Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)
immer mit Nachbeben ihres … nun, sie konnte es nicht Liebesakt nennen. Das war es nicht. Es war eine Vereinigung gewesen, eine angenehme, leidenschaftliche Vereinigung. Doch was darauf gefolgt war, hatte den Moment zerstört und sie daran erinnert, dass sie nicht wieder zu dem zurückkehren konnten, was sie einst hatten. Also hatte sie die Tür zu ihrem Herzen wieder zugedonnert und verriegelt.
Widerwillig zog sie sich an und steckte ihren Kopf aus der Tür, spähte in den Flur. Es war ruhig im Haus. Und mit etwas Glück würde es auch noch für eine Stunde so bleiben, bis Sonnenuntergang. Als sie das Haus zum ersten Mal betreten hatte, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, sich umzusehen. Quinn hatte erwähnt, dass es eine Pension werden sollte und dass Scanguards sie vorerst exklusiv nutzte.
Sie wurde von einem befreundeten Vampir geführt und, gemäß Quinn, würden nur Vampire zu den Gästen zählen, wenn die Pension erst einmal eröffnet wurde. Die Vampire müssten sich mit einem Codewort identifizieren, um Reservierungen machen zu können. Und alle Menschen würden mit der Ausrede weitergeschickt werden, die Pension wäre ausgebucht.
Dies würde auch erklären, warum die Fensterläden dunkel waren und die Fenster mit einem speziellen, UV-undurchlässigem Film beschichtet waren, um die Lichteinstrahlung auf ein Minimum zu reduzieren. Sie nahm an, dass ein Vampir selbst mit geöffneten Fensterläden sicher wäre, zumindest an einem bewölkten oder nebligen Tag. Und nach dem, was sie bisher über San Francisco gehört hatte, gab es zahlreiche solcher Tage. Offenbar war das Wetter hier ähnlich wie im guten, alten London.
Als sie die kunstvoll geschnitzte Treppe hinunterging, dämpfte der Plüschteppich unter ihren Füßen ihre Schritte. Gut, sie würde Quinn nicht wecken. Je weniger sie ihn sah, desto besser. Sie hoffte, dass er sich Zeit ließ, sich fertigzumachen. Denn sobald die Sonne untergegangen war, musste sie sich ernähren. Und sie hasste es, auf ihren Jagdausflügen Gesellschaft zu haben. Sie hasste es, wenn sie beobachtet wurde, während sie sich in ein wildes Tier verwandelte, ein Raubtier. Es widerte sie an.
Es war das, was sie am meisten an ihrem Vampirdasein hasste: sich von Menschen zu ernähren.
Doch es war ein überlebensnotwendiges Übel.
Rose blickte sich im Foyer um, versuchte, sich zu orientieren. Ein kleines Schild, auf dem Küche stand, zeigte in den hinteren Teil des Hauses. Sie ging dem Wegweiser nach.
Bevor sie die Doppelschwingtür aufdrückte, wusste sie bereits, dass die Küche nicht leer war. Ihr Magen knurrte sofort, als sie den Blutgeruch, der aus dem Raum kam, aufnahm.
Ihr Blick fiel auf die Person, die mit einer Flasche roten Inhalts vor dem offenstehenden Kühlschrank stand. Blutstropfen liefen sein Kinn entlang, während er hungrig schluckte. Er war jung, sein Haar eine verwüstete dunkle Mähne. Er war barfuß, trug nur Jeans, seine glatte Brust war entblößt. Seine Muskeln waren nicht so ausgeprägt wie Quinns, trotzdem war der Anblick alles andere als unansehnlich.
Der Vampir blickte sie mit rot leuchtenden Augen an; seine Fänge waren ausgefahren, als er warnend knurrte. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück. Einen Vampir zu stören, während er sich ernährte, konnte unangenehme Folgen haben. Sie wunderte sich allerdings, warum er aus einer Flasche trank. Hatte er zuvor einem Menschen das Blut abgenommen und es dann abgefüllt, um es als Snack im Kühlschrank zu lagern?
„Entschuldigung“, flüsterte sie und drückte gegen die Tür hinter sich.
Mit einem Satz war er bei ihr, nagelte sie am Türrahmen fest. Sie bereitete sich darauf vor, sich zu verteidigen, doch er schnupperte nur kurz an ihr und ließ sie dann wieder frei.
Plötzlich änderte sich seine Augenfarbe und seine Fänge zogen sich zurück. Sein Auftreten verwandelte sich innerhalb einer Sekunde von Räuber zu schüchternem jungen Mann.
„Tut mir leid“, sagte er. Dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bin noch nicht an all das gewöhnt.“
Rose nickte, war aber nicht sicher, was er meinte. „Ist ja nichts passiert.“ Sie schaute an ihm vorbei, wo die Kühlschranktür noch immer offen stand. Darin standen, ordentlich nebeneinander aufgereiht, einige Dutzend Flaschen der roten Flüssigkeit. Sie deutete darauf. „Ist das –?“
„Du musst Quinns Frau sein“, sagte der Vampir.
Die Flaschen im Kühlschrank waren sogleich vergessen.
„Quinns …“, würgte sie aus ihrer Kehle.
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