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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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tat. Um Mitternacht war er meistens auch draußen unterwegs. Er schaffte es einfach nicht, nachts mehr als ein paar Stunden zu schlafen. Er war es nicht gewohnt, ein Haus mit so vielen anderen Leuten zu teilen. Wenn er dann doch mal einnickte, war da immer etwas, das ihn wieder aus dem Schlaf riss. Es gab zu viele Erinnerungen, die ihn wieder an die Oberfläche holten, wenn er träumte. Zu viele Albträume. Wenn er es nicht mehr aushielt, sich schlaflos im Bett zu wälzen, schlich er sich hinaus und ging spazieren. Er ging nie weit weg, immer nur ein paar Häuserblocks. Bis er genug Raum hatte, wieder atmen zu können. Manchmal blieb er im Garten und sah zu, wie der Mond sich über den Himmel schleppte. Im Garten fühlte er sich sicherer. Ein Schutzengel. Er konnte über die anderen wachen, während sie die Augen schlossen und völlig von ihm abhängig waren.
    Jede Nacht redete er sich aus, einfach zu gehen. Oder war es genau umgekehrt? Wie oft konnte er sich noch zum Bleiben überreden?
    Sie waren jetzt ganz schön viele. Eine neue Familie. So viele, für die er verantwortlich war. So viele, die er retten musste. Er wollte es nicht. Er hatte schon so oft versagt. Deshalb waren schon zu viele gestorben.
    Wenn er dann doch einmal schlief, träumte er immer noch von ihr.
    Chickadee.
    Ich möchte, dass du mir etwas versprichst.
    Er hatte sein Versprechen gehalten, nachdem er unterwegs einige Überlebende getroffen hatte – zumindest für eine Weile. Warum war er dann immer noch hier? Er schuldete ihr nichts. Schließlich hatte sie ihn ja nicht gebeten, sich neue Leute zu suchen, auf die er aufpassen sollte. Er war hergekommen, hatte das Meer gespürt und irgendwie war es ihm besser gegangen.
    Aber er war immer noch leer. Und sie immer noch tot. So wie die anderen. Nach Vancouver zu kommen hatte nichts geändert.
    Er griff in seine Jackentasche, wo sich seine Finger um das kleine Glasfläschchen schlossen, das er jetzt ständig bei sich trug. Ein Fläschchen mit Sand. Ein Andenken an den Morgen, an dem er sein Versprechen an Chickadee eingelöst und mit den Beinen im Meerwasser gestanden hatte. Es tröstete ihn. Es war sein Glücksbringer, obwohl er nicht an so etwas glaubte.
    Â»Dann fahren wir zur Neunundvierzigsten«, sagte Aries schließlich. »Da vorne links, anschließend noch ein paar Kilometer weiter.«
    Â»Du bist der Boss«, sagte er.
    Von irgendwoher, nicht weit genug weg, um es zu ignorieren, drang eine auf Band aufgenommene Stimme zu ihnen herüber.
    Â»WARNUNG. WARNUNG. DIE STADT IST ABGESPERRT. NIEMAND DARF HINEIN ODER HINAUS. ÜBERALL STEHEN WACHEN. EINDRINGLINGE UND FLÜCHTLINGE WERDEN ERSCHOSSEN. VERSUCHEN SIE NICHT, DIE STADT ZU VERLASSEN. BLEIBEN SIE NICHT IN DEN HÄUSERN. SIE SIND NICHT MEHR SICHER. ÜBERLEBENDE WERDEN ANGEWIESEN, SICH ZUR PLAZA OF NATIONS IM STADTZENTRUM ZU BEGEBEN. DORT BEKOMMEN SIE HILFE.«
    Â»WARNUNG. WARNUNG. DIE STADT IST ABGESPERRT …«
    Die Ansage lief in einer Endlosschleife.
    Die Hetzer waren inzwischen besser organisiert.
    Beängstigend.
    Mason griff sich seinen Helm. »Wir müssen weg. Beeil dich, sonst sehen sie uns.«
    Aries legte die Arme um seine Taille, als Mason das Motorrad startete.
    Die Ansagen kamen von weißen Transportern mit getönten Scheiben. Mehrere davon fuhren langsam durch die Straßen. Man bekam fast den Eindruck, als hätten die Hetzer sämtliche Kleinlaster von Mietwagenfirmen ausgeliehen. Niemand wusste, wer die Transporter fuhr, doch sie konnten es sich schon denken.
    Und die Hetzer suchten nach ihnen.
    Nicht nur nach ihnen. Nach allen Überlebenden.
    Er wollte sich gar nicht vorstellen, was sie mit ihnen machen würden, wenn sie ihn und Aries bei ihrer Spritztour erwischten.
    Mason wusste nicht, ob die Ansagen tatsächlich stimmten. Er hatte noch nicht versucht, die Stadt zu verlassen. Aber er zweifelte keine Sekunde daran, dass die Hetzer jeden töteten, der die Warnung nicht ernst nahm. Sie hatten bereits den größten Teil der Welt zerstört. Da kam es auf ein paar Menschen mehr oder weniger nicht an.
    Was ihm noch mehr Angst machte, war die Tatsache, dass sie die Leute ins Stadtzentrum schickten. Sie trieben die Überlebenden zusammen. Mason war sicher, dass es ein paar verängstigte, erschöpfte und verwirrte Leute gab, die bereitwillig in die Falle tappten. Es war eine raffinierte List, denen, die

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