Quellen innerer Kraft
anzapfen. Viele können sich kaum dagegen wehren.
Es gibt diesen ganz bestimmten Typ von Männern und Frauen, die einem die eigene Kraft wegziehen. Eine Frau erzählte mir, dass sie in der Nähe ihres Mannes immer schwächer werde. Er muss sich und ihr seine Stärke offensichtlich dadurch beweisen, indem er sie erniedrigt. Das lähmt sie. Manchmal sind es auch depressive Männer, die einen aussaugen. Es ist, als ob sie einen Saugschlauch an unsere schwächste Stelle legen und alle Energie von uns absaugen. Warum fühlen wir uns in der Gegenwart mancher Männer und Frauen einfach schwächer? Warum gewinnen gerade diese Menschen solche Kraft über uns? Ich kann es mir nur so erklären: Oft sind es Menschen, die sich selbst verboten haben, aus ihrer eigenen Kraft zu leben. Sie haben etwas Destruktives an sich, etwas, das Leben verhindert. Und sie können dann auch nicht zulassen, dass in anderen Lebenaufblüht. In Gesprächen merke ich, dass Menschen, die sich in idealistische Vorstellungen flüchten, aber die Realität nicht wahrhaben wollen, mir Energie rauben. Ich habe den Eindruck, dass ich gegen eine Gummiwand rede. Solche Menschen haben etwas Unbestimmtes, Unklares an sich. Hinter ihren hohen Idealen nehme ich ihre bedürftige Seite wahr. Aber ich komme nicht an sie heran. Ein solches Gespräch erlebe ich als anstrengend. Oft berühren diese Menschen meine eigene lebensverneinende Seite. Auch wenn ich diese destruktive Seite normalerweise überwunden habe – wenn ich bestimmten Menschen begegne, wird sie in mir wieder aktiviert. Wichtig und ein erster Schritt zur Heilung ist es, sich diese Zusammenhänge erst einmal bewusst zu machen.
Depression ist eine Krankheit, unter der heute viele Menschen leiden. Wenn die Depression sie überfällt, fühlen sie sich antriebsschwach. Alles wird für sie dann schwierig, schleppend und anstrengend. Sie haben den Eindruck, kraftlos zu sein. Die kleinsten Tätigkeiten kosten unendlich viel Anstrengung. Viele wissen, dass es ihnen gut tut, im Wald spazieren zu gehen. Aber nicht einmal dazu können sie sich aufraffen. Alles scheint wie gelähmt. Sie haben keinen Antrieb, auch nur irgendetwas zu tun. Am liebsten würden sie den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Aber auch das macht sie nicht zufrieden. Manche versuchen dann, gegen ihre depressiven Verstimmungen anzugehen und zwingen sich, etwas zu tun. Sie arbeiten wie gewohnt. Aber danach fühlen sie sich völlig erschöpft. Oft genug ist die Depression eine Einladung, sich mehr Ruhe zu gönnen und in der Ruhe die innere Quelle zu suchen, die tiefer ist als der eigene Wille, der eigene Ehrgeiz oder das mit Leistung verbundene Selbstbild.
Die Depression hat viele Ursachen, körperliche und seelische, Ursachen in den Lebensumständen oder in der eigenen Psyche. Daniel Hell, ein Schweizer Psychiater meint, bei vielen Menschen sei die Depression ein Hilfeschrei der Seele gegen zu große Veränderungen oder gegen das Entwurzeltsein. Der Mensch braucht Orte, an denen er sich einwurzeln kann. Wer immer unterwegs ist und nie zur Ruhe kommt, bei dem reagiert die Seele oft mit depressiven Verstimmungen. Eine andere Ursache kann Erschöpfung sein. Man spricht ja auch von Erschöpfungsdepression. Die Depression zeigt uns oft auch an, dass wir unser Maß überschritten haben. Wir haben nicht auf die Signale unserer Seele gehört, die uns zur Ruhe mahnte. So muss die Seele in der Depression lauter schreien, damit sie endlich gehört wird. Wenn es so ist, dann wäre die Depression auch eine Einladung, zur Ruhe zu kommen und sich an die inneren Quellen zu setzen, die uns erfrischen und laben.
Ärger ist für viele der eigentliche Verschmutzer ihrer inneren Quelle. Wenn ich bei Vorträgen die trüben Quellen erwähnte, aus denen wir so oft schöpfen, dann wurde ich meistens auf den Ärger angesprochen. Das ist ein Gefühl, das von verschiedensten Anlässen provoziert wird und unser Leben vergällen kann. Die Menschen, die davon erzählen, möchten den Ärger nicht, sie können sich aber kaum dagegen wehren. Sie lassen sich von anderen Menschen zu sehr bestimmen. Sie sind nicht mit sich selbst in Berührung. Sie schützen ihre innere Quelle nicht, sondern lassen andere darauf herumtrampeln und sie trüben. Ärger verunreinigt unsere innere Quelle. Oft schneidet er uns auch ganz davon ab. Der Ärger ist dann so stark in uns, dass er unser ganzes Denken und Fühlen bestimmt. Diese negative Emotion bindet unsere Energie, sodass sie nicht mehr
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