Quellen innerer Kraft
weiterzugeben. Sowohl den eigenen Mitarbeiter wie den Lieferanten muss man solange pressen, bis er das (im Sinne des eigenen Unternehmens definierte) „Optimum“ hergibt. Dass viele diesen Dauerdruck kaum mehr aushalten, interessiert nicht. Aggressive Haltungen erzeugen aber keineswegs Höchstleistung, im Gegenteil: Sie blockieren oft geradezu Kreativität und bringen neue Probleme mit sich: Angst, Unlust und Erschöpfung. Viele verinnerlichen die ständige Spannung und werden krank. Bluthochdruck ist nicht zuletzt deswegen zur Volkskrankheit geworden, weil die Menschen mit dem permanenten inneren Druck nicht mehr zurechtkommen. Wenn man von ihnen nur etwas fordert, ohne ihnen zu zeigen, aus welchen Quellen sie schöpfen können, um das Geforderte zu erfüllen, ist Überforderung die Konsequenz. Die Depressionen nehmen zu. Depression ist bei vielen ein Hilfeschrei derSeele gegen zu hohe Anforderungen. Man spricht heute ja von Erschöpfungsdepression, die gerade dann auftritt, wenn die innere Quelle „erschöpft“, d. h. versiegt ist, weil man sie zu schnell und zu wenig sensibel ausbeuten wollte.
Ob unsere Arbeit aus einer trüben oder klaren Quelle strömt, das spüren wir schon an der Ausstrahlung der Menschen. Ein Mitarbeiter einer großen Firma erzählte mir von einem Abteilungsleiter, der 14 Stunden am Tag arbeitete. Trotzdem war seine Abteilung die unzufriedenste im ganzen Gelände. Wenn wir fragen, warum?, dann wird schnell klar: Er arbeitete soviel, um sich gegenüber Kritik unangreifbar zu machen. Er wollte sich den Mitarbeitern und ihren Anliegen nicht stellen, sondern verschanzte sich hinter der Arbeit. Immer wenn jemand sagt: „Du musst erst einmal genauso viel arbeiten wie ich, dann kannst du mitreden“, dürfen wir davon ausgehen, dass er aus einer trüben Quelle schöpft. Er arbeitet so viel, um sich der Verunsicherung durch andere Mitarbeiter nicht zu stellen. Oder er versteckt sich hinter seiner Arbeit, um der Kritik seiner Kinder und seiner Frau aus dem Weg zu gehen. Wenn seine Kinder von ihm wünschen, dass er Zeit für sie habe, antwortet er: „Was soll ich denn noch machen? Ich tue doch schon soviel!“ Von einer solchen Haltung geht etwas Aggressives aus. Man kann sich täglich noch so abrackern, die Rackerei wird keinen Segen bringen, sondern Unzufriedenheit und Bitterkeit produzieren. Wer aus der Quelle des Heiligen Geistes schöpft, von dem geht Leichtigkeit, Fruchtbarkeit und Lebendigkeit aus. Er wird auch seine Mitarbeiter anstecken, dass sie Lust an der Arbeit bekommen. Aus ihm wird nicht nur die Arbeit strömen, sondern er fühlt sich in sich lebendig. Es strömt aus ihm heraus, ohne dass er davon erschöpft wird. Damit wir diese reine Quelle in uns entdecken, müssen wir unserst den trüben Quellen stellen, um durch sie hindurch zu den klaren Quellen auf dem Grund unserer Seele zu stoßen.
Negative Emotionen
Negative Emotionen trüben die Quellen, aus denen wir schöpfen. Unsere Emotionen haben bekanntlich verschiedene Wirkungen auf unser Leben. Sie färben es positiv und negativ ein. Sie haben eine belebende Wirkung, können aber auch destruktiv und zerstörerisch wirken. Wenn sie unser Leben negativ bestimmen, dann werden sie schließlich zu Haltungen, die sich einprägen und unser Verhalten immer wieder prägen und bestimmen.
Angst etwa kann eine warnende und damit lebensfördernde positive Rolle in unserem Leben spielen. Aber als destruktive Kraft überwältigt sie uns, lähmt und blockiert uns. Wenn ich einem andern Menschen voller Angst begegne, dann ist es mehr als nur anstrengend für mich. Oft weiß ich dann gar nicht, was ich sagen soll. Ich bekomme kein Wort heraus. Angst hindert mich, das zu tun, was ich normalerweise tun würde. Ich lasse mich vom andern bestimmen. Neben dieser sozialen Angst vor dem andern und seinem Urteil gibt es auch die Angst, etwas Verkehrtes zu tun oder die Angst, schuldig zu werden: Lieber tue ich gar nichts, als Schuld auf mich zu laden. Wieder andere leiden unter ganz konkreten Phobien. Da ist z. B. die Prüfungsangst: Wenn man mit Menschen spricht, die darunter leiden, wissen sie alles. Aber in der Situation der Prüfung hindert sie die Panik, das Wissen, das in ihnen steckt, abzurufen. Sie fühlen sich wie abgeschnitten von ihrem Denken. Angst hat die Tendenz, uns immer mehr zubesetzen. Wer an Prüfungsangst leidet, ist auf seine Angst so fixiert, dass sie ihn schon lange vor der Prüfung blockiert. Er kann dann schon nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher