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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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errötete sie vor Entzücken, als ob sie ein unschuldiges Mädchen wäre.
    „Was willst du mir sagen, Charis?“ fragte Petronius, die Hände nach ihr ausstreckend.
    Sie neigte ihm ihr goldenes Haupt zu und antwortete:
    „Anthemios ist mit seinen Chorsängern gekommen und fragt, ob du ihn hören magst.“
    „Laß ihn warten; er mag uns während des Mahles die Hymne auf Apollon singen. Bei den Hainen von Paphos! Wenn ich dich in diesem Kleide aus Seidenflor erblicke, so ist mir, als habe Aphrodite sich mit einem Stück des Himmels verschleiert und stehe so vor mir.“
    „O Herr!“
    „Komm her, Eunike, leg deine Arme um mich und biete mir deine Lippen. Liebst du mich?“
    „Ich würde Zeus nicht mehr lieben.“
    Dann drückte sie ihre Lippen auf die seinen und bebte vor Glück in seinen Armen. Petronius fragte sie darauf:
    „Wenn wir uns aber trennen müßten?“
    Eunike sah auf zu ihm mit erschrockenen Augen.
    „Wie soll ich dies verstehen, Herr?“
    „Fürchte nichts. Ich frage nur, denn wer weiß, ob ich nicht eine lange Reise anzutreten haben werde.“
    „Nimm mich mit dir …“
    Petronius wechselte rasch das Gespräch:
    „Sage mir, gibt es auf dem Grasplatze des Gartens auch Goldwurz?“
    „Die Zypressen und Grasplätze sind vom Feuer gelb geworden, die Blätter fallen von den Myrten, und der ganze Garten scheint wie tot zu sein.“
    „Ganz Rom scheint wie tot zu sein und wird bald eine wirkliche Begräbnisstätte werden. Weißt du schon, daß ein Edikt gegen die Christen erlassen wird und eine Verfolgung beginnt, in der Tausende zugrunde gehen werden?“
    „Warum werden die Christen bestraft, Herr? Sie sind gut und friedliebend.“
    „Eben weil sie es sind.“
    „Gehen wir ans Meer! Deine schönen Augen lieben es nicht, Blut zu sehen.“
    „Gut, erst aber möchte ich baden. Komm zum Oleothecium, um meine Arme zu salben. Beim Gürtel der Kypris! Nie bist du mir so schön erschienen. Ich werde befehlen, dir ein Bad in Form einer Muschel zu bauen; du wirst gleich einer köstlichen Perle darin erscheinen. Komm, mein Goldhaar.“
    Er ging hinaus, und eine Stunde später befanden sich beide, rosenbekränzt und mit strahlenden Augen, an einem mit goldenen Tafelgeräten bedeckten Tisch. Knaben, als Liebesgötter gekleidet, bedienten sie, den Wein tranken sie aus efeuumwundenen Bechern und hörten die unter Leitung des Anthemios mit Harfenbegleitung ausgeführte Hymne auf Apollon. Was kümmerte es sie, daß rings um die Villa die Kamine der Häuserruinen gen Himmel starrten und Windstöße die Asche des verbrannten Roms nach allen Richtungen trieben? Sie waren glücklich im Gedanken an die ihr Leben zu einem göttlichen Traume umwandelnde Liebe. Doch ehe der Gesang beendet war, trat ein Sklave, der Vorsteher des Atriums, in die Halle.
    „Herr“, sagte er mit vor Angst zitternder Stimme, „ein Zenturio steht mit einer Abteilung Prätorianer vor dem Tore und wünscht dich auf Befehl des Cäsars zu sehen.“
    Gesang und Lautenspiel verstummten. Unruhe bemächtigte sich aller Anwesenden; denn der Cäsar bediente sich beim Verkehr mit Freunden gewöhnlich keiner Prätorianer, und ihr Erscheinen zu dieser Zeit verhieß nichts Gutes. Petronius allein zeigte nicht die leiseste Bestürzung und sagte darum wie ein Mann, der durch ununterbrochene Besuche belästigt wird:
    „Man mag mich doch in Frieden mein Mahl einnehmen lassen.“
    Dann wandte er sich zu dem Aufseher des Atriums und sagte:
    „Laß ihn eintreten!“
    Der Sklave verschwand hinter dem Vorhang. Einen Augenblick später schallten schwere Schritte, und ein Bekannter des Petronius, der Zenturio Aper, erschien, bewaffnet, mit eisernem Helm auf dem Kopfe.
    „Edler Herr“, sagte er, „hier ist ein Brief vom Cäsar.“
    Petronius streckte gleichgültig seine weiße Hand danach aus, nahm das Täfelchen, ließ sein Auge darüber wegeilen und gab es in aller Ruhe Eunike.
    „Er will heute abend ein neues Buch der Trojade lesen und lädt mich ein zu kommen.“
    „Ich habe nur Befehl, den Brief abzugeben“, sagte der Zenturio.
    „Ja. Es bedarf keiner Antwort. Aber, Zenturio, du sollst ein wenig bei uns bleiben und einen Becher Wein leeren.“
    „Danke dir, edler Herr! Einen Becher Wein will ich gern auf deine Gesundheit trinken; bleiben kann ich indessen nicht, denn ich bin im Dienst.“
    „Warum wurde dir der Brief gegeben und nicht durch einen Sklaven gebracht?“
    „Ich weiß es nicht, Herr! Vielleicht war es, weil ich in anderer Dienstsache

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