Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
wusste, das rief ihn auf den Plan: er war im Dienst.
Er wirbelte herum und durchsuchte das Gestell, die Waffe herunternehmend, die am besten geeignet schien. Als er den ledernen Griff packte, betete er, dass er richtig gewählt hatte.
Er schoss auf die Bahn hinaus und spürte tausende Augen auf ihn gerichtet. Er rannte und rannte, so schnell er konnte; entschlossen, Erec zu erreichen und ihm die Waffe in die Hand zu drücken. Er war stolz, als er sah, dass er ihn zuerst erreicht hatte.
Erec nahm den Speer entgegen und wirbelte herum, bereit, sich dem anderen Ritter zu stellen. Als der ehrenhafte Krieger, der er war, wartete Erec, bis der Gegner selbst bewaffnet war, bevor er angriff. Thor huschte zur Seite, den Männern aus dem Weg; er wollte Feithgolds Fehler nicht wiederholen. Auf dem Weg zerrte er Feithgolds reglosen Körper aus dem Kampfbereich.
Während Thor zusah, spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Erecs Gegner nahm seinen Speer auf, hob ihn hoch und zog ihn dann in einer eigenartigen Bewegung nach unten. In dem Moment sah Thor die Welt plötzlich mit einer Klarheit, die er nicht kannte. Er wusste instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Sein Blick fiel auf die Speerspitze des Ritters, und als er näher hinsah, bemerkte er, dass sie locker war. Der Ritter stand kurz davor, die Spitze seines Speers wie ein Wurfmesser einzusetzen.
Als der Ritter seinen Speer abwärts zog, löste sich die Spitze und segelte durch die Luft, überschlug sich, flog direkt auf Erecs Herz zu. In wenigen Sekunden würde Erec tot sein—es war unmöglich, dass er rechtzeitig reagieren konnte. Dem Aussehen der gezackten Klinge nach schien es sich um ein panzerbrechendes Geschoss zu handeln.
In dem Moment spürte Thor, wie sein ganzer Körper wärmer wurde. Er fühlte ein Kribbeln—das gleiche Gefühl, das er in Schattwald beim Kampf gegen den Sybold verspürt hatte. Seine ganze Welt verlangsamte sich. Er konnte zusehen, wie die Spitze sich in Zeitlupe drehte, fühlte eine Kraft, eine Hitze, in sich aufsteigen—eine, von der er nicht gewusst hatte, dass sie in ihm war.
Er trat vor und fühlte sich mächtiger als die Speerspitze. In Gedanken wollte er sie zum Stehen bringen. Er befahl ihr, stehenzubleiben. Er wollte nicht, dass Erec verletzt wurde. Vor allem nicht so.
„NEIN!“, kreischte Thor.
Er machte einen weiteren Schritt und streckte der Speerspitze eine Handfläche entgegen.
Sie blieb mitten in der Luft plötzlich stehen und hing da, direkt vor Erecs Herz.
Dann fiel sie harmlos zu Boden.
Die beiden Ritter drehten sich zu Thor herum und starrten ihn an—wie auch die beiden Könige; wie auch die tausenden Zuseher. Er spürte, wie die ganze Welt auf ihn hinunterstarrte, und ihm wurde klar, dass sie alle gerade gesehen hatten, was er getan hatte. Sie alle wussten nun, dass er nicht normal war, dass er eine Art Kraft besaß, dass er die Spiele beeinflusst hatte, Erec gerettet hatte—und das Schicksal des Königreichs gewandelt hatte.
Thor stand auf der Stelle angewurzelt da und fragte sich, was gerade geschehen war.
Nun war er sich sicher, dass er nicht so war wie all diese anderen Leute. Er war anders.
Aber wer war er?
KAPITEL NEUN
Thor spürte, wie er von Reece, dem jüngsten Sohn des Königs und seinem neuen Trainingspartner, aufgesammelt und durch die Menge geführt wurde. Seit dem Turnierkampf war alles so verwirrend. Was auch immer er da getan hatte, welche Kraft auch immer er genutzt hatte, um diese Speerspitze davon abzuhalten, Erec zu töten, es hatte die Aufmerksamkeit des gesamten Königreichs erregt. Der Kampf war nach dem Vorfall beendet worden, beide Könige hatten ihn für beendet erklärt und einen Waffenstillstand ausgerufen. Jeder Ritter kehrte auf seine Seite zurück, die Massen verzogen sich in einem aufgewühlten Durcheinander, und Thor wurde am Arm gepackt und von Reece davongezerrt.
Er wurde mit der königlichen Gefolgschaft mitgetragen, die sich einen Weg zurück durch die Massen bahnte; Reece zerrte ihn über die gesamte Strecke am Arm neben sich her. Thor zitterte immer noch von den Ereignissen des Tages. Er verstand kaum, was er da gerade getan hatte, was für Auswirkungen es auf die Dinge hatte. Er wollte einfach nur anonym sein, ein Mann unter vielen in der Legion des Königs. Er hatte nicht geplant, im Mittelpunkt zu stehen.
Schlimmer noch, er wusste nicht, wohin er gebracht wurde, ob er irgendwie dafür bestraft werden würde, dass er eingegriffen hatte.
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