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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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trocken. »Leider ist die Sache zuerst bei den Kollegen vom Einbruchsdezernat gelandet.«
    »Wurde irgendwas gestohlen?«
    »Die Herrgen ist sich nicht sicher.«
    Das wundert mich nicht, dachte Verhoeven, indem er sich das Sammelsurium an Bildern und Kunstgegenständen ins Gedächtnis rief, mit dem Beate Soltau ihr Zuhause ausgestattet hatte. Er hielt das Handy ein Stück von sich weg, damit Winnie Heller, die sich neugierig zu ihm beugte, mithören konnte.
    »Aber sie meint nein«, schepperte Bredeneys Stimme aus dem Gerät. »Und ich schätze, dass wir ihr das getrost abnehmen können. Immerhin war diese Frau Herrgen am selben Vormittag schon einmal für längere Zeit in der Wohnung ihrer Freundin, um sich alles anzusehen. Bei dieser Gelegenheit hat sie sich auch Notizen gemacht, und sie glaubt, dass sie sich erinnern würde, wenn etwas fehlte.«
    »Gut«, sagte Verhoeven und sah auf die Uhr. »Dann gib Lübke Bescheid. Wir treffen uns in der Wohnung von der Soltau. Oder … nein, warte.« Er sah Winnie Heller an, die wild mit den Armen fuchtelte. »Was denn?«
    »Warum bricht jemand in eine Wohnung ein?«, fragte sie atemlos.
    »Um etwas zu stehlen.«
    Sie nickte und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
    »Sie meinen …?«
    »Das alles passt verdammt gut zu dieser anderen Sache, die mir eingefallen ist«, erklärte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. »Sie wissen schon, diese Sache, von der ich eben sprach.« Winnie Heller schluckte. »Als wir gestern bei Sander Laurin gewesen sind, war mein erster Gedanke, dass er mir irgendwie bekannt vorkommt. Es war so ein Gefühl … Als ob ich ihm schon mal begegnet wäre. Aber ich dämliche Kuh habe das auf die Ähnlichkeit geschoben, verstehen Sie?«
    »Kein Wort«, seufzte Verhoeven.
    »Beate Soltaus Beuteschema«, entgegnete Winnie Heller mit einem Lächeln. »Die Tatsache, dass Sander Laurin im Prinzip derselbe Typ Mann ist wie Kröll.«
    Verhoeven kniff die Augen zusammen und versuchte sich die Gesichter der beiden Männer vorzustellen. »Sie haben recht«, sagte er. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wäre mir gar nicht aufgefallen.«
    »Und das war es ja auch gar nicht«, sprudelte seine Kollegin weiter. »Die Ähnlichkeit, meine ich. Es war diese Auerbach-Sache. Die war mir völlig aus dem Gedächtnis, nach allem, was wir in den letzten Tagen durchgemacht haben, wissen Sie … Aber dann fiel mir plötzlich ein, dass ich in der Akte, die Auerbachs Leute mir zur Vorbereitung auf den Einsatz im Rhythm’s Cube überlassen hatten, ein Foto gesehen habe. Merkwürdig«, murmelte sie, »aber auf einmal sehe ich es direkt vor mir.« Sie unterbrach sich und starrte sinnend auf die ausgetretenen Holzdielen hinunter. »Die Aufnahme zeigt Milan Baranovic beim Verlassen einer Galerie oder Kunsthandlung. Er hat ein weißes Hemd an und ist in Begleitung von zwei Männern. Und … Ja, ich bin ganz sicher, dass einer dieser Männer Sander Laurin ist.« Winnie Heller sah hoch. »Ich war gerade auf dem Weg ins Büro, um die Sache zu checken, als der Anruf kam.«
    Verhoeven fuhr sich mit beiden Händen durch die waldfeuchten Haare. »Verflucht noch mal«, stieß er hervor. »Wie passt denn das zusammen?«
    »Das Motiv«, sagte seine Kollegin. »Wir dachten immer, es müsse mit Emotionen zu tun haben. Mit Hass oder Eifersucht oder etwas in dieser Richtung. Aber was, wenn es in Wirklichkeit doch um etwas ganz anderes gegangen ist? Wenn dieser Devil tatsächlich so kaltblütig ist, wie wir glauben?« Sie blickte ihn an. »Warum bricht einer in eine Wohnung ein?«, wiederholte sie.
    »Sie glauben, etwas von dem, was Beate Soltau besitzt, könnte wertvoll sein?«
    Winnie Heller nickte. »Das ist die einzige Erklärung.«
    »Oskar?«, wandte sich Verhoeven wieder an Bredeney, der geduldig am Apparat geblieben war. »Vergiss die Sache mit der Spurensicherung fürs Erste und sieh zu, dass du stattdessen einen Kunstsachverständigen auftreibst. Je kompetenter, desto besser. Er soll uns in der Wohnung von der Soltau treffen und deren Inventar begutachten. Und überprüf Sander Laurin. Irgendwas kann da nicht stimmen mit seinem sogenannten Alibi.« Er schloss die Augen, als ihm unvermittelt wieder der Raumplan einfiel, in den Werneuchen bei ihrer gestrigen Besprechung die Aufenthaltsorte aller potenziellen Verdächtigen eingetragen hatte. Zum Zeitpunkt der Bluttat hatte Sander Laurin eine zehnte Klasse unterrichtet. Und zwar im vierten Stock des Altbaus. Der vierte Stock …

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