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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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die Zeit. Er nicht. Für Mason gab es nur noch Tageslicht oder Dunkelheit auf der Welt. Er musste davon ausgehen, dass, wer auch immer die Markierung machte, wusste, was vor sich ging. Dem Katzenkalender nach war es Sonntag und keine Woche mehr bis Weihnachten. Die Zeit verging wie im Flug. Doch dieses Jahr würde niemand Strümpfe an den Kamin hängen. Kein Eierpunsch mit Rum und Weihnachtspartys im Keller seines Freundes. Letztes Jahr war Tom so betrunken gewesen, dass er Zuckerstangen und Plätzchen auf die schneebedeckte Einfahrt erbrochen hatte. Die Zeiten waren vorbei.
    Es war merkwürdig, jetzt in Vancouver zu leben, weil es überhaupt keinen Schnee gab. Zu Hause in Saskatoon war um diese Jahreszeit alles unter einer meterhohen weißen Decke begraben. Er würde jetzt vermutlich Schnee schaufeln, während seine Mutter Plätzchen für Weihnachten backte. Nicht dass er sich beklagte. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie eventuelle Überlebende in seiner Heimatstadt ohne Strom zurechtkamen. Sie waren sicher schon Eis am Stiel. War Saskatoon inzwischen eine Geisterstadt geworden? Gab es dort vielleicht auch Hetzer, die auf den Straßen patrouillierten, so wie hier?
    So viele Feiertage bedeuteten nichts mehr. Thanksgiving und Halloween hatte er völlig verschwitzt. Alle anderen auch. Früher war Halloween sein Lieblingsfeiertag gewesen. Es brachte nichts, an das alles zu denken. Kostüme. Süßigkeiten. Zurzeit gab es auch so jede Menge gruseliger Monster. Sie brauchten sich nicht einmal zu verkleiden.
    Zum Glück tauchte gerade keines davon auf, um ihn zu verfolgen.
    Als er den Queen Elizabeth Park erreicht hatte, lenkte er das Motorrad in die Mitte der Straße. Er sah sich um und vergewisserte sich, dass die Luft rein war, bevor er den Motor abstellte. Dann nahm er den Helm ab und hängte ihn an den Lenker. Seine Ohren lauschten in die Stille und suchten nach etwas, das er als Warnung interpretieren konnte. Stimmen. Autos. Durchgeknallte Irre, die auf ihn zurannten. Irgendetwas.
    Am Himmel über ihm begann ein Schwarm Graugänse zu schnattern, während sie nach Norden flogen, vermutlich zum Stanley Park. Dort konnten sie den Nachmittag damit verbringen, in der Sonne zu braten, ihre Federn in einem der künstlich angelegten Teiche zu putzen und vollkommen ungestört zu faulenzen. Allerdings hatten sich die Gänse noch nie von jemandem stören lassen. Vermutlich merkten sie nicht einmal, dass die Menschen weg waren.
    Es war erheblich einfacher, ein Vogel zu sein.
    Er riss den Blick von den Gänsen los und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Motorrad zu, auf dessen Rücksitz ein hübsches Mädchen mit grünen Augen versuchte, seinen Helm abzusetzen.
    Â»Und wohin jetzt?«, fragte er.
    Aries rutschte auf dem Sitz herum und probierte, den Riemen des Helms zu lösen. Mason biss sich auf die Zunge, damit ihm nicht etwas rausrutschte, das in die Richtung von »Ich hab’s dir doch gesagt« ging. Wenn sie Helm trugen, konnte sie ihm unmöglich Anweisungen geben, wohin er fahren sollte. Der Motor war so laut, dass sie schreien müssten, um sich zu verständigen. Das hätte nur noch mehr Aufmerksamkeit erregt. Es war keine große Hilfe, dass Aries auf der Schutzausrüstung bestand. Die Aussicht, sich den Schädel auf dem Asphalt einzuschlagen, war Masons geringstes Problem. Aber er hatte den Helm aufgesetzt, weil das besser war, als eine Diskussion anzufangen. Es war einfacher, nur zu nicken und zu allem Ja und Amen zu sagen.
    Â»Wir können hier links abbiegen oder weiter geradeaus zur Neunundvierzigsten fahren«, sagte sie, während sie an ein paar verknoteten Haarsträhnen herumzupfte. »Deine Entscheidung.«
    Â»Nicht meine Entscheidung«, sagte er. »Ich bin der Neue. Schon vergessen? In dieser Stadt kenn ich mich nicht aus. Ich bin der Streuner, wie dein Freund immer sagt.«
    Aries runzelte die Stirn. »Er ist nicht mein Freund.«
    Â»Ach ja? Und warum kletterst du dann immer mitten in der Nacht aus dem Fenster, um dich mit ihm zu treffen?«
    Er freute sich diebisch über den schockierten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Aries war nicht aufgefallen, dass er sie in den letzten Nächten beobachtet hatte. Sie dachte wohl, dass sie sich unbemerkt davongeschlichen hatte. Einige der anderen hatte sie bestimmt täuschen können. Aber nicht Mason. Was allerdings daran lag, dass er genau das Gleiche

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