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Quitt

Quitt

Titel: Quitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Krähbiel alsbald aufsetzte, keinen Zweifel darüber lassen konnte, daß er eine Trauerbotschaft überbringe. Volle Gewißheit aber kam erst, als Krähbiel, um aufzutauen, vor das in der Halle flackernde Kaminfeuer gebracht worden war, allwo man dann, nachdem inzwischen auch Obadja erschienen, des breiteren in Erfahrung brachte, daß Gunpowder-Face während der letzten Nacht gestorben sei. Sein Tod sei der eines gläubigen Christen gewesen, und die Bemerkungen derer, er nenne keine Namen (aber jeder wußte, daß er L'Hermite meine), die nicht müde geworden wären, den großen Häuptling als einen unentwegten Heiden anzusehen, seien jämmerlich zuschanden geworden. Er, Krähbiel, habe noch in der letzten Minute verschiedene Fragen an ihn gerichtet, darunter auch die: »Fürchtest du dich vor dem Tode?«, worauf der nunmehr selig Entschlafene mit einem deutlichen »Nein« und gleich danach auf die weitere Frage: »Weißt du, Gunpowder-Face, daß du durch Jesum Christum selig werden wirst?«, mit einem noch deutlicheren »Ja« geantwortet habe. Seine Bekehrung sei fest gewesen und in die Tiefe gegangen und werde ganz zweifellos die segensreichsten Folgen in der vielfach noch im argen liegenden Navaconsingemeinde haben. Als Krähbiel in seinem Berichte – dessen wesentlichster Inhalt, die Todesnachricht selbst, sofort durch das ganze Haus lief – bis an diese Stelle gekommen war, waren auch Ruth und Maruschka und gleich danach Monsieur L'Hermite erschienen, alle begierig, etwas Näheres zu hören, am begierigsten der Letztgenannte, der für die groteske Gestalt seines Paukenschlägers immer eine selbst ans Groteske streifende Vorliebe gehabt hatte. L'Hermite war es denn auch, der am lebhaftesten darauf drang, in seines Lieblings Krankheit oder sonstige Todesursache eingeweiht zu werden, was den halb erstaunten Krähbiel, der sonst wenig für den Franzosen übrig hatte, zunächst zu freundlicher Verneigung gegen denselben und dann zu Fortsetzung seines Berichts veranlaßte. Gunpowder-Face, so teilte Krähbiel mit, sei vor zwei Tagen, als das Unwetter nachließ, auf die Hirschjagd gegangen und bei der Gelegenheit – und zwar sehr wahrscheinlich, weil das Gewehr infolge des immer noch nassen Wetters versagt habe – von einem Dreizehnender aufgespießt worden. Allerdings habe er noch in diesem bejammernswerten Zustande dem Hirsch eine tödliche Wunde beigebracht, aber dieser endliche Sieg habe doch in der Hauptsache nichts ändern und seinen Freund Gunpowder-Face nicht retten können, trotzdem man ihn mit jeder erdenklichen Vorsicht nach Hause getragen und ihn vierundzwanzig Stunden lang in Wundkrautabkochung gelegt habe und zuletzt sogar in Öl.
    »Comme des sardines«, warf L'Hermite dazwischen. Krähbiel aber, der sich das Ansehen gab, diese Bemerkung überhört zu haben, glitt einfach zu dem eigentlichen Zweck seines Kommens hinüber und stellte nunmehr die Frage, wann und wie der große Häuptling begraben werden solle. Sein Tod und noch mehr sein Begräbnis müßten das durch seinen Übertritt eingeleitete große Bekehrungswerk vervollständigen.

    Obadja nickte zustimmend, und nachdem noch ein gut Teil hin und her gesprochen war, wurde beschlossen, daß man am andern Tage die Fahrt nach dem Indianerdorfe machen, außerdem aber, und zwar in Nachgiebigkeit gegen Monsieur L'Hermites dreimal gestellten Antrag, sowohl die Kesselpauken wie die Kirchenfahne mit hinübernehmen wolle. Von diesem Beschlusse (so war Obadjas letztes Wort) sollten die Arapahos durch einen sicheren Boten sofort in Kenntnis gesetzt werden, Krähbiel selbst aber solle bis morgen in Nogat-Ehre verbleiben, um, wenn sich Mangel an Platz herausstelle, mit seinem Kuhgefährt zur Aushilfe herangezogen werden zu können.
    In Gemäßheit dieser Beschlüsse wurde denn auch verfahren, und am andern Mittage setzten sich, nach voraufgegangener Aufladung der mehrgenannten Festrequisiten, von der Rampe her zwei Schlitten in Bewegung, auf denen Obadja und Krähbiel, ferner Toby, L'Hermite und Lehnert und schließlich, zu allgemeinem Erstaunen, auch der alte Totto Platz genommen hatte, der hier, zum ersten Mal wieder, ein wohl mit den »kettledrums« zusammenhängendes Interesse zeigte. Natürlich trug er seinen Sonntagsstaat und saß zur Seite des auch heute wieder den Krähbielschen Schlitten lenkenden Arapahoindianers, also zwei hohe Zylinder nebeneinander. Den andern Schlitten lenkte Toby. Beide fuhren langsamen Schrittes und mahlten und matschten

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