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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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zwei seiner Kameraden wussten etwas. Der alte Schlickenrieder und der Rieger senior. Nach dem Krieg machte jeder auf seine Weise weiter. Mein Großvater lernte noch 1945 meine Großmutter kennen, und als sie mit meinem Vater schwanger wurde, heirateten sie. Großvater investierte richtig und erfolgreich und steckte das Geld in die Firma. Aber die beiden anderen, Schlickenrieder und Rieger, wollten auch ihren Anteil. Sie erpressten ihn. Bei einem letzten Treffen hier am See, vermutlich oben an der Falzeralm, starb er. Ich weiß nicht, ob sie ihn töteten. Vielleicht war es auch ein Unfall. Auf jeden Fall war ihnen klar, dass die Leiche verschwinden musste, damit die Geschäfte nicht aufflogen. Also steckten sie die Leiche in eine alte Uniform und vergruben sie oben an der Hütte. Meiner Großmutter und meinem Vater schickten sie ein Foto der Leiche und den Hinweis, dass sie über sie und die Herkunft der Gelder zu schweigen hätten. Das taten sie auch. Meine Großmutter starb kurz darauf. Dann lernte mein Vater meine Mutter kennen. Eine Amerikanerin. Ihr erzählte er alles. Und die wollte mit einem Historiker sprechen.« Hannah machte eine Pause und starrte auf das Feuer. »Riegers Leute töteten meine Eltern und meinen Bruder. Ich konnte nichts tun. Kurz nach der Beerdigung wurde ich von einem Mittelsmann Riegers ins Bild gesetzt. Man hatte wohl große Angst, dass ich beginnen würde, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich solle schweigen, dann wäre alles gut. Alles war auch gut. Bis der Sohn vom Birmoser plötzlich den Baum fällte.«
    »Aha, und warum hast du diese Netzwerker und die alten Nazis nie auffliegen lassen?«, fragte Quercher.
    »Max, ich muss dir als Polizist nicht erklären, dass man eine Information nicht sofort verwenden muss. Ich wollte erst einmal etwas über die Wirkungsweise dieses Netzwerks wissen. Wer gehört dazu? Wie arbeiten diese Leute? Die bedrohen mich, verstehst du?«
    »Gut, du hast sie also erst einmal nicht auffliegen lassen. Und Rieger hat hier munter weitergearbeitet.« Quercher wollte sie jetzt locken. »Aber was passierte dann? Dann kam der Leichenfund und damit deine Chance, die alten Männer zu enttarnen?«
    Sie atmete tief durch. »Nicht ganz.«
    Hannah sprach nicht weiter. Über ihnen quietschte es. Die Schneelast drückte mit aller Gewalt auf die Eisenplatte. Würde sie die Nacht über halten?
    Quercher machte einen neuen Anlauf. »Warum ist dir das jetzt so wichtig? Warum tötest du für solche Sachen, die nur noch Historiker interessieren?«
    »Ich habe nicht getötet«, antwortete Hannah spitz.
    »Doch, hast du. Rieger ist tot. Und DU hast geschossen! Und in gewisser Weise bist du auch für den Mord an Andreas Birmoser verantwortlich. Hättest du früher reagiert, wäre er noch am Leben.«
    »Nein, das habe ich …«
    »Hannah, ich war blöd. Aber so blöd bin ich nicht, dass ich nicht wüsste, dass du zu schnell am Ringsee warst. Und dass die Kleidung im Auto nicht von meiner geizigen Schwester Anke stammen konnte, weil die nur gebrauchte Ski- und Winterkleidung kauft. In der Tasche war ein Kassenbon mit der Uhrzeit. Erst habe ich mir nichts dabei gedacht. Aber nachdem du den Mann da draußen förmlich exekutiert hast, ist mir einiges klar geworden. Du hast die Kleidung in einem Geschäft in Wiessee gekauft, bist runter zum See, hast dich gut positioniert und auf Rieger geschossen. Weil du Angst hattest. Weil du nicht wolltest, dass er unter Umständen mit mir zusammenarbeitet. Rieger war der Einzige, der wusste, was in Schlickenrieders Aufzeichnungen steht, der letzte Zeuge sozusagen. Du hast ihn einfach ausgeschaltet wie eine Lampe. Knips an, knips aus.«
    Er machte die Bewegung dazu mit den Fingern vor Hannahs Augen. Sie reagierte nicht.
    Leise fügte er hinzu: »Die angeblich manipulierten Fotos und die Drohmail, das hast du doch alles nur erfunden, damit du noch hierbleiben kannst und an die Tagebücher kommst. Kaltblütig, wie du bist, hat dir noch nicht mal der Tod von Andi Birmoser Angst gemacht. Das hast du einfach als Kollateralschaden einkalkuliert. Ist ja nur ein Schreiner. Ein Bauernopfer eben. Und mit mir gevögelt hast du nur, damit ich mich mit Elli treffe. Erinnerst du dich? Ich habe dir ihre SMS gezeigt. Eigentlich wollte ich zurück nach München. Du hast sie gelesen und sofort gewusst, dass dieses Treffen für dein Ziel wichtig sein könnte. Du hast mich schlicht benutzt, weil du eine …«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Mund und schüttelte den

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