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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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dreimal und wandte sich dann zu Vinicius:
    „Fürchte nichts, die Hütte des Steinbrechers ist nahe; darin werden wir Linus, Lygia und ihren treuen Diener finden. Christus, der sie dir bestimmt hat, rettete sie!“
    Vinicius wankte und lehnte das Haupt an die Felswand. Der Ritt von Antium her, die Erlebnisse vor der Stadtmauer, die Suche nach Lygia mitten unter brennenden Häusern, Mangel an Schlaf und die furchtbare Angst hatten ihn erschöpft. Die Kunde, daß sein Teuerstes auf Erden in der Nähe weile und daß er Lygia in kurzem sehen werde, raubte ihm die letzte Kraft. Vor Schwäche zu den Füßen des Apostels niederfallend, umfing er dessen Knie und blieb lange wortlos in dieser Stellung.
    „Nicht mir, sondern Christus gib die Ehre“, sagte Petrus, jeden Dank ablehnend.
    „Welch guter Gott!“ sprach Chilon. „Aber was soll ich mit den Maultieren anfangen, die dort unten warten?“
    „Steh auf und komm mit mir!“ forderte Petrus den jungen Mann auf.
    Vinicius erhob sich. Tränen rannen ihm über die blassen Wangen, seine Lippen bewegten sich wie im Gebet.
    „Gehen wir!“ sprach er.
    Doch Chilon wiederholte:
    „Was fange ich mit den Maultieren an, die dort warten? Vielleicht will der würdige Prophet lieber reiten als gehen?“
    Vinicius wußte nicht, was er antworten sollte. Da die Hütte des Steinbrechers in der Nähe lag, sagte er endlich:
    „Bringe sie zu Macrinus zurück!“
    „Verzeihe, Gebieter, wenn ich dich an das Haus in Ameriola erinnere. Angesichts dieses schrecklichen Feuers könnte eine solche Kleinigkeit leicht vergessen werden.“
    „Du wirst es bekommen.“
    „O Urenkel des Nutna Pompilius, ich zweifelte nie daran, nun aber, da dieser hochherzige Prophet Zeuge ist, will ich dich nicht einmal daran erinnern, daß du mir auch einen Weinberg versprachst. Pax vobiscum. Ich werde vorsprechen, Gebieter. Pax vobiscum!“
    „Friede sei mit dir“, erwiderten sie.
    Petrus und Vinicius wandten sich nach rechts, den Hügeln zu. Unterwegs sagte Vinicius:
    „Meister, wasche mich mit dem Wasser der Taufe, damit ich mich einen wahren Bekenner Christi heißen darf. Aus ganzer Seele liebe ich ihn. Reinige mich bald, denn ich bin bereit. Was du gebietest, will ich tun; sag mir deinen Willen!“
    „Liebe den Nächsten als deinen Bruder“, antwortete der Apostel; „nur durch Liebe kannst du ihm dienen.“
    „Ich fühle es; als Kind glaubte ich an die Götter Roms, obschon ich sie nicht liebte. Ihn aber, den einen Gott, liebe ich so, daß ich mein Leben für ihn hingeben würde.“
    Zum Himmel blickend, fügte er begeistert hinzu:
    „Denn er ist der Eine, der allein Gütige und Barmherzige; mag darum diese Stadt untergehen, mag die ganze Welt in Trümmer fallen, ihn allein will ich bekennen und anbeten.“
    „Und er wird dich und dein Haus segnen“, schloß der Apostel.
    Inzwischen hatten sie einen anderen Hohlweg betreten, an dessen Ende ein mattes Licht blinkte. Petrus deutete darauf hin und sagte:
    „Dort steht die Hütte des Steinbrechers, der uns ein Obdach gab, als wir mit dem kranken Linus vom Ostrianum zurückkehrten und Rom in Flammen fanden.“
    Nach einer Weile langten sie vor dieser Hütte an. Es war eher eine Höhle, ausgerundet im Hügel und vorn durch Rohrgeflecht begrenzt, die Tür verschlossen; durch eine Öffnung konnte man jedoch ins Innere blicken. Eine dunkle Hünengestalt trat ans Fenster und fragte:
    „Wer seid ihr?“
    „Diener Christi“, antwortete Petrus. „Friede sei mit dir, Ursus!“
    Ursus verbeugte sich tief vor Petrus. Vinicius erkennend, ergriff er dessen Hand und zog sie an die Lippen.
    „Du, Gebieter! Gepriesen sei das Lamm um der Freude willen, die du Lygia bringst.“
    Ursus öffnete das Tor, und sie traten ein. Auf einem Strohbündel lag Linus, abgezehrt und weiß wie Elfenbein. Neben dem Feuer saß Lygia mit einer Anzahl an einer Schnur aufgereihter Fische. Die Fische von der Schnur lösend und in der Meinung, es sei nur Ursus eingetreten, blickte sie nicht auf. Vinicius trat auf sie zu, rief sie beim Namen und öffnete die Arme. Sie sprang auf, ein Strahl der Freude trat auf ihr Gesicht. Wortlos warf sie sich in seine Arme, wie ein Kind, das nach tagelanger Sehnsucht und Furcht Vater oder Mutter wiederfindet.
    Vinicius umarmte Lygia und drückte ihre schlanke Gestalt mit solchem Entzücken an seine Brust, als ob sie durch ein Wunder gerettet worden sei. Sie loslassend, faßte er ihren Kopf bei den Schläfen, küßte sie auf Stirn und Augen, umarmte

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