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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Luft aus dem geöffneten Fenster ins Gesicht wehen und dachte an Salina, als die Stimme aus der Kabine neben ihm erklang. Dunkel, freundlich und mit einem Dialekt behaftet, füllte eine männliche Stimme den Raum.
    »Scheißwinter, was? Brauche dringend Wärme. Hält ja kein Mensch mehr aus.«
    Quercher murmelte eine Bestätigung. Aber eigentlich wollte er seine Ruhe haben.
    »Aber im Süden kannst du auch Pech haben«, fuhr die Stimme fort. »Einen Freund von mir hat es arg erwischt.«
    Stille.
    Quercher murmelte erneut. »Aha?«
    »Ja, die Bullen haben ihn da hochgehen lassen.«
    »So? Warum?«
    »Mein Freund hat eine Ferienwohnung irgendwo auf Sizilien. Jemand hat ihm dort fünf Kilo Koks untergejubelt. Jetzt sitzt er da im Loch.«
    Etwas stimmte nicht. Querchers Eingeweide schlossen sich ruckartig.
    »Mein Freund wollte da unten seine Rente genießen, verstehste? Extra früh raus. Und dann – bäng. Einfach so. Muss dir nicht sagen, wie das ist – so auf Sizilien im Knast. Nordafrikaner und Mafia. Keine gute Kombination. Putzt jetzt die Klos der anderen Insassen. Nur weil er sich mit Leuten in Deutschland angelegt hat, die eine Nummer zu groß waren für ihn.«
    Quercher hörte mit Ekel, dass der andere tatsächlich, während er sprach, alles aus sich rausholte. Etwas platschte ins Wasser.
    »Manchmal nehmen sie ja auch dein Haustier, weiden es aus und nageln es an deine Tür. Oder wenn du eine junge Freundin hast, plötzlich hat die einen Unfall. All so Sachen. Kannste mir glauben, ist kein Spaß.«
    Das letzte Wort presste der Typ förmlich heraus. Quercher zog leise seine Hose hoch, suchte nach seiner Waffe. Er erinnerte sich. Sie lag im Auto.
    Er öffnete die Kabinentür, um sich den Typen vorzuknöpfen, und bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Komm mal raus, können wir doch hier besprechen. Oder soll ich zu dir kommen?«
    Die drei Handwerker, die laut lärmend die Treppe hinuntergekommen waren und Querchers letzten Satz gehört hatten, blieben abrupt stehen.
    Quercher wandte sich ihnen zu und hob die Arme. »Was?«
    Die Antwort kam prompt vom Ältesten der drei. »Macht das woanders. Nicht hier, wenn ich pinkeln will.«
    Quercher eilte nach oben, setzte sich zu Arzu und erzählte ihr von der Begegnung. »Wir müssen hier nur warten. Sobald er hochkommt, schnappen wir ihn uns draußen.«
    Arzu schüttelte den Kopf. »Der Typ war besoffen und labert auf dem Klo. Was soll denn daran strafbar sein?«
    Quercher starrte weiter auf die Treppe. »Der Typ hat mir gedroht. Das war ganz klar auf mich bezogen«, zischte er.
    Plötzlich fiel ihm das offene Fenster ein. Es war wohl dem Bier geschuldet, dass er es vergessen hatte. Er hetzte nach draußen, stieß dabei einen hereinkommenden Gast um, rannte um das Haus auf den Personalparkplatz und sah noch die Rücklichter eines Landrovers. Aber das Kennzeichen war nicht mehr zu erkennen. Er hatte sich wie ein Trottel abzocken lassen.
    Sein Handy klingelte. Statt sich mit Namen zu melden, rief er nur ein genervtes »Was?«.
    Es war Hannah. »Ich bin bedroht worden. Man will mich töten, wenn ich nicht verschwinde.«

Kapitel 13
    Irschenberg, Bayern, Dienstag, 19.   12., 17.10   Uhr
    Vor ihm dicke Kinder, die sich das Pappessen in den Mund schoben. Hinter ihm Lkw-Fahrer, die in Pornos blätterten. Schlickenrieder wartete in einem Schnellrestaurant an der Autobahn nach Salzburg. Brunner telefonierte.
    Schlickenrieder dachte, dass Brunner immer alles im Griff hatte. Das war bei ihm nicht so. Wie oft wollte er schreien oder einfach zuschlagen. Doch so ging das nicht. Das war nicht in Ordnung. Das wusste er. Aber dann eskalierte der Streit zwischen Elli und ihm wieder. Ein Wort gab das andere. Der Zorn musste raus. Er saß auf seinen Lungen, drückte und presste. Und dann quoll alles nach oben. Brach heraus.
    Er hatte sie noch nicht geschlagen. Aber er hatte sie bedroht. Und wie sie manchmal vor ihm stand, herausfordernd lachend oder verächtlich grinsend. Dann musste er gehen. Seine Frau war ihm überlegen. Er wusste das. Sie wusste das. Sonst keiner. Seine Tochter ahnte es vielleicht. Aber sonst niemand. Auch nicht Maria, die Nachbarin. Zu der er ging, wenn seine Frau wieder grinste. Und er reagierte sich dann an Maria ab.
    Aber heute war etwas hinzugekommen: Angst. Kleine schmutzige Deals – das hatten sie alle im Tal schon gemacht. Geheime Absprachen, gefälschte Gutachten. Das ging immer. Aber seitdem Birmoser ausgeflippt war, hatte sich eine neue

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