Quinn - Mitten ins Herz
dir das vorstellst. Ich gebe zu, dass ich seit drei Monaten Blut aus Beuteln trinke, da ich nun mehr Blut brauche, als mein Körper produziert. Aber das hat wissenschaftliche Ursachen. Die Männer können das wirklich besser erklären. Sie sind als Unsterbliche geboren. Aber weder sie noch ich werden dir jemals wehtun.“
„Seit drei Monaten?“ keuchte Quinn. „Wieso?“
„Ich habe Darren kennengelernt. Er, Branson und die anderen jagen Gefallene, wie den der deine Schwester getötet hat. Mich hatte ein anderer Gefallener gekidnappt. Darren hat mich gerettet.“ Ein Schnauben erklang von der Tür. „Lauscht du, Liebster?“, fragte Melissa, als die beiden Frauen zu dem Mann sahen, der den Raum mit einem Tablett in der Hand betrat. „Nein. Ich wollte nachsehen, ob Quinn aufgewacht ist und ihr irgendetwas braucht.“ Er stellte eine Kanne, Tassen und eine Schale mit Zucker auf dem Tisch ab. Dann wandte er sich an Quinn: „Ich habe Mel nicht gerettet. Das hat sie selbst getan. Ich habe sie nur gefunden.“ „Wenn du mich nicht gefunden hättest, wäre ich verblutet“, bemerkte Melissa leise. Er streichelte ihren Arm, als er zurück zur Tür ging. „Überfordere Quinn nicht. Sie muss nicht binnen einer Stunde alles erfahren.“ „Ich werde ihre Fragen so gut beantworten, wie ich kann. Wenn ich nicht weiter weiß, verweise ich an euch. Ehrlichkeit ist wichtig. Ich weiß, wie beängstigend es ist, euch kennenzulernen.“ „Uns kennenzulernen, Liebste. Du bist jetzt auch beängstigend“, neckte er sie, bevor er ging.
Melissa lächelte kurz versonnen und griff dann nach der Kanne und schenkte zwei Tassen Tee ein.
„Du trinkst?“, erschrocken sah Quinn sie an.
„Ja, natürlich. Wie gesagt, wir brauchen zusätzliches Blut. Und auch wenn wir ohne Lebensmittel überleben könnten, warum sollte man auf Brownies und einen guten Tee verzichten?“
„Und du bist jetzt eine von ihnen, weil Darren dich gefunden hat?“ Quinn versuchte zu verstehen, was Melissa ihr bisher erzählt hatte. Nun lachte diese laut auf. „Nein. Wir haben uns ineinander verliebt. Wie gesagt, die Männer jagen Gefallene, die sich unseren Gesetzen widersetzen. Dabei befreien sie oft Sterbliche. Jeder von ihnen hätte einen Harem, wenn sie die alle behalten müssten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen das möchte. Nein, ich habe mich wandeln lassen, weil ich Darren liebe und er mich liebt.“
„Und man kann sich wandeln lassen? Wie?“ Quinn runzelte die Stirn bei dem abwegigen Gedanken.
„Hm… das darf ich dir nicht sagen. Eines unserer Gesetze besagt, dass der Wandel ein geheimes Ritual ist und nur derjenige, der die andere Person wandelt, ihr erklären darf, was geschieht. Aber es tut nicht weh. So viel kann ich dir sagen.“ Ob es wehtat, war Quinn momentan sehr egal. „Dann laufen da draußen Vampire rum und wandeln Leute?“, vergewisserte sie sich entsetzt.
„Nein. Zumindest sollen sie das nicht“, schränkte Melissa ein. „Es ist ausschließlich in einem Fall erlaubt einen Sterblichen zu wandeln. Und dieser Fall ist bei Darren und mir eingetreten. Ein Unsterblicher und eine Sterbliche lieben einander und wollen den Rest ihres Lebens, nun sehr langen Lebens, miteinander teilen.“
„Das ist doch verrückt!“ Quinn schüttelte den Kopf.
„Das habe ich zuerst auch gedacht.“ Melissa wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Branson steckte seinen Kopf herein und registrierte mit Erleichterung das breite Lächeln, mit dem Melissa ihn begrüßte. In Quinns Richtung schwenkte er eine Reisetasche, die er dann neben ihrem Bett abstellte. Sie beobachtete ihn abwartend. Aus ihrer verschlossenen Miene konnte er keine Gefühlsregung ablesen. „Jasmin hat ein paar deiner Sachen geholt“, erklärte er ihr. „Wir haben uns gedacht, dir ist es lieber, wenn eine Frau für dich packt.“ Quinn nickte und funkelte ihn düster an.
„Branson, Quinn hat sehr viele Fragen“, lenkte Melissa seine Aufmerksamkeit auf sich, „aber ich kann ihr nicht alles erklären. Ist es dir recht, wenn ich beantworte, was ich weiß und du dich dann morgen mit ihr zusammensetzt? Dann kann sie vorher eine Nacht drüber schlafen und es wird nicht zu viel auf einmal.“
„Wenn es Quinn recht ist.“ Sie fühlte sich wie ein Tier, das in einer Falle saß, als sein Blick wieder auf sie fiel. Mit einem angedeuteten Nicken stimmte sie zu. Diese Leute würden sowieso machen, was sie wollten. „Das stimmt nicht“, sagte Melissa
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