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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Vinicius legten ihren Weg schweigend zurück.
    Erst als sie in die Nähe seiner Villa gekommen waren, fragte Petronius:
    „Dachtest du an das, was ich dir sagte?“
    „Ich dachte daran“, war die Antwort.
    „Glaubst du, daß dies für mich eine Frage von höchster Wichtigkeit ist? Ich muß sie befreien trotz des Cäsars und Tigellinus’. Dies ist eine Art Schlacht, in der ich den Sieg erringen, eine Art Spiel, das ich gewinnen muß, selbst auf Kosten des eigenen Lebens. Der heutige Tag hat mich in meinem Plane noch mehr bestärkt.“
    „Möge Christus dich belohnen!“
    „Du wirst sehen.“
    Unterdessen langten sie vor der Villa an und verließen die Sänfte. Da näherte sich ihnen eine dunkle Gestalt und fragte:
    „Ist der edle Vinicius hier?“
    „Er ist hier“, antwortete Vinicius, „was wünschest du?“
    „Ich bin Nazarius, der Sohn Miriams. Ich komme vom Gefängnis und bringe Nachrichten von Lygia.“
    Vinicius, keines Wortes mächtig, legte seine Hand auf die Schulter des Jünglings und blickte beim Fackellicht in dessen Auge.
    Nazarius erriet die nicht ausgesprochene Frage und berichtete:
    „Sie lebt noch. Ursus sendet mich, dir zu sagen, daß sie in ihrem Fieber betet und deinen Namen wiederholt.“
    „Gepriesen sei Christus, der die Macht hat, sie mir wiederzugeben!“ sagte Vinicius.
    Er führte Nazarius nach der Bibliothek, und bald kam auch Petronius, um ihrer Unterredung beizuwohnen.
    „Krankheit rettete sie vor der Schande, denn die Häscher wollen nichts mit Kranken zu tun haben“, sprach der Jüngling. „Ursus und Glaukos, der Arzt, wachen bei ihr Tag und Nacht.“
    „Sind die Wachen dieselben?“
    „Sie sind dieselben, und Lygia ist in dem Raum, der für die Wachen bestimmt ist. Alle Gefangenen in den tiefergelegenen Kerkern starben am Fieber oder erstickten in der unreinen Luft.“
    „Wer bist du?“ fragte Petronius.
    „Der edle Vinicius kennt mich; ich bin der Sohn jener Witwe, bei der Lygia wohnte.“
    „Und ein Christ?“
    Der Jüngling schaute fragend nach Vinicius; als er aber diesen beten sah, erhob er das Haupt und antwortete:
    „Ich bin ein Christ.“
    „Wie kannst du frei in das Gefängnis eintreten?“
    „Ich verdingte mich, Leichname herauszutragen, um so meinen Brüdern beizustehen und Nachrichten aus der Stadt zu bringen.“
    Petronius betrachtete aufmerksam das einnehmende Gesicht des Jünglings, seine blauen Augen und sein reiches, dunkles Haar.
    „Aus welchem Lande bist du?“ fragte er.
    „Ich bin ein Galiläer, Herr.“
    „Würdest du Lygia gern frei wissen?“
    Der Jüngling erhob seine Augen.
    „Ja, selbst wenn ich mein eigenes Leben opfern müßte.“
    Vinicius endete sein Gebet und sprach:
    „Sage den Wachen, sie sollen Lygia wie eine Tote in einen Sarg legen. Suche dir Gehilfen, um sie des Nachts aus dem Gefängnis zu tragen. In der Nähe der Leichengrube werden Leute mit einer Sänfte warten; ihnen übergibst du den Sarg. Versprich den Wachen so viel Gold von mir, als ein jeder in seinem Mantel fassen kann.“
    Während dieser Worte verlor sein Angesicht die frühere Starrheit, der Soldat erwachte wieder in ihm, und die Hoffnung gab ihm seine frühere Willenskraft zurück.
    Nazarius wurde rot vor Freude, hob die Hände und rief:
    „Möge Christus ihr Gesundheit geben, denn sie wird frei sein.“
    „Glaubst du, daß die Wachen zustimmen?“ fragte Petronius.
    „Die Wachen wollten sogar in ihre Flucht einwilligen; um so mehr werden sie uns Lygia als Leiche hinaustragen lassen“, sagte Vinicius.
    „Es ist zwar ein Mann aufgestellt“, berichtete Nazarius, „der die wegzutragenden Körper mit rotglühendem Eisen brennt, um sich von ihrem Tode zu überzeugen. Aber für einige Sesterze wird er Lygias Angesicht nicht berühren, und für einen Aureus statt ihrer den Sarg brennen.“
    „Sage ihm, er werde eine Mütze voll Goldstücke erhalten“, sprach Petronius.
    „Aber kannst du zuverlässige Gehilfen finden?“
    „Es gibt Menschen, die für Geld ihre eigenen Weiber und Kinder verkaufen würden.“
    „Wo wirst du sie finden?“
    „Im Gefängnis selbst oder in der Stadt. Sind einmal die Wachen bezahlt, so kann ich hineinführen, wen ich will.“
    „Dann nimm mich als einen gemieteten Diener mit“, sagte Vinicius.
    Aber Petronius widersetzte sich ernstlich.
    „Die Prätorianer könnten dich selbst in der Verkleidung erkennen, und dann ist alles verloren. Geh weder ins Gefängnis noch nach der Leichengrube. Alle, auch der Cäsar und

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