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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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wiederholt, der Cäsar habe befohlen, Rom zu verbrennen, um von den in der Subura aufsteigenden Dünsten befreit zu sein und eine neue Stadt, Neronia, erbauen zu können. Dieses Gerücht versetzte das niedere Volk in Wut, und wenn, wie Vinicius meinte, ein Führer sich gefunden und diesen Ausbruch des Hasses benutzt hätte, dann hätte Neros Stunde schon jetzt geschlagen.
    Man sagte auch, der Cäsar sei wahnsinnig geworden und wolle den Prätorianern und Gladiatoren befehlen, über das Volk herzufallen und ein allgemeines Gemetzel anzurichten. Manche behaupteten bei den Göttern, der Feuerbart werde alle wilden Tiere loslassen. Es gab Leute, die in den Straßen Löwen mit brennenden Mähnen, wütende Elefanten und Auerochsen, die das Volk in Massen zertraten, gesehen haben wollten. In dieser Aussage lag auch etwas Wahres, die Elefanten hatten bei Annäherung des Feuers an manchen Stellen das Vivarium durchbrochen und stürzten in wildem Schrecken fort, alles, was ihnen im Wege stand, niedertrampelnd. Man schätzte die in den Flammen Umgekommenen auf ein Zehntel der Bevölkerung. Und in der Tat war die Zahl erschreckend hoch. Manche hatten sich, nachdem sie ihre Habe und ihre Angehörigen verloren, aus Verzweiflung selber ins Feuer gestürzt. Andere wurden vom Rauch erstickt. In der Mitte der Stadt, zwischen dem Kapitol auf der einen und dem Quirinal, Viminal und Esquilin auf der anderen Seite, sowie zwischen dem Palatin und dem Mons Caelius, wo die Straßen am engsten bebaut waren, hatte der Brand an vielen Stellen zugleich begonnen; weil aber ganze Massen nach einer Richtung flohen, so verschloß ihnen ein neues Feuermeer den Weg, und sie starben eines schrecklichen Todes in den Flammen.
    In dem Schrecken, der Unordnung und Verwirrung wußten die Leute nicht mehr, wohin sie fliehen sollten. Die Straßen waren mit Geräten der verschiedensten Art und Waren bedeckt und oft dadurch einfach abgeschlossen. Auf den Märkten und Plätzen der Stadt in der Nähe des späteren flavianischen Amphitheaters, beim Tempel der Gäa, dem Portikus der Silvia und höher hinauf bei dem Tempel der Juno Lucina, zwischen dem Clivus Virbius und dem alten Esquilinischen Tore breitete sich ein solches Feuermeer aus, daß jeder, der hier einen Zufluchtsort gesucht hatte, vor Hitze umkam. An Orten, die die Flammen nicht erreicht hatten, wurden nachher Hunderte von verkohlten Körpern gefunden, obgleich viele dieser Verunglückten, um sich gegen die Hitze zu schützen, flache Steine herausgerissen und sich darunter halb begraben hatten. Kaum eine der im Zentrum wohnenden Familien blieb vollzählig; daher hörte man die Mauern entlang, an den Toren, auf den Landstraßen verzweifelte Frauen mit Wehklagen die teuren Namen derer rufen, die im Gedränge oder im Feuer umgekommen waren.
    Und während die einen hilfesuchend sich an die Götter wandten, lästerten die anderen sie wegen dieses schrecklichen Unglücks. Alte Männer, die vom Tempel des Jupiter Liberator kamen, streckten ihre Hände empor und schrien: „Bist du ein Liberator, so rette deine Altäre und die Stadt!“ Vorzugsweise kehrte sich die Wut gegen die alten römischen Götter, die nach der Ansicht des gemeinen Volkes verpflichtet waren, mit größerer Sorgfalt als andere über die Stadt zu wachen. Sie hatten sich als machtlos erwiesen und wurden darum beschimpft. Als auf der Via Asinaria ägyptische Priester mit einer Statue der Isis erschienen, die sie aus dem Tempel bei der Porta Coelimontana gerettet hatten, stürzte sich ein Haufe unter sie, hielt den Wagen an, zog ihn zum Appischen Tore, ergriff hier das Bild der Göttin und stellte es im Tempel des Mars auf. Die Priester des Mars wollten Widerstand leisten, wurden aber überwunden. In anderen Teilen der Stadt rief das römische Volk zu Serapis, Baal oder Jehova, deren Anhänger aus allen Gassen um die Subura und jenseits des Tibers sich sammelten und mit ihrem Geschrei und ihrer Verwirrung die Felder erfüllten. In einzelnen Rufen lag auch etwas wie Triumph, und als einige Bürger in ihren Chor einstimmten und den „Herrn der Welt“ priesen, suchten andere, hierüber aufgebracht, sie mit Gewalt zu unterdrücken. Man hörte auch Hymnen, von Männern in der Vollkraft ihrer Jahre, Greisen, Frauen und Kindern gesungen – wunderbar schöne, feierliche Weisen, deren Inhalt niemand verstand, in denen sich aber stets die Worte wiederholten: „Siehe, der Richter kommt am Tage des Zorns und der Klage!“
    So umringte eine Menge

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