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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Mann ist sein Gewicht in Gold wert!“ erklärte Tigellinus.
    „Leg deine Freigebigkeit zum Gewichte, sonst trägt ein Lufthauch meinen Wert von dannen“, bemerkte Chilon.
    „Er würde Vitellius nicht überwiegen“, warf Nero ein.
    „Eheu, du Gott mit dem silbernen Bogen, mein Witz ist nicht von Blei.“
    „Ich sehe, dein Glaube hindert dich nicht, mich Gott zu nennen.“
    „Unsterblicher, mein Glaube bist du; diesen Glauben beschimpfen die Christen, darum hasse ich sie.“
    „Was weißt du von ihnen?“
    „Erlaubst du mir zu weinen, Gottheit?“
    „Nein, weinen ist mir widerwärtig.“
    „Du hast dreifach recht; denn Augen, die dich gesehen haben, sollten für immer aufhören zu weinen. Herr, schütze mich gegen meine Feinde!“
    „Sprich von den Christen“, befahl Poppäa ungeduldig.
    „Ich gehorche dir, o Isis“, antwortete Chilon. „Seit meiner Jugend widme ich mich der Philosophie und forsche nach Wahrheit. Ich suchte sie bei den göttlichen Weisen des Altertums, in der Akademie Athens und im Serapeum Alexandriens. Als ich von den Christen hörte, glaubte ich, sie bildeten eine neue Schule, bei der ich einige Körnchen Wahrheit finden könnte. Zu meinem Unglück machte ich ihre Bekanntschaft. Der erste Christ, mit dem mein Unstern mich bekannt machte, war ein gewisser Glaukos, ein Arzt aus Neapel. Er verriet mir bald, daß sie einen gewissen Chrestos verehren, der versprochen habe, alle Menschen zu vernichten, alle Städte auf Erden in Schutt zu verwandeln; sie jedoch habe er zu schonen versprochen, wenn sie ihm in der Ausrottung der Kinder Deukalions beistünden. Aus diesem Grunde, o Augusta, hassen sie die Menschen und vergiften die Brunnen; aus diesem Grunde überhäufen sie bei ihren Versammlungen Rom mit Flüchen und verwünschen die Tempel unserer Götter. Chrestos wurde gekreuzigt; er versprach jedoch wiederzukommen, wenn Rom in Brand gesteckt würde, und dann den Christen die Weltherrschaft zu verleihen.“
    „Das Volk mag nun erkennen, weshalb Rom zerstört wurde“, unterbrach ihn Tigellinus.
    „Viele wissen es schon; denn ich halte Reden in den Gärten und auf dem Campus Martius. Doch vernehmet, warum ich nach Rache lechze. Glaukos, der Arzt, gestand mir nicht sogleich, daß Haß ihr Gebot sei, sondern erklärte, Chrestos sei ein guter Gott; die Grundlage ihrer Religion sei die Liebe. Mein weiches Herz vermochte einer solchen Lehre nicht zu widerstehen; ich faßte darum Zuneigung zu Glaukos und vertraute ihm. Jedes Stück Brot, jede Kupfermünze teilte ich mit ihm. Und weißt du, Herrin, wie er mir’s lohnte? Auf dem Wege von Neapel nach Rom stieß er ein Messer in meine Brust und verkaufte mein Weib, die schöne jugendliche Berenice, an einen Sklavenhändler. Wenn Sophokles meine Geschichte kennte! – Doch was sage ich? Ein Größerer als Sophokles hört sie jetzt.“
    „Armer Mann!“ sagte Poppäa.
    „Wer Aphrodites Antlitz schaute, ist nicht arm, o Herrin, und ich darf es in diesem Augenblicke schauen. Ich suchte dann Trost in der Philosophie. Nach Rom gekommen, forschte ich nach den Oberen der Christen, um Gerechtigkeit zu erlangen. Ich glaubte, man würde Glaukos zwingen, mir mein Weib zurückzugeben. Ich lernte ihren obersten Priester kennen, auch einen gewissen Paulus, der früher hier im Kerker war, später jedoch freigelassen wurde. Nach und nach machte ich die Bekanntschaft des Sohnes des Zebedäus, des Linus, des Cletus und anderer. Ich weiß ihre früheren Versammlungsorte und ihre jetzigen. In einer Aushöhlung des Vatikanischen Hügels, in einem Friedhof vor dem Nomentanischen Tore feiern sie ihre schamlosen Zeremonien. Ich sah den Apostel Petrus, sah, wie Glaukos Kinder tötete, damit der Apostel die Häupter der Versammelten mit dem Blute besprengen könne. Ich hörte Lygia, die Pflegetochter Pomponia Graecinas, sich rühmen, daß sie zwar nicht das Blut, wohl aber das Leben eines Kindes bringe; denn sie habe die kleine Augusta behext, eure Tochter, o Osiris und Isis.“
    „Hörst du, Cäsar?“ sagte Poppäa.
    „Ist’s möglich?“ rief Nero.
    „Ich war bereit, mein eigenes Ungemach zu verzeihen; doch als ich von eurem hörte, hätte ich sie erstechen mögen. Leider hinderte mich Vinicius daran, der in sie verliebt ist.“
    „Vinicius? War sie ihm denn nicht entflohen?“
    „Sie war es, allein er forschte nach ihr, weil er ohne sie nicht leben konnte. Um kargen Lohn unterstützte ich ihn beim Suchen und wies ihm das Haus jenseits des Tibers, das sie mit

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