Quintessenzen
eigenes Leben ziehen wir nicht. Warum? Weil wir uns mit dem Baum nicht allzu nah verwandt fühlen? Vermutlich – weil wir beweglicher sind und eine schickere Frisur haben. Tatsächlich aber entstehen und bestehen auch wir im Großen und Ganzen aus Licht, Luft und Wasser, und wie der Baum wachsen wir aus so gut wie nichts weiter. Im Zuge dieses Weiterwachsens bleibt in uns kein Elektron auf dem anderen, trotzdem erkennen unsere Eltern uns ständig wieder (außer in der Pubertät), sprich: Obwohl wir aus 10 bis 100 Billionen Zellen bestehen, ist von denen nach sieben Jahren nichts mehr übrig. Es sind zwar immer noch 10 bis 100 Billionen Zellen da, allerdings neue. Nach sieben Jahren bestehst du aus nichts mehr von dem, was du vor sieben Jahren warst. (Möglicherweise wirst du feststellen, dass das Leben tatsächlich Sieben-Jahres-Zyklen kennt, aber für Esoterik ist hier nicht ausreichend Platz.)
Im Wissen, dass du dich ständig erneuerst aus dem (und nur dem), was du aus deiner Umwelt aufnehmen kannst, wird der platte Satz »Du bist, was du isst« sicherlich etwas gehaltvoller ( → Lebensmittelpunkte 1–3 ). Dennoch haben die hungrigen Urheber zu kurz gegriffen, denn der permanente Stoffwechsel umfasst mehr als Essen und mehr als Trinken. Mehr sogar als das, mit dem sich die Schulphysik befasst, denn was du zu dir nimmst, ist immer Energie, in all ihren Formen ( → Energie) . Ebenso wichtig ist die Qualität der Luft und des → Lichts , die du zur fortwährenden Erneuerung deiner selbst verwendest. Und dabei ist Luft nicht nur gute oder schlechte Kneipenluft und Licht nicht nur Sonne.
Die Qualität der Klänge, Bilder und Gedanken, die wir zu uns nehmen, spielt eine wesentliche Rolle beim fortwährenden Umbau unserer selbst. Denn diese Qualität entscheidet darüber, wie die fassbaren Elemente zusammengefügt werden – oder eben auch nicht. Die Qualität der Dinge, die wir hören, lesen und fühlen, erst recht aber die Qualität unserer Gedanken sind wesentliche Bestandteile unseres Stoffwechsels: »Du bist, was zu dir nimmst und was du von dir gibst. Du bist, was du denkst, sagst und fühlst«.
Aber glaub nicht, da hättest du ihn gefunden, den ganz großen Unterschied zwischen dir und dem Baum. Der redet zwar nicht, aber sogar Wissenschaftler müssen zugeben, dass auch der besser gedeiht, wenn er statt Techno Mozart hört.
Stoffwechsel ist einfach. Der Baum lebt von deinen Ab gasen, du lebst von seinen. Du gibst Elemente ab und nimmst welche auf, um dich ständig zu verändern und zu erneuern, die Welt um dich herum macht’s genauso – zum gegenseitigen Nutzen. Und wenn wir uns in dem, was wir Leben nennen (zu kurz gedacht), ein bisschen geschickt anstellen, nützen wir dem Ganzen sogar in der Phase, in der wir nicht nur als atomare Bausteine Teil der Natur sind, sondern als ganze Menschen.
In unseren Kreisen und Kugeln
Gott ist rund. Das wissen nicht nur leidenschaftliche Ballspieler, sondern auch alle anderen, die die Natur mit wachem Auge betrachten. Die Natur baut keine Kisten und hat nur im Notfall Ecken und Kanten, Planeten und Atome biegen nicht scharf nach rechts ab und selbst der Kosmos scheint qua Krümmung in sich und um die Zeit herum kugelrund geschlossen.
Die beste Verbindung ist nicht gerade, sondern oft viel schöner; deshalb baut die Natur keinen Nord-Ostsee-Kanal, sondern zum Beispiel den Rhein. Nicht, weil sie blöd wäre oder nichts von Ökonomie verstünde oder auf Schönheit Wert legte, sondern weil sie weiß, dass Geradlinigkeit Nachteile hat. Ein geradewegs vom Berg ins Tal führender Fluss zerstört sich im Lauf der Zeit selbst sowie das, was an seinen Ufern wächst. Deshalb mäandert der Fluss talwärts.
Diese natürliche Neigung zu Kreis und Kurve ist kein Zufall, im Gegenteil. Die Natur weiß, dass alles Leben Kreisformen folgt, deshalb hat sie wenig Bedarf an Geraden. Mag sein, dass manche Wege von A nach B führen, aber sie enden nicht bei B, sondern führen von dort weiter und am Ende, in weitem Schwung, zurück nach A.
Was dein eigenes Leben betrifft, wirst du feststellen, dass die Kreise einander überlagern, mit dir als Mittelpunkt. Aus diesen vielen einander überlagernden Kreisen ergibt sich im Idealfall eine Kugelform, weshalb wir alles, was annähernd gelungen ist, gern als »runde Sache« bezeichnen – und nicht als »schön eckig«. Und die Natur war so freundlich, uns diese Überzeugung sogar mitzuteilen, in naturgesetzlicher Form. Denn wenn es absolute
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