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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Gespräch habe ihn geweckt; als er aber um sich sah, fand er Lygia nicht. Ursus kniete vor dem Kamin, schaufelte die Asche zusammen und suchte nach glühenden Kohlen. Nachdem er einige gefunden, blies er sie an, es klang, als arbeitete er mit dem Blasebalg. Vinicius erinnerte sich, wie dieser Mann am vorhergegangenen Tage Kroton erwürgt hatte, prüfte mit der dem Liebhaber der Kampfspiele gewohnten Aufmerksamkeit seinen riesigen, zyklopenähnlichen Nacken, seine säulenstarken Glieder.
    „Dank, Mercurius, daß der mein Genick nicht gebrochen hat“, dachte Vinicius. „Bei Pollux! Wenn alle Lygier dem gleichen, so haben die Legionen an der Donau noch auf lange hinaus schwere Arbeit!“
    Dann rief er laut:
    „He, Sklave!“
    Ursus drehte sich um und sagte lächelnd, fast freundlich:
    „Gott schenke dir einen guten Tag, Herr, und gute Gesundheit; aber ich bin ein freier Mann, kein Sklave.“
    Auf Vinicius, der Ursus über Lygias Heimat ausforschen wollte, machte diese Eröffnung einen angenehmen Eindruck; denn das Gespräch mit einem freien, wenn auch einfachen Mann war für seinen Römer- und Patrizierstolz weniger abstoßend als die Unterhaltung mit einem Sklaven, der weder nach dem Gesetz noch nach der üblichen Auffassung als menschliches Wesen angesehen wurde.
    „Dann gehörst du nicht Aulus?“ fragte Vinicius.
    „Nein, Herr; ich diene Lygia, wie ich ihrer Mutter diente, aus freiem Willen.“
    Dabei steckte er seinen Kopf wieder in den Kamin, um das Feuer anzublasen, auf das er Holz gelegt hatte. Nach einer kurzen Pause sprach er:
    „Bei uns gibt es keine Sklaven!“
    „Wo ist Lygia?“ erkundigte sich Vinicius.
    „Sie ist ausgegangen, und ich bin dageblieben, um für dich zu kochen. Sie wachte die Nacht bei dir.“
    „Warum hast du sie nicht abgelöst?“
    „Weil sie es nicht wünschte und ich nur zu gehorchen habe.“
    Sein Auge nahm jetzt einen düsteren Ausdruck an, und nach einer Pause sagte er:
    „Wenn ich ihr nicht gehorcht hätte, wärest du nicht mehr am Leben.“
    „Ist es dir leid, daß du mich nicht getötet hast?“
    „Nein, Herr! Christus hat uns befohlen, nicht zu töten.“
    „Aber Atacinus und Kroton?“
    „Da konnte ich nicht anders“, murmelte Ursus. Und mit traurigem Blicke betrachtete er seine Hände, die heidnisch geblieben waren, wenn auch das Herz sich dem Kreuze zugewendet hatte. Dann hängte er seinen Topf über das Feuer und sah nachdenklich in die Flammen.
    „Und es war deine Schuld, Herr“, sagte er zuletzt. „Was erhobst du deine Hand gegen eine Königstochter?“
    Da aber wallte der Stolz in Vinicius auf, daß ein einfacher Mann und ein Barbar dazu es nicht allein wagte, vertraulich mit ihm zu reden, sondern auch, ihn zu tadeln. Zu den ungewöhnlichen und unwahrscheinlichen Dingen von gestern kam heute noch dies. Weil er aber kraftlos und ohne Sklaven war, beherrschte er sich; der Wunsch, von Lygias Leben etwas zu wissen, obsiegte. Nachdem er ruhiger geworden war, erkundigte er sich nach dem Kriege der Lygier gegen Vannius und die Sueven. Ursus ließ sich gern in ein Gespräch ein, wenn er auch dem, was Aulus Plautius seinerzeit erzählt hatte, nicht viel Neues beizufügen wußte. Er war nicht in der Schlacht gewesen, sondern hatte die Geiseln in das Lager des Atelius Hister geleitet. Er wußte nur, daß die Lygier die Sueven und Jazygen geschlagen hatten, ihr König und Führer aber, getroffen von den Pfeilen der letzteren, gefallen war. Unmittelbar danach erhielten sie Nachricht, die Semnonen hätten alle Wälder an den Grenzen ihres Landes in Brand gesteckt, weshalb sie eiligst zurückkehrten, um das geschehene Unrecht zu rächen; die Geiseln blieben bei Atelius, der ihnen anfangs königliche Ehren erweisen ließ. Lygias Mutter starb. Der römische Befehlshaber wußte nicht, was mit dem Kinde anfangen. Ursus wäre gern mit ihm in die Heimat geflohen; doch die Straßen waren durch wilde Tiere und herumstreifende Angehörige wilder Stämme unsicher gemacht. Dann traf die Nachricht ein, daß lygische Abgesandte Pomponius besucht und ihm ihre Hilfe gegen die Markomannen angeboten hätten; und nun schickte Hister Ursus mit Lygia dem Pomponius zu. Als sie aber bei ihm ankamen, erfuhren sie, daß keine Gesandten dagewesen seien, und blieben in seinem Lager; Pomponius nahm sie mit nach Rom, und nachdem er dort seinen Triumphzug gehalten, übergab er Pomponia Graecina die lygische Königstochter.
    Obwohl Vinicius aus dieser Erzählung nur sehr wenig Neues erfuhr,

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