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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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dann wird er jede Begegnung als Arbeit und Last erleben. Wenn einer aber die Menschen liebt, dann wird er gerne bei ihnen sein und er wird mit neuer Kraftvon den Menschen weggehen. Es geht nicht darum, einen moralischen Zeigefinger zu erheben und zu sagen, Menschen in helfenden Berufen müssten sich anstrengen, die Menschen zu lieben. Eine Anstrengung der Liebe erschöpft nicht nur schneller, sie wirkt meistens auch „gewollt“ und kommt beim andern nicht an. Wenn wir aber vertrauen, dass in uns eine Quelle der Liebe ist, dann werden wir gerne bei den Menschen sein. Wir müssen gar nichts tun. Wir lassen die Liebe einfach strömen und bekommen dann auch viel Liebe wieder zurück. Es strömt hin und her. Diese Liebe versteht Paulus als Quelle des Heiligen Geistes. Sie hat natürlich ihre Grundlage in der Erfahrung der Liebe durch die Eltern und Freunde. Aber sie ist mehr als eine natürliche Quelle, sie ist letztlich Geschenk des Geistes: unerschöpflich, weil sie aus Gott selber strömt.

    Freude ist die zweite Haltung, die zweite Quelle, aus der wir in unserem Miteinander schöpfen. Jeder weiß, dass er mehr und besser arbeiten kann, wenn ihm das, was er tut, auch Freude macht. Woher aber kommt die Freude? Warum macht mir diese Arbeit Freude und jene nicht? Hängt das von äußeren Umständen ab? Oder von meiner inneren Haltung, meiner Einstellung? Sicher gibt es Tätigkeiten, die uns mehr liegen als andere. Vielleicht haben wir sie schon als Kind immer gerne getan. Möglicherweise erinnern sie uns an etwas, was uns damals mit Freude erfüllt hat. Andere Arbeiten rufen in uns dagegen Widerstand hervor. Vielleicht erinnern sie uns daran, dass wir sie als Kind machen mussten, obwohl wir lieber spielen wollten. Oder wir spürten bei diesen Arbeiten, dass auch die Eltern sie nicht gerne taten. Allerdings sind wir nicht einfach nur den Gefühlen ausgeliefert, die wir als Kind hatten. Wir können bei allem, was wir tun, mit derFreude in Berührung kommen, die auf dem Grund unseres Herzens immer bereit liegt. Jeder hat als Kind in irgendeiner Hinsicht Freude verspürt, sei es beim Spielen, beim Festefeiern, beim Spazierengehen oder auch bei Arbeiten, die wir mit dem Vater oder der Mutter gemeinsam verrichteten.
    Mit der Freude kommen wir nicht nur in Berührung, indem wir uns an die vergangenen Erfahrungen erinnern. Sie ist jetzt in uns. Und es kommt darauf an, an diese innere Quelle zu glauben und sie ins Bewusstsein zu heben. Oft sind wir von dieser Quelle abgeschnitten. Es haben sich Schatten auf sie gelegt, die sie verdunkeln. Wenn wir aber tief genug in uns hinein horchen, dann entdecken wir unterhalb unserer Trauer und unseres Ärgers diese Quelle der Freude. Wenn wir aus ihr schöpfen, dann freuen wir uns an unserem Leben, an den Mitmenschen, an unserer Arbeit, an allem, was auf uns zukommt. Wir sehen in dem, was uns widerfährt, nicht etwas Bedrohliches, sondern etwas, was uns Gott schenkt, was er uns zutraut oder – oft genug – auch zumutet. Solche Freude kommt aus dem Herzen und fließt in das äußere Tun ein. Und dann gelingt das Tun auch anders.

    Für Paulus ist Freude – ähnlich wie die Liebe – eine eigene Macht. In ihr drückt sich der Hl. Geist in uns aus. Er kann von ihr absolut als von einer Quelle sprechen, die einfach in uns sprudelt. Aber manchmal gibt er auch konkrete Gründe für sie an: Es ist die tiefe innere Freude am Herrn, an seiner Nähe, an den Gaben, die er uns schenkt. Sie zeigt sich gerade darin, dass wir sie auch in Betrübnis und Anfechtung spüren können. Die Freude ist in uns, auch wenn wir uns schwach fühlen, und sogar, wenn wir unter der Bosheit der Menschen zu leiden haben. Natürlich hängt es auch vom Charakter eines Menschen ab, wie er sich freut. Es gibt Menschen, dievon ihrer Veranlagung oder von ihrer Erziehung her einfach fröhlicher sind. Und es gibt Menschen, die einen eher melancholischen Charakter haben und zur Depression neigen. Das kann körperlich oder seelisch bedingt sein. Sie können sich gegen diese Veranlagung nicht wehren, sie haben sie einfach. Von ihnen kann man nicht im gleichen Maß erwarten, dass sie aus der Quelle der Freude schöpfen. Trotzdem vertraut Paulus darauf, dass der Hl. Geist in jedem Menschen diese Quelle der Freude schafft, auch im depressiven und verzweifelten Menschen. Wir müssen uns dann unter den Gefühlen von Traurigkeit und Angst an die oft von vielerlei Geröll verschüttete Freude herantasten, die auf dem Grund unserer Seele

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