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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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    »Ja?«
    »Sie wollten doch so unbedingt noch ein paar Neuigkeiten«, scherzte er.
    »Schießen Sie los.«
    »Ich hab hier was zu Laurins Alibi. Soll ich’s vorlesen?«
    »Sicher doch.« Winnie Heller drehte den Ton lauter, damit Verhoeven mithören konnte.
    »Unser Lehrer rief von nebenan, dass wir die Tür verbarrikadieren sollen«, las Bredeney von irgendwo ab. »Und auch die Verbindungstür. Falls er durch die Räume geht und nach uns sucht. Da hatten die meisten von uns noch nicht kapiert, was Sache ist. Aber wir haben trotzdem abgeschlossen, und das hat uns vielleicht das Leben gerettet …« Oskar Bredeney räusperte sich. »Aussage Nummer 187, Michelle Stötzel, Zeichensaal.«
    »Das heißt, dass Laurin zum Zeitpunkt des Amoklaufs gar nicht bei seiner Klasse gewesen ist«, rief Winnie Heller triumphierend. »Er war nebenan!«
    Bredeney gab ein zustimmendes Brummen von sich. »Ich habe mir den Plan angesehen«, erklärte er. »In dem betreffenden Zeichensaal gibt es einen Nebenraum, der zum Anmischen von Farbe und darüber hinaus auch als eine Art Fundus für frühere Arbeiten genutzt wird. Und dieser Nebenraum verfügt neben der besagten Verbindungstür in den Zeichensaal auch über einen Zugang zum Flur.«
    »Damit ist Laurins Alibi ja wohl am Arsch«, frohlockte Winnie Heller wenig damenhaft, bevor sie die Verbindung zu Bredeney unterbrach und sich wieder ihrem Vorgesetzten zuwandte. »Haben Sie das mitbekommen?«
    »Laut und deutlich«, antwortete Verhoeven.
    »Dann könnten wir doch eigentlich schon mal den Haftbefehl beantragen, oder?«
    »Ich weiß nicht, ob das Sinn macht«, sagte er. »Da sind noch so viele Unwägbarkeiten, die wir zuerst klären sollten.«
    Unwägbarkeiten? Dieser Mann war einfach zu zögerlich! »Welche denn?«, fragte sie ungeduldig.
    »Wann er die Soltau erschossen hat, zum Beispiel«, entgegnete Verhoeven. »Außerdem dürfte es ziemlich schwierig werden, zu beweisen, dass Laurin nicht die ganze Zeit über in diesem Nebenraum war. Geschlossene Türen hin oder her.«
    »Dann müssen wir ihm eine Falle stellen«, schlug Winnie Heller mit ungebrochenem Enthusiasmus vor. »Vielleicht können wir Laurin irgendwie dazu bringen, dass er doch noch einen Versuch unternimmt, an sein Bild zu kommen.« Sie überlegte einen Moment. »Und warum auch nicht? Immerhin kann er nicht wissen, dass wir sein Motiv erkannt haben. Und wenn er denkt, dass wir Sven Strohte für schuldig halten, ganz wie er es geplant hat, könnte er sich ja eigentlich ganz sicher fühlen, oder?«
    »Tja, das Bild«, murmelte Verhoeven weitaus weniger begeistert, als sie gehofft hatte. »Das wäre natürlich durchaus eine Möglichkeit … Aber sie setzt voraus, dass wir Sven Strohte finden.«
    »Ja«, seufzte sie. »Ich weiß.«
    »Jetzt kommen Sie erst mal her«, sagte Verhoeven. »Und dann besprechen wir alles.«
    Winnie Heller nickte schicksalsergeben und beendete das Gespräch. »Jetzt kommen Sie erst mal her«, ahmte sie ihren Vorgesetzten nach, indem sie beherzt aufs Gas trat. »Ja, ja! Und während du dich besprichst und besprichst, um auch ja deine Aussichten auf eine zukünftige Abteilungsleitung nicht zu gefährden, riecht unser Möchtegernmaler Lunte und inszeniert seinen Abgang. Und wenn wir Pech haben, finden wir ihn nie wieder.« Sie runzelte die Stirn, als ihr plötzlich einfiel, was Bredeney über das gestohlene Handy gesagt hatte. Jenes Handy, das Sander Laurin erst vor rund vierundzwanzig Stunden die Haut gerettet hatte. Sie griff abermals nach dem Funkgerät und ließ sich von der Zentrale mit dem KK11 verbinden.
    »Winnie Heller noch mal«, sagte sie, als die Verbindung zu Bredeney stand. »Sie haben doch gesagt, dass der Apparat von der Soltau über ein gestohlenes Prepaid-Handy angerufen wurde.«
    »Ja, genau.«
    »Haben diese Dinger GPS, oder gibt es irgendeine andere Möglichkeit, sie zu orten?«
    »Da müsste ich mich kundig machen«, entgegnete Bredeney mit der gewohnten Ruhe.
    »Ja bitte«, sagte Winnie Heller. »Tun Sie das. Auch wenn Laurin wahrscheinlich klug genug war, das Ding wegzuschmeißen.«
    Sie unterbrach die Verbindung und dachte an die Unwägbarkeiten, von denen Verhoeven gesprochen hatte. Die offenen Fragen, die sie noch zu klären hatten, bevor sie handeln konnten. »Dabei ist doch alles sonnenklar«, murmelte sie. Dieser Fall, der zunächst so unfassbar komplex und verwirrend gewesen war, zerfiel doch quasi vor ihren Augen in eine Kette logischer Entwicklungen.
    Ich habe

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