nein. Von mir selbst. Ich habe sie vor Jahren in einem Geschäft in London gesehen und musste sie einfach haben. Die Schönheit und Einfachheit der Linien, der Haltung, das hatte es mir angetan. Ich konnte ihr nicht widerstehen.“
Simon löste den Blick von der Statue und sah sie an . Ich konnte ihr nicht widerstehen . „Ja, das verstehe ich vollkommen. Baxter und ich werden dich im Wohnzimmer erwarten.“ Damit machte er kehrt und verließ rasch den Raum, ehe er der Versuchung nachgeben und sie in die Arme ziehen, das glühende Feuer auf seiner Haut löschen konnte.
Er ging den Korridor entlang und wischte sich über das Gesicht. Verdammt! Als wäre die Anziehung, die er ihr gegenüber empfand, noch nicht schlimm genug, so war dieses Gefühl, sie beschützen zu wollen, der reine Wahnsinn. Und das konnte sehr schnell gefährlich werden. Sie hatte ihn belogen, gerade erst vor wenigen Minuten. Sie wusste, dass die Schatulle gestohlen worden war, und sie wusste, wo sich der Brief befand, den sie dort herausgenommen hatte. Alle Instinkte sollten ihn von ihr fernhalten, doch eine kleine Stimme in seinem Kopf bestand darauf, dass es für all das einen vernünftigen Grund geben musste. Und dass sie in keiner Weise etwas mit Ridgemoors Tod zu tun hatte.
Verdammt, und jetzt würde sie mit ihm unter einem Dach wohnen. Nahe genug, um sie zu berühren. Und Himmel, er wollte sie berühren, er wollte sie, mit einer wilden Heftigkeit, die er noch nie zuvor erlebt hatte. Ihr Zwischenspiel an der Quelle hatte seinen Appetit nur noch mehr angefacht.
Er hatte ihr eine Wahl gelassen. Erst jetzt erkannte er, dass er dadurch möglicherweise einiges getan hatte, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Ein Vertrauen, das vielleicht dazu führte, dass sie ihm gestand, wo der Brief war. Doch als er ihr das Angebot machte, hatte er nicht an seine Mission gedacht. Ganz und gar nicht. Nein,
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