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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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immer weiter in sein Elend redete.
    »… ein reicher Bürger aus Rottach-Egern liegt mit einer Kugel im Kopf auf einer Insel im Tegernsee. Jemand hat gesehen, wie der Täter über das Eis fliehen konnte und in einen blauen Mercedes-Benz stieg. Er hat die Nummer notiert. Es war Querchers Auto. Wir haben es auf einem Parkplatz in Wildbad Kreuth gefunden. Wir glauben, dass Ihr Mitarbeiter Quercher und diese Kürten …«
    Pollinger schlug Straßberger jovial auf die Schulter. »Sie müssen nicht mehr glauben. Sie müssen uns nur einen großen Raum organisieren – am besten in Wiessee. Gleich kommen Kollegen vom BKA, LKA und vermutlich, so wie ich die Burschen kenne, auch die Freunde vom Bundesnachrichtendienst. Der Referent aus dem Innenministerium, Dr.   von Stock, wird ebenfalls da sein.«
    Straßberger wurde blass. »Wir haben hier wohl eine ganz große Nummer?«
    Pollinger lächelte Straßberger an und nickte. »Ja, da kommen ein paar Verdächtige zusammen. Wie viele Zellen haben Sie in Ihrer Dienststelle?«
    Dann hatte er den Mann stehen lassen und war in die Praxis des Frauenarztes gelaufen. Sein Magen brannte. Der Mediziner hatte ihm vor Weihnachten nichts Genaues sagen wollen. Er hatte ihm aber gedroht: »Drei Monate, vielleicht sechs. Nicht mehr. Wenn ich Ihnen etwas raten darf: Ordnen Sie Ihre Angelegenheiten.«
    Pollinger hatte genickt und leise geantwortet: »Da ist nur noch eine.«
    Der Notarzt hatte ihn gleich wieder aus der Praxis von Pauly werfen wollen. Aber Pollinger fand, dass er es seiner Mitarbeiterin schuldig war, jetzt bei ihr zu sein. Er hatte sie in diese Lage gebracht. Und während das scharfe Messer in Arzus gespannte Unterbauchdecke fuhr, betete der Agnostiker Ferdinand Pollinger.
    Der Arzt arbeitete konzentriert, dann fragte er Pollinger leise, ob der Rettungswagen bereitstünde.
    »Der steckt im Nachbarort Dürnbach im Schnee fest«, rief ungefragt ein junger Sanitäter, der sich ebenfalls in den Raum gedrängelt hatte.
    Der Arzt blickte kurz auf und sah Pollinger an. »Der Rettungshubi aus Miesbach will bei dem Wetter nicht starten. Darf ich Sie bitten …?«
    Pollinger nickte, froh, etwas tun zu können, und rannte eilig hinunter zu dem Piloten der Münchner Hubschrauberstaffel.
    »Du müsstest eine Schwerverletzte und ein Neugeborenes in die Klinik fliegen. Ich weiß, das Wetter wird immer schlechter.«
    Der Pilot, ein ehemaliger Bundeswehrflieger und Franke, sah kurz hoch und zuckte mit den Schultern. »Solange es keine Schweine regnet … Muss hinten nur die Sitzreihe rausnehmen. Passen Sie drauf auf. Hier bei den Talbewohnern aus Oberbayern kommt ja viel weg.«
    So stand Pollinger wenig später im Windschutz der Sparkasse, neben ihm lehnte an der Mauer die Sitzreihe. Er sah, wie ein in Goldpapier eingewickeltes Bündel und Arzu auf der Trage mit Schläuchen in Mund und Arm in den Helikopter getragen wurden. Der Parkplatz war immer noch durch die großen, quer gestellten Wagen der Feuerwehrleute abgesperrt. Langsam erhob sich der Hubschrauber. Alle sahen nach oben.
    Ein Friseur, der sein Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite führte, hatte sich zu Pollinger gesellt. »Wer ist da drin?«, fragte er.
    Pollinger sah weiter zu dem im Schnee verschwindenden Helikopter. »Das güldene Christkind, mein Lieber. Das güldene Christkind«, erwiderte er.

Kapitel 41
    Kreuth, Donnerstag, 21.   12., 00.35   Uhr
    Hannah hatte einen weiten Bogen um Siebenhütten gemacht. Oder um den Ort, wo Siebenhütten bis vor wenigen Stunden noch stand. Die Lawine hatte sich auch hier ausgebreitet, die drei Almhütten weggerissen und eine meterhohe Schneewand hinterlassen. Im Schutz der Bäume konnte Hannah erkennen, dass alles hell erleuchtet war. Große Suchscheinwerfer waren aufgebaut worden. Bagger wurden von einer Schneeraupe über den Weg zu den Ruinen der Hütten herangeführt. Vermutlich gruben die Suchmannschaften der Bergwacht dort nach Quercher. Jemand musste von ihrem Treffen mit Elli gewusst haben. Sicherlich war es Arzu gewesen, die den Tipp gegeben hatte. Solange die Männer hier suchten, hatte Hannah einen Vorsprung. Woher sollten sie wissen, dass Max weiter südlich lag? Bei dem Krach würde auch sein Schreien kaum zu hören sein.
    Nach einer halben Stunde hatte sie den Parkplatz in Wildbad Kreuth gefunden. Der Mercedes war unbewacht. Sie schloss ihn auf, warf die Tasche auf den Beifahrersitz und fuhr los. Sie kannte ihr Ziel.
    Das Seniorenheim lag oberhalb der Bundesstraße,

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