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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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es?«
    »Anzunehmen«, brummte Bredeney. »Und wahrscheinlich war er gerade in der Wohnung von der Soltau, als die Herrgens dort aufgetaucht sind. Denken Sie an Nicole Herrgens Aussage, die Türklinke vom Schlafzimmer habe sich bewegt, als sie gerade Licht machen wollte. Und sie meinte auch, ihre eigene Stimme zu hören, nachdem sie sich gemeldet hatte. Wie eine Art Echo.«
    »Weil Laurin nebenan war?«
    »Sieht so aus.«
    »Das bedeutet, dass sie ihn beinahe gehabt hätte«, befand Winnie Heller grimmig. Und in Gedanken setzte sie hinzu: Es war ein Befreiungsschlag in letzter Sekunde. Kühn, aber effektiv. Laurin musste die Herrgens ablenken, zumindest so lange, bis er über den Balkon verschwunden war. Und der Sogwirkung eines klingelnden Telefons konnten sich die wenigsten Leute entziehen. Dadurch hat Laurin wertvolle Zeit gewonnen, dachte Winnie Heller. Aber er hat auch etwas von sich preisgegeben. Und wenn es nur die Nummer eines gestohlenen Handys ist … »Und sonst?«, fragte sie, indem sie nun auch endlich den Wagen anließ.
    »Du liebe Zeit«, stöhnte Bredeney. »Reicht denn das immer noch nicht?«
    »War ’n Witz«, lachte Winnie Heller und unterbrach die Verbindung. Dann rammte sie das Handy in die Halterung der Freisprecheinrichtung und drückte auf die Kurzwahltaste, unter der Verhoevens Nummer gespeichert war. »Wie weit sind Sie?«, fragte sie, als ihr Vorgesetzter sich meldete. »Schon irgendein Hinweis, dass wir richtig liegen?«
    »Das kann man wohl sagen.« Er klang zufrieden. »Ob Sie’s glauben oder nicht: Beate Soltau war im Besitz eines echten Kirchners.«
    Kirchner …, dachte Winnie Heller. War das nicht einer von diesen Brücke-Künstlern? Ein Expressionist oder Kubist oder so was in der Richtung? »Ich bin, ehrlich gesagt, keine so große Kunstexpertin und …«
    »Geht mir genauso«, räumte Verhoeven ein, aber sie war sich nicht sicher, ob die Behauptung tatsächlich der Wahrheit entsprach oder ob er einfach nur nett sein wollte.
    Wenn es um Thraker und antiken Goldschmuck ginge, wäre ich fitter, dachte sie. Aber so war das nun mal im Leben, man kannte sich grundsätzlich mit den falschen Dingen aus!
    »Ich will nicht ins Detail gehen«, erklärte unterdessen ihr Vorgesetzter, »aber wenn ich den Professor hier richtig verstanden habe, wurden weit über sechshundert Bilder von Ernst Ludwig Kirchner von den Nazis beschlagnahmt. Sie wissen schon, entartete Kunst und so weiter. Na, wie auch immer, es ist anzunehmen, dass das betreffende Gemälde aus diesen Beständen stammt. Damals ist vieles ins Ausland gegangen, aber vielleicht wurde Beate Soltaus Bild von irgendwem beiseite geschafft. Vielleicht hat es all diese Jahrzehnte in irgendeinem Keller oder auf irgendjemandes Dachboden gestanden, bis es schließlich auf einem Flohmarkt landete.«
    »Und die Soltau hatte keinen Schimmer, was sie da erwirbt«, stöhnte Winnie Heller, während sie in Gedanken hinzufügte: eine ambitionierte Banausin, ganz wie ich dachte!
    »Kaum zu glauben, was?«, sagte Verhoeven. »Aber ein Mann wie Laurin hat natürlich sofort gewusst, was Sache ist.«
    »Was ist so ein Bild wert?«, fragte Winnie Heller mit echtem Interesse.
    »Tja, in diesem Punkt ist unser Experte erwartungsgemäß noch ein bisschen zurückhaltend«, antwortete ihr Vorgesetzter, »aber er hat uns erzählt, dass ein Münchner Auktionshaus Mitte der neunziger Jahre ein ganz ähnliches Ölbild von Kirchner für mehr als vierhundertfünfzigtausend Euro verkauft hat.«
    »Vierhundertfünfzigtausend sind definitiv ein Motiv«, befand Winnie Heller trocken. »Und unter der Hand mag ja auch durchaus noch ein bisschen mehr für so ein Ding drin sein, wenn man weiß, wem man es anbieten kann.«
    »Und das weiß Laurin unter Garantie«, pflichtete Verhoeven ihr bei. »Immerhin scheint er seit Jahren beste Kontakte zur entsprechenden Szene zu pflegen.«
    »Das ist ein gutes Stichwort«, sagte Winnie Heller. »Bredeney hat Laurins Konten überprüft. Und dabei ist er auf ein paar ziemlich interessante Einzahlungen gestoßen.« Sie sah kurz in den Rückspiegel und wechselte die Spur. »Offenbar steht Laurin tatsächlich auf Baranovics Lohnliste. Und er lässt sich seine Expertisen mehr als üppig bezahlen.« »Das glaube ich unbesehen«, lachte Verhoeven.
    »Augenblick«, sagte Winnie Heller, als ein Stück rechts von ihr ein grünes Lämpchen aufleuchtete, »hier kommt gerade was über Funk rein.«
    »Winnie?« Das war Bredeney. Schon wieder

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