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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Geringschätzung schon in der Auswahl Bruder Sterns gezeigt hatte, der schlie ss lich auch beschäftigt werden mu ss te, aber nicht imstande gewesen wäre, jemanden zu betreuen, der etwa über die Geschichte der Direktorien forschte oder sich für Landbaumethoden auf Sumpfplaneten interessierte?
    »Er wei ss , da ss ich gern hier im Innersten Ring bin«, meinte er schlie ss lich lahm. »Und da ss ich Euch hier so gut assistieren kann wie ein Vollbruder.«
    Dawill nickte. Zumindest schien er sich damit abgefunden zu haben. Er musterte Bailan mit einem raschen Seitenblick. »Na ja. Ich denke, wir werden zurechtkommen.«
    War das nun anerkennend gemeint oder tadelnd? Schwer zu sagen. Bailan schulterte seine Tasche. »Ich nehme an, Ihr wollt zunächst ruhen nach der langen Reise? Die Unterkünfte befinden sich…«
    »Nein«, unterbrach ihn Dawill. »Wir wollen so schnell wie möglich mit der Arbeit beginnen.«
    »Gut«, meinte Bailan verblüfft. »Wie Ihr meint.«
    Tennant nestelte ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Brusttasche und reichte es Dawill. Der faltete es auf und hielt es Bailan hin, wobei er mit dem Finger auf eine Stelle zeigte. »Da wollen wir als erstes hin«, erklärte er.
    Bailan nahm das Blatt in die Hand. Die Zeichnung darauf war eine grobe, eine sehr grobe Skizze des Innersten Rings und seiner wichtigsten Archive. Die Stelle, auf die Dawill gezeigt hatte, war eine Bibliothek, die sowohl der Portalhalle als auch dem Allerheiligsten unmittelbar benachbart lag.
    »Das Quolonuoiti-Archiv«, stellte Bailan fest. »Wieso ausgerechnet das?«
    Dawill bleckte die Zähne zu einem freudlosen Lächeln. »Wir wollen natürlich anders vorgehen als alle, die vor uns da waren.
    Denn die sind ja zu keinem Ergebnis gelangt.«
    »Aber das Quolonuoiti-Archiv enthält nur alte Gesänge, Lieder, Gedichte… Kochrezepte…«
    »Wir wissen, was es enthält.«
    »Woher?« Bailan hob das Papier in die Höhe. »Und woher habt Ihr diesen Plan?«
    »Von jemand, der schon einmal hier war«, erklärte Dawill.
    »Wir führen seine Arbeit fort.«
    »Aber das ist nicht erlaubt.« Bailan drehte das Blatt mit der Skizze unschlüssig in den Händen. Irgendwie wollte ihm das alles überhaupt nicht gefallen. »Die Bruderschaft will nicht, da ss der Bauplan des Tempels bekannt wird.«
    »Schon gut«, meinte Dawill und zupfte ihm das Papier wieder aus den Fingern. »Du wirst das ja wohl kaum als Bauplan bezeichnen. Was ist - kannst Du uns jetzt dorthin führen oder nicht?«
    Es ging, zu Dawills Verblüffung, ein paar Treppen hinauf.
    Nicht weit, verglichen mit der Anzahl der Geschosse, die auch der Innerste Ring aufzuweisen hatte, aber immerhin. Das hatte auf Dawills Skizze nicht gestanden. Tatsächlich fanden sich in den weiter innen liegenden Ringen zu ebener Erde fast ausschlie ss lich Funktionsräume. Das hatte vor allem damit zu tun, da ss das Pashkanarium in seinen früheren Ausbaustufen noch von gelegentlichen Hochwassern bedroht gewesen war.
    Inzwischen hatte der Bau die meisten Flüsse und Bäche ringsum überwuchert, und es hätte wohl hundert Jahre ununterbrochen und in Strömen regnen müssen, um auch nur die erste Ebene unter Wasser zu setzen.
    Dawill zeigte sich beeindruckt, als Bailan ihm diese Zusammenhänge erklärte. »Ich habe mich immer gefragt, warum die Bruderschaft das Archiv nicht unterirdisch angelegt hat«, meinte er.
    »Oh«, machte Bailan. Was für eine Vorstellung! »Der Tempel steht auf massivem Sinit, der grö ss ten geschlossenen Felsplatte auf Pashkan. Das wäre…«
    »Ziemlich in Arbeit ausgeartet«, nickte Dawill. »Verstehe.«
    »Und wir haben ja den Schild.«
    »Genau«, meinte der untersetzte Sucher mit seltsamem Lächeln. »Der Schild.«
    Weite Gänge, schmale Gänge, Wandelhallen,
    Treppenschächte, Rampen, weite Aufgänge - die innere Struktur des Pashkanariums kam einem, wenn man das erste Mal versuchte, sich allein darin zurechtzufinden, wie der Alptraum eines Architekten vor. Nach einiger Zeit, vorausgesetzt, man war bis dahin nicht verloren ge gangen, fielen einem bestimmte Muster auf, die sich zu wiederholen schienen. Und schlie ss lich, ausgerechnet im Laufe des Studiums der alten Sprachen, begriff man: die innere Architektur des Pashkanariums bildete die Zeichen des Utak nach, jenes uralten Alphabets, in dem die Gründer geschrieben hatten. Jede Ebene in jedem Ring verkörperte einen Spruch. Kannte man diesen Spruch, fand man sich zurecht. Sobald man alle Sprüche beherrschte, konnte man

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