Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht
schnarchend eingeschlafen war, während sie sein Sperma im Badezimmer aus sich herauswusch.
Sie konnte ihn nicht mehr ertragen. Fast erleichtert sah sie ihm hinterher, als er die Treppen hinuntereilte und in den BMW stieg.
»Was gibt es?«
Es roch nach Blähungen und kaltem Rauch. Brunner wartete bereits lange. Als sich Schlickenrieder in den Wagen wuchtete, quietschte das Leder. Die Scheiben waren beschlagen.
Brunner schaute stur geradeaus. »Es wird eng. Der Bulle vom LKA schnüffelt herum. Der wird schon herausfinden, dass der Tod vom Birmoser kein Unfall war. Ich muss unterwegs noch einmal unseren Mann anrufen.«
Josef Schlickenrieder malte einen kleinen Kreis in das beschlagene Fenster und schwieg. Er verstand das alles nicht mehr. Er wollte doch nur dieses Hotel mit der Klinik. Und jetzt kam dieser ganze Mist seines Großvaters samt dessen Freunden hoch. Der Birmoser war tot. Aber das war doch gut. Einer weniger, der was wusste.
Er drehte langsam seinen Kopf nach links und sah Brunner an. »Fahren wir jetzt ficken?«
Kapitel 12
Bad Wiessee, Dienstag, 19. 12., 18.22 Uhr
Das Schützenstüberl war der Treffpunkt der örtlichen Sportschützen. Der Koch war exzellent, die Lage jenseits der Hauptstraße eine Katastrophe. Querchers Schwester Anke hatte die Kneipe mit ihrem Mann Mirko, einem Koch und gutmütigen Menschen aus München, der eine ausgeprägte Vorliebe für Led Zeppelin und den FC Bayern besaß, aufgebaut. Hier trafen sich die örtlichen Handwerker und die kaputten Existenzen, ›Gratler‹, wie man sie hier nannte, tranken das dunkle Fassbier und ratschten. Heute war der Tod des Schreiners Gesprächsthema Nummer eins.
Quercher hatte bei Christl Birmoser nichts herausgefunden, was seinen Verdacht ernsthaft untermauern konnte oder gar Ermittlungen gerechtfertigt hätte. Vielleicht war sie nur eine alte, verbitterte Frau, die nicht verwinden konnte, dass ihr Sohn im Ort unbeliebt gewesen war.
In einer Stunde, dachte Quercher, würde er die Tante aus dem Wellnesshotel abholen und dann war das alles hier wieder vorbei – für Monate, für Jahre, wenn nicht für immer. Deshalb wollte er wenigstens seine Schwester noch einmal sehen, die durch die Reihen der Gäste tänzelte, ihre Bestellungen aufnahm und sich danach wieder zu ihrem Mann hinter die Theke gesellte.
Quercher blieb einen Moment im Eingang stehen, um sich an diesem Bild zu erfreuen. Anke strahlte eine Zufriedenheit aus, die er nie erreicht hatte. Mirko hatte Going to California aufgelegt. Die Kneipe war gefüllt. Der viele Schnee trieb die Handwerker in die warmen Räume. Man hatte genug Aufträge.
Arzu schob Quercher ungeduldig weiter. »Mir ist kalt. Geh endlich rein.«
Anke blickte auf und ihr Gesicht verfinsterte sich. Er hatte es vergessen. Es gab da noch Außenstände für sein Haus auf Salina. Faruk hatte Querchers Schwester vor einem Jahr angerufen, als dieser wieder einmal im Auto schlief. Sie hatte das Mädchen aus dem Bett in seiner Wohnung geholt, es vor die Tür gesetzt, Quercher mehrere Tausend Euro ohne Schuldschein in die Hand gedrückt und ihn auf die Insel geschickt. Seitdem hatte er sich nicht mehr gemeldet. Auch ihre Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter waren unbeantwortet geblieben.
Quercher lehnte sich an die Theke. Seine Schwester starrte auf den Zapfhahn. »Wo ist der Koffer?«, fragte sie.
Arzu sah ihn und dann die Schwester verständnislos an.
»Anke, das ist Arzu, eine Kollegin. Das ist Anke, meine Schwester. Bekommen wir bei dir etwas Warmes?«
»Gegen Geld immer.«
Seine Schwester schien schwer angefressen zu sein. Sie war fast so groß wie er, die buschigen Augenbrauen, die braunen Augen und ihre blonden langen Haare ließen sie herb-attraktiv wirken. Dazu kam noch eine großartige Figur. Mirko und sie hatten ein Kind, Quercher war Patenonkel. Auch deswegen hatten sie die Tochter Maxima genannt.
»Kommst du mal mit?«, forderte die Schwester mehr, als dass sie fragte.
Und er verschwand mit ihr zu einer Gardinenpredigt in den oberen Stock. Nach zwanzig Minuten war alles geklärt. Unter den Klängen von All my love setzte er sich mit zwei Tellern Roastbeef und Bratkartoffeln, die er in der Küche abgeholt hatte, an Arzus Tisch.
»Wo warst du?«, fragte sie ihn missbilligend.
»Meine Schwester hat da oben ihr Reich. Wenn ihr Mann mal wieder seine fünfminütige Midlife-Crisis hat, schließt sie sich dort oben ein, setzt sich an einen Computer und chattet. Alles auf dem neuesten Stand. Sie
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