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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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auf. Ich nehme den Menschen nicht wahr, der dahinter steht. Weil ich sie als Menschen nicht spüre, erzeugen sie in mir instinktiv eher Abwehr, als dass ich bereit wäre, ihnen etwas abzukaufen. Anderen wird es ähnlich gehen – was ihr Leben nicht leichter und wirklichen Erfolg eher schwer macht.

    Rivalität und Konkurrenzdruck bestimmen heute vielfach das Zusammenleben. Wie oft sind wir nicht bei dem, was wir im Moment tun, sondern vergleichen uns ständig mit andern. Wir fühlen die anderen als Rivalen. Wir setzen uns selber unter den Druck: Wir müssen besser sein als die anderen. Sonst kommen wir im Beruf nicht weiter, sonst schneiden wir in der Beurteilung durch unsere Umgebung schlechter ab. Solches Konkurrenzdenken hat seine Ursache immer in mangelndem Selbstwertgefühl. Weil ich mit mir selbst nicht zufrieden bin, muss ich meinen Wert vor andern beweisen, indem ich sie übertreffe. Wer mit sich im Einklang ist, der kann sich auf das Leben einlassen, so wie es ist. Er hat es nicht nötig, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Der Vergleich mit anderen raubt Energie, Konkurrenzdenken ist anstrengend. Wir fühlen uns von allen Seiten von Leuten umgeben, die uns übertreffen möchten, und müssen ständig auf der Hut sein, die Angriffe der Rivalen abzuwehren und uns durchzusetzen. Doch oft sind es Scheingefechte, die wir führen. Sie sind nutzlos und kosten uns nur viel Energie.

    Kontrollzwang , der Drang alles überprüfen zu müssen und kontrollieren zu wollen, ist eine andere trübe Quelle. Wir wollen unsere Emotionen unter Kontrolle halten. Wir haben Angst, dass wir unsere Beherrschung verlieren. Die anderen könnten ja unsere Schwächen und unsere unterdrückten Emotionen mitbekommen. Oder wir möchten unser eigenes Lebenkontrollieren. Wir möchten für alles vorsorgen. Es gibt Menschen, die ihre Umgebung, ihre Mitmenschen und ihre gesamte Umgebung, kontrollieren müssen. Für sie muss alles klar sein, geordnet, unter Kontrolle. Sonst haben sie Angst, das Leben könne ihnen entgleiten. So verständlich es auch sein mag: unser Streben nach Sicherheit und der permanente Druck, alles unter Kontrolle zu haben, saugt uns aus. Wir fühlen uns bald überfordert. Denn wir haben Angst, dass wir doch die Kontrolle verlieren könnten. Es ist ein Gesetz der Psychologie, dass dem, der alles kontrollieren möchte, alles außer Kontrolle gerät. Vertrauen entlastet uns. Und Angst führt oft dazu, immer noch mehr kontrollieren zu wollen, anstatt loszulassen. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, dieser Lenin zugeschriebene Spruch schafft keine entspannte Atmosphäre unter Menschen. Oft ist es sicherlich überlebensnotwendig, dass einer seine Gefühle kontrolliert. Ich habe etwa eine Frau begleitet, die sexuell missbraucht worden ist und für die es aufgrund ihrer traumatischen Erfahrung wichtig war, ihre Gefühle zu kontrollieren. Denn sie wollte nicht nochmals in die Situation des Missbrauchs geraten. Aber zugleich litt sie unter ihrem Kontrollzwang, weil er sie von der Quelle ihrer Gefühle abschnitt. Ihr Leben wurde anstrengend. Sie fühlte sich müde und leer. Sie musste mit großer Geduld erst wieder lernen, loszulassen und sich dem Leben und letztlich Gott anzuvertrauen. So bekam sie wieder Zugang zu ihren Gefühlen und zu ihrer Energie, und erst als ihr dies möglich geworden war, blühte neue Lebensfreude auf.

    Mangelnde Selbstsicherheit ist ebenfalls gefährlich: Wer wenig Selbstwertgefühl hat, der erlebt andere oft als Bedrohung. Ich kenne Menschen, die sich mit großer Mühe ein wenig Selbstvertrauen aufgebaut haben. Sie haben eine gewisseSicherheit vor anderen erworben, verstehen, sicher aufzutreten und sich nicht gleich immer in Frage zu stellen. Doch dann geraten sie an Menschen, die ihnen die ganze Energie rauben. Es gibt Menschen, die ihre Achillesferse zu kennen scheinen. Und aus dieser verwundbaren Stelle ziehen sie ihnen alle Energie ab. Manchmal fragen sie sich, warum sie sich ausgerechnet in der Nähe dieses Menschen so schwach fühlen. Wer ihre Geschichte näher kennt, wird oft merken, dass das mit ihrer Mutterbeziehung zusammenhängt. Wenn ihre Mutter ihnen kein Urvertrauen geschenkt hat, sondern ständig an ihnen herum kritisiert hat, dann treffen sie immer wieder auf Frauen, die eine ähnliche Ausstrahlung wie ihre Mutter haben. Und die lassen ihre innere Quelle schnell versiegen. Es scheint, als ob diese „Mutter-Frauen“ einen geheimen Zugang zu ihrer Kraftquelle haben und sie

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