Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
Vom Netzwerk:
anderen Christen bewohnte. Wir gingen dorthin und nahmen Kroton, deinen Ringkämpfer, mit, den Vinicius zu unserem Schutze gedungen hatte. Doch Ursus, Lygias Sklave, erwürgte Kroton. Dieser Ursus ist ein entsetzlich starker Mann, der den Nacken eines Stieres so leicht bricht wie ich einen Mohnstengel. Aulus und Pomponia lieben ihn darum sehr.“
    „Beim Hercules“, sagte Nero, „der Sterbliche, der Kroton erwürgen konnte, verdient eine Statue auf dem Forum. Allein du bist entweder im Irrtum, Alter, oder du lügst; Vinicius war es, der Kroton erstach.“
    „So werden die Götter verleumdet! O Herr, ich sah mit eigenen Augen, wie Krotons Rippen in Ursus’ Armen krachten. Der Riese stürzte dann auf Vinicius los und würde ihn getötet haben, hätte Lygia es ihm nicht gewehrt. Vinicius war lange Zeit danach krank; man pflegte ihn jedoch in der Hoffnung, die Liebe werde ihn bewegen, ein Christ zu werden. So geschah es in der Tat; Vinicius wurde ein Christ.“
    „Vinicius?“
    „Ja!“
    „Und vielleicht Petronius auch?“ fragte Tigellinus hastig.
    Chilon rieb sich die Hände und erwiderte:
    „Ich bewundere deinen Scharfsinn. Vielleicht ist er Christ geworden. Sehr wohl möglich, daß er Christ geworden ist.“
    „Nun begreife ich, warum er die Christen in Schutz nimmt.“
    Nero lachte.
    „Petronius ein Christ! Petronius ein Feind des Wohllebens! Seid keine Narren; verlangt nicht von mir, so etwas zu glauben; ich bin ohnehin geneigt, nichts von dem allen zu glauben.“
    „Der edle Vinicius wurde ein Christ, Herr. Bei dem Glanze, der von dir ausgeht, schwöre ich, daß es wahr ist und daß nichts mir so zuwider ist wie Lüge. Pomponia Graecina ist Christin, der kleine Aulus ist Christ, Lygia und Vinicius sind Christen. Treu ergeben diente ich Vinicius, er aber ließ mich auf den Wunsch Glaukos’, des Arztes, peitschen, obschon ich alt bin und vor Hunger krank war. Beim Hades schwur ich, ihm das nicht zu vergessen. O Herr, räche mich, und ich liefere dir Petrus, den Apostel, Linus, Cletus, Glaukos und Crispus, die Vornehmsten unter ihnen, auch Lygia und Ursus in die Hände. Hunderte, Tausende will ich euch angeben; ihre Gebetshäuser und Friedhöfe verrate ich euch – all eure Kerker werden sie nicht fassen. Ohne mich würdet ihr sie nicht finden. Ich suchte bis jetzt nur in der Philosophie Trost im Unglück, nun aber will ich Trost suchen in deinen Gunstbezeigungen, die mir zuteil werden sollen. Ich bin alt und habe doch das Leben nie gekannt. Laß es mich endlich beginnen!“
    „Du willst also vor vollen Schüsseln Stoiker sein“, sagte Nero.
    „Wer dir Dienste erweist, wird sie voll bekommen.“
    „Du irrst dich nicht, mein Philosoph.“
    Doch Poppäa vergaß ihre Feinde nicht. Ihre Begierde nach Vinicius war zwar nichts als eine augenblickliche, unter dem Einfluß der Eifersucht und gekränkten Stolzes entstandene Laune gewesen. Dennoch hatte die Weigerung des schönen Mannes sie schwer verwundet. Sie fühlte sich beleidigt. Schon das allein, daß er es wagte, eine andere ihr vorzuziehen, schien ihr ein Verbrechen, das um Rache schrie. Lygia hatte sie vom ersten Blicke an gehaßt, weil die Schönheit dieser Blume aus dem Norden ihr gefährlich schien. Petronius, der von zu schmalen Hüften gesprochen hatte, mochte dem Cäsar weismachen, was er wollte, nicht aber der Augusta, die sofort gesehen hatte, daß in ganz Rom Lygia die einzige war, die ihr an Schönheit gleichkam, wenn nicht sie übertraf. Und Lygias Untergang war bei Poppäa beschlossen.
    „Herr“, sprach sie, „räche unser Kind.“
    „Eilt“, rief Chilon, „eilt! Vinicius bringt sie sonst in Sicherheit. Ich will ihre Wohnung angeben.“
    „Ich gebe dir zehn Mann mit. Geh sogleich!“ sagte Tigellinus.
    „O Herr, du hast Kroton nicht in Ursus’ Armen gesehen. Wenn du mir fünfzig Mann mitgibst, so will ich das Haus aus der Ferne zeigen. Doch wenn ihr Vinicius nicht gefangennehmt, bin ich verloren.“
    Tigellinus blickte zu Nero hin.
    „Wäre es nicht angezeigt, o Gottheit, auf einmal mit Oheim und Neffen fertig zu werden?“
    Nero besann sich einen Augenblick und erwiderte dann:
    „Nein, niemand würde uns glauben, wenn wir Petronius, Vinicius oder Pomponia Graecina der Brandstiftung beschuldigten. Ihre Häuser waren zu wertvoll. Die Reihe kommt später an sie; vorerst brauchen wir andere Opfer.“
    „So gib mir Soldaten als Leibwache mit, o Herr“, sagte Chilon.
    „Sorge dafür, Tigellinus“, befahl Nero.
    „Inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher