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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Strategiespiel, das Lukas Wertheim und sein bester Freund in so menschenverachtender Weise zweckentfremdet hatten. Immerhin spekulierte mittlerweile schon die halbe Nation über die Schikanen, denen Nikolas Hrubesch in der Zeit vor seinem Amoklauf ausgesetzt gewesen war. Und wenn er tatsächlich einen Komplizen gehabt haben sollte, was lag da näher, als dass beide aus ähnlichen Motiven gehandelt hatten? Dass auch der zweite Schütze auf Rache aus gewesen war? Ja, überlegte Winnie Heller, so muss Laurin gedacht haben. Und unter diesem Aspekt macht es durchaus Sinn, einen weiteren Schuldigen zu eliminieren, einen, der Hrubesch und seinem Partner bei ihrem Amoklauf durch die Lappen gegangen ist. Sie griff hinter sich nach dem Gurt und schnallte sich an. Wahrscheinlich hatte Laurin bereits kurz nach der Bluttat geahnt, wen Nikolas Hrubesch für den Part seines Sündenbocks ausgesucht hatte. Und als dann die Sache mit den Waffen durchgesickert war, dürfte es für ihn ein Leichtes gewesen sein, herauszufinden, dass er richtig lag. Winnie Heller schüttelte den Kopf. Was muss das am Dienstag für ein Schock für Laurin gewesen sein!, dachte sie. Zu erkennen, dass Hrubesch falsch spielte. Dass der Junge, den er so sicher zu kontrollieren glaubte, einen eigenen Plan verfolgt hatte. Schon die Folie um Hrubeschs Kopf wird ihm verraten haben, was Sache ist, spann sie den Faden weiter. Und vermutlich hat er von diesem Augenblick an nichts anderes getan, als sich das Hirn zu zermartern, was das alles zu bedeuten haben könnte. Wen Hrubesch sonst noch eingeweiht hatte. Und wer außer ihnen beiden dort unten im Souterrain der Schule gewesen war …
    »Die Fahndung nach dem Ford läuft«, riss Oskar Bredeneys Stimme sie aus ihren Spekulationen. »Außerdem klappern die Kollegen sämtliche Personen ab, zu denen Sven Strohte vielleicht Kontakt aufnehmen könnte.«
    »Gut.« Winnie Heller tastete nach dem Zündschlüssel. »Was ist mit Laurin?«
    »In der Wohnung brennt Licht, aber die Kollegen warten ab.« Bredeney unterbrach sich und wechselte ein paar Worte mit jemandem, dessen Identität sich Winnie Heller nicht erschloss. Sie hörte, wie er »Ja, danke« sagte, dann war Oskar Bredeney wieder ganz bei ihr: »Die E-Mail, mit der er Jessica Mahler in den Wald bestellt hat, wurde von einem öffentlichen Internetcafé verschickt, genau wie alle anderen Nachrichten von Devil«, erklärte er. »Bloß dass Laurin dieses Mal eben Sven Strohtes Daten verwendet hat.«
    Winnie Heller nickte. Das ewig gleiche Muster, dachte sie. Und warum auch nicht? Warum sollte Laurin von einer Methode abweichen, die sich bewährt hat? Er hat ja keine Ahnung, dass wir ihn durchschaut haben. Er denkt, es wird wieder funktionieren. »Und Sven selbst?«, fragte sie. »Hat der auch eine E-Mail bekommen?«
    Bredeney lachte. »Nein, aber seine Mutter hat ausgesagt, dass ihr Sohn vielleicht einen Anruf erhalten habe.«
    »Vielleicht?«
    »Sie war sich nicht sicher.«
    »Woher auch.«
    »Ach ja«, sagte Bredeney. »Noch was …«
    Gütiger Himmel, dachte Winnie Heller, dieser Fall hat ein Tempo, das einem glatt die Schuhe auszieht! Und dabei bin ich noch keine zehn Minuten aus dem Büro!
    »Werneuchen hat diesen Anruf überprüft, den die Herrgen in der Wohnung von der Soltau erhalten hat«, knarrte die Stimme des erfahrenen Kollegen aus dem Lautsprecher. »Sie wissen schon, der, der sie davon abgehalten hat, das Schlafzimmer zu betreten.«
    »Ja, richtig«, sagte Winnie Heller, die kurz vor ihrem Aufbruch zu Beate Soltaus Wohnung noch schnell das Protokoll aus dem Einbruchsdezernat überflogen hatte. »Was ist damit?«
    »Der betreffende Anrufer hat von einem gestohlenen Handy aus angerufen.«
    »Gestohlen?«
    Bredeney bejahte. »Anscheinend handelt es sich bei dem Teil um eins von diesen Prepaid-Dingern ohne Vertragsbindung. Und weil da ohnehin nicht viel zu holen ist, hatte der Besitzer die Sache wohl einfach abgeschrieben. Er habe sowieso nur noch fünfzehn oder zwanzig Euro Guthaben gehabt und so weiter und so fort.« Bredeney gab ein missbilligendes Brummen von sich, und Winnie Heller stellte sich vor, wie der altgediente Kollege mit seiner knochigen Hand durch die Luft fuchtelte, als wolle er einen Schwarm Mücken vertreiben. »Na, wie auch immer«, fuhr er fort, »auf Werneuchens Nachfrage hat der besagte Eigentümer jedenfalls angegeben, dass ihm sein Handy schon vor ein paar Wochen abhanden gekommen ist.«
    »Denken Sie, Laurin hat

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