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Quitt

Quitt

Titel: Quitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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wir dich gebettet haben. Es ist nur
ein
Gott, der sich eines jeden erbarmt und jeden, der an ihn glaubt, einführt in die himmlischen Freuden. Und das ist der Christengott,
unser
Gott, der Allmächtige, der Allgnädige. Die aber, die sich zurückstellen bis an den Waldrand hinauf, die sich ihm und seinem Worte stolz verschließen und ihn verhöhnen, als ob er
nicht
der Allmächtige wäre, die wird er heimsuchen, und statt des Weidegrundes, auf den sie hoffen, werden sie Steine finden und einen toten See, daraus die Flamme schlägt. So scheide denn, so fahre denn dahin! Der Herr nehme dich auf in sein Reich und seinen Frieden und sei mit dir immerdar!«
    In diesem Augenblicke fiel der von Krähbiel geleitete Kinderchor ein und sang mit heller Stimme:
     
    »Herr und Heiland hier und dort,
    Christus, Jesus, sei mein Hort,
    Ohne
dich werd ich vergehn,
    Mit
dir werd ich auferstehn –
    Auferstehn, ja auferstehn.«
     
    In dieser Strophe, die Obadja mitsang, gipfelte die Feier, und als das Wort »auferstehn«, und zuletzt sogar mit der Vorschlagssilbe »ja«, sich dreimal wiederholt hatte, fiel L'Hermite mit den kettle-drums ein und schlug und wirbelte so, daß es seine Wirkung auch auf die bis dahin größtenteils spöttisch dreinschauenden Indianer nicht verfehlte, während Totto, mit glückseligstem Gesichtsausdrucke, dreimal die Christusfahne senkte.
    Hiermit war das Begräbnis vorüber, und alles kehrte nach dem Trauerhause zurück, um hier einen Imbiß zu nehmen. Auch die Manitoleute trieben den Zorn über das »gebrannte Herzeleid«, das ihnen angetan wurde, nicht bis zum Haß gegen das gebrannte Wasser, schienen vielmehr umgekehrt ein längeres Mahl, unter Heranziehung einiger Whisky-Bottles, einnehmen zu wollen. Ebenso die Getauften, die ganze Verwandtschaft von Gunpowder-Face, samt seiner Witwe. Nur alles, was zu Nogat-Ehre gehörte, lehnte jedes längere Bleiben ab, und die Sonne, die schon beim Begräbnis niedrig gestanden hatte, war eben erst unter, als man die Rückfahrt – abermals in zwei Schlitten, trotzdem Krähbiel zurückblieb – antrat. In dem zweiten saßen Lehnert und L'Hermite.
    Lehnert hing ernsten Betrachtungen nach, L'Hermite dagegen war voller Behagen und fühlte sich, als ob er von einer melodramatischen Aufführung heimkäme, darin mitzuwirken ihm vergönnt gewesen wäre.
    »Was war das eigentlich mit den Kienfackeln am Sarge?« fragte Lehnert.
    »Nichts«, sagte L'Hermite, der sich eben die Pauke zurechtgeschoben und als Rückenlehne hergerichtet hatte. »Wenn man die Blessierten unter Öl legt, kann man auch die Toten unter Kien legen. Pourquoi pas?«
    »Ich dachte, daß es eine Bedeutung habe.«
    »Vielleicht. Aber ich habe in meinem betrübten Gemüte keine Zeit, mich bei solchen Nebensachen aufzuhalten. Ich kann, was mir wichtiger ist, das Bild und die Sorge nicht loswerden, wie nun die Rothäute, und besonders die tätowierte Bestie, die gleich vornan am rechten Flügel stand, bemüht sein werden, unseren Freund ihrem Gott und ihrem Himmel zurückzuerobern, und ich wette, wenn Neumond oder Vollmond ist, wird der Hokuspokus seinen Anfang nehmen, und sie werden dann sein Grab mit frischem Hirschblut besprengen, wenn sie nicht das von frère Krähbiel vorziehen. Au nom de Dieu, das wäre was, und ich könnte mich, wenn das mit dem Krähbiel was würde, wahr und wahrhaftig entschließen, den Weg auf dieser Armensünderschleife noch mal zu machen.«
    »Das wird aber nicht geschehen, Monsieur L'Hermite. Krähbiel ist beliebt, fast so beliebt wie Obadja.«
    »Nun, wenn sie Krähbiel nicht nehmen, dann vielleicht einen andern.«
    »Wen anders?«
    »Wer will sagen, wen? Vielleicht mich, vielleicht Euch, vielleicht Ruth. Ihr dürft nicht so zusammenfahren. Aber lassen wir das, es wird so schlimm nicht kommen – der alte Rothaut-Furor ist hin. Aber dessen dürft Ihr sicher sein, hin oder nicht, sie werden nicht eher ruhen, als bis sie dem Segen, den ihm Obadja mit ins Grab gegeben, ihr Paroli gebogen haben. Und ich sag Euch, solch Hokuspokus ist nicht zu verachten, und wer weiß, wie die Partie steht, wenn es zum Letzten kommt. Und wenn ich mir dann ausmale, wie das Reißen und Zerren um meinen Freund Gunpowder-Face losgeht und wie Krähbiel, oder vielleicht auch Obadja selbst, ihn als weißes Schaf nach rechts und wie Manito ihn als schwarzes Schaf nach links haben will, da kommt mir doch ein Weh und ein Bangen an. Und da kenn ich nur einen, der ihn retten kann, und dieser eine bin
ich
. Und

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