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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich im gesamten Pashkanarium bewegen und hinfort darüber nachdenken, was die zum Teil sehr dunkelsinnigen Sätze bedeuten mochten.
    Sie betraten eine Utak-Weisheit, die übersetzt in etwa »Wer eine Wahl hat, hat auch eine Verantwortung« lautete, bei der Spitze des personenbestimmenden Larita-Zeichens. Das Quolonuoiti-Archiv befand sich in der bauchigen Wölbung des letzten Nephots. Wenn man das wu ss te, war es leicht. Kein Wunder, da ss die Bruderschaft dieses Geheimnis sorgfältig hütete.
    »Bitte sehr«, verkündete Bailan, öffnete den Türflügel und schaltete das Licht ein. »Das Archiv des Fürsten Quolonuoiti.«
    Die Köpfe der beiden Männer kippten nach hinten, ihre Münder klappten auf, ihre Blicke wanderten die Regale empor, die die Wände des Raumes komplett bedeckten, der so breit wie tief war und so hoch wie breit. Vier Galerie n, durch schmale Treppen untereinander verbunden, liefen ringsum und erlaubten den Zugriff auf die Folianten, die gebundenen und gehefteten Bücher, die Handschriften, Drucke, Dokumente aus Papier, Folie, Glas und Metall. Hier und da hingen Gemälde an den Wänden, kostbare K unstwerke, die schöne Frauen in verführerischen Posen darstellten. Der Fürst war den Annehmlichkeiten des Lebens sehr zugetan gewesen.
    Bailan ging voraus, legte die Hand auf ein hölzernes Möbel.
    »Das ist der Katalog.« Die Archivräume in den inneren Ringen waren alle ähnlich aufgebaut, abgesehen vom Grundri ss . »Und hier sind Arbeitstische, Lesepulte, Lesegeräte für Metallgravuren und so weiter.«
    »Kolossal«, murmelte Tennant. Er schien nicht zugehört zu haben. Wie verzückt wanderte er die unterste Regalreihe entlang, strich mit ausgestreckten Fingern über Buchrücken, las murmelnd die Aufschriften.
    Er beherrscht Utak! erkannte Bailan verblüfft. Wieso erstaunte ihn das so? Irgendwie hatte er dem blassen, schmalen, fast krank aussehenden Mann nichts zugetraut. Dawill schien es zu sein, der bestimmte, wo es lang ging.
    »Angenommen«, trat der murmelnd an seine Seite,
    »angenommen, einem von uns würde etwas passieren - könnten wir dann Hilfe rufen?«
    »Etwas passieren?« Bailan ri ss die Augen auf.
    »Krank werden, zum Beispiel«, erläuterte Dawill mit mühsam gezügelter Ungeduld. »Einer von uns könnte einen Anfall bekommen. Einfach umkippen.«
    Bailan sah zu Tennant hinüber, der vor einem der Lesepulte im hinteren Teil des Raumes stehengeblieben war, auf dem, wer wei ss wie lange schon, ein Buch aufgeschlagen lag. Er hatte sein Kombigerät herausgezogen und begonnen, eine Art Tagebucheintrag zu sprechen, »…im Innersten Ring des Pashkanariums…«, hörte Bailan ihn sagen, »…den Archivraum erreicht, den wir gesucht haben…« Er sah wirklich aus wie ein Gespenst.
    »Es gibt ein Interkomsystem«, erklärte der Novize beunruhigt.
    »Dort neben der Tür. Damit können wir Alarm…«
    In diesem Augenblick drangen fremde, krachende Geräusche aus Tennants Kombigerät. Bailan hielt inne, starrte den dünnen Mann erschrocken an. Dann hörte er zu seiner ma ss losen Verwunderung Wortfetzen heraus.
    »Er spricht mit jemandem!« rief er aus. Er sah Dawill an, den Arm ausgestreckt, auf Tennant zeigend. »Er… Ich dachte, das ist für Aufzeichnungen vo n… Mit wem spricht er?« Der stämmige Mann legte ihm die Hand auf die Schulter, und diese Hand wurde plötzlich erdrückend schwer, so da ss Bailan sich auf den nächsten Stuhl setzen mu ss te. Er schaute hoch in Dawills dunkles Gesicht, las Wohlwollen in diesen Augen, aber auch unerbittliche Entschlossenheit.
    »Mein Junge«, sagte der Mann, »es ist besser, du bleibst jetzt ganz still hier sitzen. Ich kann dich gut leiden. Ich möchte nicht, da ss dir etwas passiert.«

 
     
    2
     
    DER PLANET HI NG IN DER SCHWÄRZE des Alls wie eine kostbare Blase aus hauchdünnem, farbigem Glas leuchtend, grün und blau und braun, von wei ss en Schlieren überhaucht.
    Ein gewaltiger Anblick aus dem Cockpit eines kleinen, antriebslos dahintreibenden Raumjägers.
    Aber der Mann an den Steuerkontrollen sah nicht mehr nach drau ss en. So etwas konnte man nur begrenzte Zeit anschauen. Er beobachtete die Instrumente und rührte sich ansonsten nicht. Er wartete. Und er wu ss te, da ss er noch lange Zeit würde warten müssen, länger als jemals zuvor in seinem Leben.
    Er war nicht der einzige. Ein ganzer Schwarm Jäger trieb, aus der Richtung der Sonne kommend, auf den Planeten zu, tot, schweigend, kaltes Metall. Doch während er darauf wartete,

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