Quinn - Mitten ins Herz
ihre Beine nachgaben und sie vom Schlaf übermannt wurde. Er hatte es schrecklich gefunden, dass Malcolm sie kontrollierte, aber er hatte es verstanden. Doch nun wollte er seinem Kollegen am liebsten an die Kehle springen. „Sie hatte eine schlimme Panikattacke und stand kurz vor einem Kollaps. Sie eine Weile schlafen zu lassen, ist das Beste für sie“, erklärte der ältere Unsterbliche sachlich.
Branson sah auf Quinn in seinen Armen herab und strich ihr eine Strähne ihres langen schwarzen Haares aus der Stirn. „Ich werde es sehr schwer haben“, seufzte er. Die anderen tauschten über seinem Kopf mitleidige Blicke aus, weil sie alle Quinns Gedanken gelesen hatten. „Er muss es wissen. Er muss wissen, wie die Voraussetzungen sind“, sagte Darren leise.
„Was?“, Branson löste den Blick von seiner Seelenverwandten und sah von einem zum anderen. Malcolm seufzte. „Als sie dich eben sah, wollte sie auf dich losgehen, weil sie dir die Schuld daran gibt, dass sie hier ist.“
„Oh.“ Betroffen blickte Branson erneut Quinn an. Aufmunternd tätschelte Melissa seine Schulter. „Sie hält uns für seelenlose Blutsauger, bei denen sie auf dem Speiseplan steht. Wenn wir ihr diese Angst genommen haben, wird es schon viel besser aussehen“, versuchte sie ihn aufzumuntern. Aber er hörte an ihrer Stimme, dass sie genauso beunruhigt wie die anderen war.
„Branson, erzähl ihr doch einfach von der Kunstakademie, an der Malcolm, Darren und du studieren.“ Er hörte das Lächeln in Jasmins Stimme, als sie ihn daran erinnerte, wie er sich eine hanebüchene Geschichte ausgedacht hatte, damit Malcolm sie hatte besser kennenlernen können, bevor er ihr gestand, dass er ein Unsterblicher war. Er war unendlich dankbar für die Unterstützung der beiden Frauen. „Das und die Leidenschaft, die Seelenverwandte für einander entwickeln…“ fügte sie hinzu.
„Er darf sie noch nicht anfassen“, mahnte Malcolm, „das würde sie erschrecken und sie würde sich wehren.“
„Aber die gemeinsamen Träume“, wandte Jasmin ein. Branson atmete erleichtert auf, nachdem ihm nach Malcolms Einwand bang geworden war.
„Bei Mel und mir beginnen die jetzt erst langsam.“ Darren zog seine Frau an seine Seite und streichelte ihren Arm. „Ihre Albträume waren vorher zu stark.“
„Oh.“ Nun sah auch Jasmin beunruhigt aus.
Branson betrachtete die Frau in seinen Armen. Wollte er ihr wirklich die Albträume wegen des Todes ihrer Schwester und den Kampf mit ihm und ihren Gefühlen zumuten? Wäre es nicht besser für sie, wenn sie sich an nichts erinnerte? Im Schlaf hatte ihr Gesicht die Anspannung und den Ausdruck von Schwermut und Trauer verloren und sah ruhig und sanft aus. Dichte Wimpern beschatteten ihre Augen. Und ihre vollen, rosigen Lippen waren im Schlaf leicht geöffnet. Ihrem Aussehen war er bereits verfallen, erkannte er. „Zwei Wochen“, sagte er bestimmt und straffte die Schultern. „Wir erklären ihr, wer wir sind und geben ihr ein wenig Zeit, das zu verarbeiten. Aber ich werde sie nicht unnötig lange leiden lassen. Wenn sie nicht mit dem Wissen leben kann, werde ich einen von euch bitten, ihre Erinnerungen zu verändern.“ Er wandte sich ab und trug Quinn zum Wagen. Die Sorge in den Gesichtern seiner Freunde konnte er nicht ertragen.
*
„Hi.“ Die Blondine von vorhin lächelte Quinn an, als diese aufwachte und sich verwirrt umsah. Offenbar lag sie in einem Schlafzimmer, in einem ziemlich gemütlichen Bett. „Ich habe mir gedacht, es ist besser, wenn ich hier bin, wenn du aufwachst, als einer der Männer.“, fuhr die Frau fort. Melissa, erinnerte Quinn sich. In ihrem Kopf wirbelten die Fragen durcheinander, aber sie konnte keine greifen, mit der sie beginnen wollte. „Du hast sicherlich viele Fragen“, lenkte Melissa ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, „aber wach erst einmal richtig auf. Ich werde versuchen, dir alles zu erklären, was ich kann. Allerdings haben die Männer viel mehr Ahnung als ich. Deswegen hoffe ich, dass du dich bald etwas besser fühlst und – oh, entschuldige“, unterbrach sie sich als Quinns Gesicht in Schmerz und Trauer verzog, „natürlich wird es nicht so schnell gehen, dass du dich gut fühlst. Ich habe von deiner Schwester gehört. Es tut mir sehr leid.“ Aufrichtige Anteilnahme schien in ihrer Stimme zu liegen.
„Warum sagst du das? Du bist doch eine von ihnen“, zischte Quinn sie an.
„Ich bin eine Unsterbliche, ja. Wir sind aber keine Vampire, so wie du
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