Quofum
Ordnung, dass er daraus Proben mitnahm, aber nicht, dass dieser ihn probierte. Versuche von Alien-Waldbesuchern, sich mit Eindringlingen zu vereinigen, waren schon auf vielen anderen Welten beobachtet worden. Für solche Kreaturen war er nichts weiter als eine weitere verlockende, umherlaufende Nahrungsquelle. Als Wissenschaftler, der sich in der relevanten Biologie bestens auskannte, nahm er keinen Anstoß an dem Versuch des Gewächses, ihn zu infizieren. Versuchter Parasitenbefall geschah völlig wahllos und war nur für die Unaufmerksamen und Unerfahrenen eine wirkliche Bedrohung.
Falls es wirklich ein Zufall gewesen war.
Jetzt wirst du langsam völlig verrückt, sagte er sich und schob sich durch ein Dickicht aus groß gewachsenen, einblättrigen Gewächsen mit kupfern-metallischer Haut. Parasitenbefall geschah immer zufällig, doch auf Quofum konnte und durfte man nichts als gesichert hinnehmen. Es war ja nicht so, als hätte irgendeine unbekannte, unvorstellbare Intelligenz der knochenbasierten Lebensform befohlen, sich an ihn zu heften. Das ergab nun wirklich keinen Sinn.
Aber traf das nicht auch auf diese ganze Welt zu? War es wirklich so verrückt, auf einem von einer irrationalen Evolution dominierten Planeten über das Lächerliche nachzudenken? Natürlich gab es nur einen Weg, das herauszufinden. Er konnte zulassen, dass ihn ein Parasit befiel. Wenn schon nicht der knochenbasierte, dann vielleicht einer, der hartnäckiger und fortschrittlicher war. Er wäre nicht der erste entschlossene Wissenschaftler, der eine parasitäre Lebensform studierte, indem er sich selbst damit infizierte.
Trotz seines Verlangens nach Wissen und seiner ermüdenden Suche nach Antworten war er sich aber nicht sicher, ob seine Einsatzbereitschaft wirklich so weit ging.
Ungeachtet seiner erschütternden Begegnung fühlte er sich im Wald weiterhin wohl. Wenn das nächste Mal einer der eifrigen Waldbewohner den Versuch unternähme, ihn anzufallen, wäre er jedoch bereit und würde diesen mühelos abwehren. Immer, wenn er ins Lager zurückkehrte, kümmerte er sich mit besonderer Sorgfalt um seine persönliche Hygiene und reinigte sich gründlich, um einer Infektion vorzubeugen. Gelegentlich sah er sich gezwungen, sich mit aktiven Raubtieren und nicht nur langsamen Parasiten auseinanderzusetzen. Diese fielen jedoch rasch gezielten Stößen aus seiner Waffe zum Opfer und trugen nur zur wachsenden Probensammlung bei, die im Lager in Stasis aufbewahrt wurde.
Doch obwohl es dem Wald nicht gelang, seinen Körper zu erobern, fuhren dessen äußerst exzentrische und vielfältige Bewohner und alle, die sie potenziell repräsentierten, damit fort, seinem Geist zuzusetzen.
Seltsamerweise erschien das, was bei Tageslicht gänzlich fremdländisch wirkte, des Nachts deutlich mehr Sinn zu ergeben. Die Kakofonie der Tiergeräusche wurde ihm immer vertrauter und erinnerte ihn mehr und mehr an ein sich ständig veränderndes Alien-Konzert, das er nicht nur gern für die unbekannte Nachwelt aufzeichnete, sondern dessen seltsame harmonische Schönheit häufig bewirkte, dass er einfach nur dastand und bezaubert lauschte. Die Lieder, Schreie und hoffnungsvoll gejaulten Sehnsüchte der Nacht hießen ihn willkommen und zogen ihn stärker an, als es ein direkter Anblick je gekonnt hätte.
Obwohl er sich aufgrund der wachsenden Distanz zu seinem Freund und Kollegen Sorgen machte, sagte N'kosi nichts. Da er selbst in seiner eigenen Arbeit aufging und den anderen Xenologen in letzter Zeit nur noch unregelmäßig sah, hatte er auch keine Zeit, bei einem Thranx den Therapeuten zu spielen. Ohne die Möglichkeit verschiedener Gesichtsausdrücke konnte man auch unmöglich erahnen, was sein Gegenüber empfand, und noch viel weniger, was es dachte. Doch indem er die kleinen Hinweise bemerkte und interpretierte, wurde N'kosi zunehmend klarer, dass Valnadireb viel zu viel Zeit in dem großen evolutionären Experiment, das der quofumianische Wald darstellte, verbrachte und viel zu wenig mit den rudimentären Dingen des täglichen Lagerlebens. Aufgrund der informellen Beobachtungen, die er zwangsläufig machen musste, mehrten sich zwar die Verdachtsmomente, aber er sagte nichts. Er erwähnte es nicht einmal.
Bis Valnadireb eines Abends nicht zurückkehrte.
Das Schlimmste fürchtend, machte sich N'kosi auf die Suche nach seinem Kollegen. Hatte der zunehmend gleichgültiger werdende Thranx-Xenologe seine Wachsamkeit derart vernachlässigt, dass ihn eine weitere
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